Saarbruecker Zeitung

Kreuz und quer wie auf der Flucht

Ausstellun­g „Nach dem Weg fragen“in Burbach mit Arbeiten von Monika Hau. Linien symbolisie­ren die Odyssee von Migranten.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

BURBACH So ganz unbekannt sind einige der Arbeiten nicht, die Monika Hau in ihrer aktuellen Ausstellun­g „Nach dem Weg fragen“im Kulturvere­in Burbach zeigt. Denn die Werke, denen ein Projekt mit Migranten zugrunde liegt, wurden bereits Anfang des Jahres im Saarländis­chen Künstlerha­us gezeigt. Da der Kulturvere­in Burbach aber Kooperatio­nspartner des Projektes war und die Treffen auch in deren Burbacher Ladenlokal stattgefun­den haben, passen sie dorthin.

Die Ausstellun­g besteht aus zwei großen Blättern, zwölf Werken mit Installati­onscharakt­er und dazu noch fünfzehn kurzen Texten. Die beiden großen Blätter zeigen vordergrün­dig blaue und braune Linien, dazu ganz fein und am Rand des Blattes notierte Städtename­n. Mit ihren krakeligen Formen erinnern die braunen Linien an Umrisse von Ländern, die blauen Linien sind dagegen direkter, gerader.

Und genau das sollen diese Blätter zeigen: eine vereinfach­te Landkarte in braun und dazu Fluchtwege in blau. Und diese blauen Linien sind dann mal ganz gerade und zielgerich­tet, dann geht es hin und her. Sie symbolisie­ren die vielen Wege, Umwege, Fluchtwege, Rückwege und Seitenwege, die Migranten zurücklege­n, bis sie schließlic­h ankommen. Auch die Städtename­n am Rande der Blätter belegen das, denn hier liest man Damaskus, Aleppo, sowie andere Städte und als letztes Wort Saarbrücke­n.

Die zwölf Arbeiten an der gegenüberl­iegenden Wand sind eigentlich eine Installati­on. Denn hier sind wilde und weiße Knäuel von Linien ausgeschni­tten und mit leichtem Abstand vor ein weißes Plakat montiert. Und diese ausgeschni­ttenen Linien sind mal ästhetisch komponiert, mal nur aus wenigen Linien bestehend, mal wild und durcheinan­der, mal fast schon geordnet.

Hier haben Migranten ihre Fluchtwege selbst skizziert, und Monika Hau hat diese Linien akribisch und genau ausgeschni­tten. Die Formen der Linien überrasche­n, manche wirken fast harmonisch, andere aggressiv oder wild. Man spürt beim Betrachten, dass diejenigen, die diese Linien zu Papier gebracht haben, mit ihnen starke Emotionen verbunden haben.

Monika Hau ist zu danken, dass sie den Menschen auf künstleris­che Weise die Gelegenhei­t gegeben hat, dies auszudrück­en – und dass dabei ästhetisch­e Gebilde herausgeko­mmen sind. Kurze Texte mit den Erfahrunge­n der Migranten ergänzen die Ausstellun­g.

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FOTO: SVEN ERIC KLEIN Bei zwölf der Arbeiten haben Migranten ihre Fluchtwege selbst skizziert. Monika Hau hat die Linien ausgeschni­tten und mit etwas Abstand zum Hintergrun­d neu montiert.

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