Gefährlicher Trend: Die Kuh wird zum Klimakiller
Die Landwirtschaft produziert große Mengen Treibhausgase. Der Anteil wird bis zum Jahr 2050 weiter deutlich zunehmen.
FRANKFURT (np) Weltweit stehen heute rund 1,5 Milliarden Rinder auf den Weiden. Doch das scheinbar idyllische Bild vom friedlichen Milchproduzenten trügt. Kühe liefern nicht nur Milch, ihre Magenund Darmmikroben produzieren beim Verdauungsprozess des Grünfutters das Gas Methan. Und das ist klimaschädlich. Als Treibhausgas ist Methan etwa 25fach gefährlicher als das vielgescholtene Kohlendioxid.
Die Universität Hohenheim hat berechnet, dass Rinder weltweit einen Anteil von vier Prozent am Klimawandel haben. In Deutschland entfallen auf die Landwirtschaft nach Angaben des Bundesumweltamts mehr als sieben Prozent der Treibhausgasemissionen. Die Rolle der Kuh als Klimakiller wird weltweit weiter wachsen, weil in den Schwellenländern der Fleischkonsum einer neuen Mittelschicht wächst.
Doch es gibt noch einen weiteren Grund zur Sorge, berichtet jetzt das Senckenberg-Forschungszentrum Frankfurt. Es geht davon aus, dass der MethanAusstoß aus Rindermägen bis zum Jahr 2050 um fast drei Viertel zunehmen wird. Wissenschaftler des Frankfurter Instituts, der Royal Botanic Gardens und des Scotland Rural College berichten, dass Rinder in wärmeren Regionen der Erde mehr fressen, länger verdauen und damit auch mehr Methan produzieren. Denn Futterpflanzen in wärmeren Regionen hätten einen geringeren Nährwert als in kalten Klimazonen. In wärmeren Regionen dominierten Pflanzen mit einem geringeren Proteinund höherem Ballaststoffgehalt. Die Ursache liege wahrscheinlich in einer Anpassung der Futterpflanzen an Hitzestress und Wassermangel. Sie entwickelten dickere Blätter und Stängel.
Da durch den Klimawandel die Temperaturen weltweit steigen werden, erwarten die Wissenschaftler, dass sich dieser Prozess selbst verstärkt. Der Nährwert der Futterpflanzen könnte durch die Temperaturerhöhung global abnehmen. Mark Lee, Wissenschaftler an den Royal Botanic Gardens in Kew: „Was wir beobachten, ist ein Teufelkreis.“