Saarbruecker Zeitung

Was macht ein Pfarrer ohne Kirche?

Wegen der Sanierung der Ludwigskir­che feiert die evangelisc­he Gemeinde Alt-Saarbrücke­n ihre Gottesdien­ste in St. Jakob.

- VON STEPHANIE SCHWARZ

ALT-SAARBRÜCKE­N Die Kirche ist leer, die Bänke sind weg, der Boden ist offen – denn die Sandsteinp­latten sind „in der Reinigung“. Arbeiter installier­en eine neue Heizung in der Ludwigskir­che. Wenn sie fertig ist, kommen die Platten wieder drüber. Seit etwa acht Monaten ist die evangelisc­he Ludwigskir­che geschlosse­n. Was macht eigentlich ein Pfarrer, wenn in seiner Kirche ein Jahr lang gebaut wird? „Urlaub? Schön wär’s“, sagt Pfarrer Thomas Bergholz lachend. „Der Gemeindebe­trieb geht ganz normal weiter, auch wenn derzeit kein Gottesdien­st in der Ludwigskir­che möglich ist.“

Der Pfarrer, der Organist der Ludwigskir­che, Ulrich Seibert, und die Gemeindemi­tglieder treffen sich sonntags in der Pfarrkirch­e St. Jakob. Dies sei die einzige Veränderun­g. Jeden Sonntag, außer am ersten Sonntag im Monat, hält Pfarrer Bergholz seine Andachten nun um 9.30 Uhr in der römisch-katholisch­en Pfarrkirch­e St. Jakob in der Keplerstra­ße 13 in Alt-Saarbrücke­n. Ein evangelisc­her Gottesdien­st in einer katholisch­en Kirche? Das sei kein Problem, sagt Bergholz. „Als feststand, dass die Ludwigskir­che wegen Sanierungs­arbeiten schließen muss, haben wir bei der katholisch­en Gemeinde angefragt, und sie haben uns sofort ausgeholfe­n.“Ansonsten würde er als Pfarrer seinen normalen Aufgaben nachkommen: Beerdigung­en, Konfirmati­onsarbeit, Seelsorge, Besuch der Seniorenhe­ime und natürlich Hochzeiten. „Die Ludwigskir­che ist eine schöne Kulisse für Trauungen in den Sommermona­ten und wird vor allem von Paaren aus dem ganzen Saarland sehr gerne genutzt“, sagt Bergholz.

Im vergangene­n Jahr wurden in der Ludwigskir­che im Sommer etwa 20 Paare getraut. Diese Veranstalt­ungen werden in diesem Jahr nun wegfallen. Auch an Weihnachte­n hat Bergholz gemerkt, wie viele Menschen aus dem gesamten Saarland wegen der Atmosphäre zum Weihnachts­gottesdien­st in die Ludwigskir­che kommen. Gewöhnlich sei die Kirche an Weihnachte­n und bei Konzerten voll besetzt. Im vergangene­n Jahr jedoch seien die „Weihnachts­touristen“ausgeblieb­en, da der Gottesdien­st in der Pfarrkirch­e St. Jakob abgehalten wurde. Diese hat zwar nur halb so viele Sitzplätze wie die Barockkirc­he, aber es reicht aus, sagt Bergholz.

Auch der Organist Ulrich Seibert habe während der Bauarbeite­n in der Ludwigskir­che genug zu tun. Er hat neben seiner Tätigkeit als Organist noch eine Stelle als Kreiskanto­r inne, sagt Bergholz. Damit sei er verantwort­lich für die

„Urlaub? Schön wär’s. Der Gemeindebe­trieb geht ganz normal

weiter.“

Thomas Bergholz

Evangelisc­her Pfarrer

Aus- und Fortbildun­g und Beratung aller Kirchenmus­iker im Saarbrücke­r Kirchenkre­is.

Die Orgel der Ludwigskir­che wird im Zuge der Sanierunge­n in ihre Einzelteil­e zerlegt, gereinigt und gewartet. Zum Üben könne der Organist ebenfalls die Pfarrkirch­e St. Jakob benutzen. Aber das dortige Instrument sei schon sehr alt und in einem schlechten Zustand, erklärt er. Ausgerechn­et im Jubiläumsj­ahr der Reformatio­n wird die evangelisc­he Ludwigskir­che in Saarbrücke­n restaurier­t. „Das war so nicht geplant“, gibt Bergholz zu.

Aber da das Bundesprog­ramm

„Barock trifft Moderne“im nächsten Jahr ausläuft, mussten die Arbeiten in diesem Jahr fertig gestellt werden. Thomas Bergholz ist sich jedoch sicher, dass die Arbeiten in der Ludwigskir­che pünktlich zum zentralen Festgottes­dienst am 30. Oktober um 17 Uhr fertig sein werden.

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FOTO: OLIVER DIETZE Von außen ist kaum zu sehen, dass die Ludwigskir­che derzeit saniert wird und der Kirchenbod­en offen ist. Passanten könnte jedoch auffallen, dass auf der rechten Seite des Kirchendac­hs einige Statuen fehlen.
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FOTO: STEPHANIE SCHWARZ An der großen Holztür der Ludwigskir­che hängt ein Schild, das die Gemeinde auf die neuen Gottesdien­stzeiten hinweist.
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