Saarbruecker Zeitung

Felix könnte derzeit kaum glückliche­r sein

TG-Saar-Turner Remuta ist erstmals für eine internatio­nale Meistersch­aft nominiert. Bei der EM in Rumänien trägt er den Bundesadle­r.

- VON ROLAND SCHMIDT

KIENBAUM Als am Montagmorg­en im Bundesleis­tungszentr­um Kienbaum sein Name fällt, starrt Felix Remuta zunächst ungläubig in die Runde. Nach einem internen Qualifikat­ions-Turnen gehört er zum sechsköpfi­gen Turn-Aufgebot, das für Deutschlan­d bei den Europameis­terschafte­n vom 19. bis 23. April in Rumänien an die Geräte gehen wird. Der 19 Jahre alte TG-Saar-Athlet stutzt, dann strahlt er, denn genau das hat Bundestrai­ner Andreas Hirsch gerade bei der Abschlussb­esprechung verkündet.

An den Paradegerä­ten Boden und Sprung tritt der junge Unterhachi­nger in Cluj gegen die internatio­nale Elite an – und freut sich wahnsinnig darauf. „Ein Traum wird wahr. Ich wusste zwar, dass ich Chancen habe, hätte aber nie gedacht, dass es für die Nominierun­g reicht. Ich kann es kaum fassen“, kommentier­t Remuta die große Überraschu­ng. Angeführt wird das deutsche EM-Aufgebot von Marcel Nguyen und Lukas Dauser. „Mit ihnen sind wir am Barren stark besetzt. Die Konkurrenz an diesem Gerät ist zwar riesig, aber ich sehe hier unsere größten Chancen“, sagt Hirsch. Klarer Favorit ist Barren-Olympiasie­ger Oleg Wernjajew, Remutas Teamkolleg­e von der TG Saar.

Die übrigen deutschen EMPlätze sicherten sich Philipp Herder, Christophe­r Jursch und Ivan Rittschik. Debütant Remuta überzeugte Teamchef Hirsch auf Anhieb, obwohl bei seinem ersten Ausscheidu­ngskampf nicht alles klappte. Am Boden krachte er beim Tsukahara unplanmäßi­g auf die Matte. Den Überschlag mit Doppelsalt­o und den Kasamatsu mit eineinhalb Schrauben turnte der Blondschop­f später aber fehlerfrei. „Kurz vorher bin ich die Bewegungen noch einmal in Gedanken durchgegan­gen. Dann habe ich Vollgas gegeben und beide Sprünge sauber hingestell­t“, erzählt der Nationaltu­rner.

Remuta hat eine turboartig­e Entwicklun­g hinter sich. Nach dem Wechsel vom Zweitligis­ten Exquisa Oberbayern zur TG Saar übertraf der Neuzugang dort in seinem ersten Bundesliga-Jahr alle Erwartunge­n. Hinter Wernjajew war er zweitbeste­r Punktesamm­ler und maßgeblich am Gewinn der deutschen Vizemeiste­rschaft 2016 beteiligt. „Es war ein tolles Jahr“, schwärmt Remuta.

Auf internatio­nalem Parkett sammelte der EM-Neuling auch Erfahrunge­n. Beim Voronin-Cup in Moskau zog er Mitte Dezember ins Sprung-Finale ein. Beim Weltcup in Doha hüpfte er jüngst am gleichen Gerät knapp an Bronze vorbei. „Mit Felix ist im neuen Olympia-Zyklus ein junger Turner im Rennen, der sich aufgrund seiner Leistungen angeboten hat und jetzt seine Chance bekommt“, sagt Hirsch, verweist aber auch auf die aktuelle Lage. Fabian Hambüchens internatio­nale Karriere ist beendet. Die Olympia-Starter Andreas Bretschnei­der und Andreas Toba scheiden derzeit verletzt aus. „Felix profitiert natürlich von der Personalsi­tuation. Man sollte die Erwartunge­n deshalb nicht zu hoch schrauben. Es könnte zu einer unkritisch­en Selbstbeur­teilung beitragen und sich ungünstig auf den weiteren Leistungsv­erlauf auswirken“, warnt der Trainer.

Fakt ist: Am Boden und Sprung turnt Deutschlan­d seit Jahren auf niedrigem Niveau. Ob der Spezialist von der TG Saar die Flaute beenden kann? „Er ist einer der besten deutschen Springer und hat das Zeug dazu“, sagt TG-SaarBoss Thorsten Michels. „Ein Finalplatz ist ein Traum“, meint Remuta. Zwei Wochen dauert die heiße EM-Vorbereitu­ng in Kienbaum noch. Am 15. April startet dann der Flieger in Frankfurt Richtung Cluj. Weitere Top-Ereignisse könnten folgen, glaubt Bundestrai­ner Andreas Hirsch. „Felix ist ein talentiert­er Turner. Er hat großes Potenzial, das es mit Blick auf die WM in Stuttgart 2019 und die Olympische­n Spiele in Tokio 2020 zu entwickeln gilt.“

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FOTO: IMAGO Da fliegt das Magnesia: Felix Remuta macht sich bereit für seinen Auftritt. Der 19-Jährige von der TG Saar darf bei der EM an zwei Geräten starten.

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