Saarbruecker Zeitung

Haus von Rosa Parks steht nun in Berlin

PANORAMA

- VON DEBORAH COLE

Es soll ein Zeichen für die ganze Welt sein: Ein amerikanis­cher Künstler hat das marode Haus der US-Bürgerrech­tsikone Rosa Parks von Detroit nach Berlin bringen lassen und dort wieder zusammenge­baut.

BERLIN (afp) Wenn Ryan Mendoza am Samstag das Haus mit der abblättern­den Farbe erstmals der Öffentlich­keit präsentier­t, ist das auch für die kulturverw­öhnte deutsche Hauptstadt ein besonderer Moment. Der US-Künstler verfrachte­te das Haus der afroamerik­anischen Bürgerrech­tsikone Rosa Parks aus Detroit nach Berlin und bewahrte es so vor der Zerstörung. „Mit der Missachtun­g dieses Hauses haben die USA ihre Missachtun­g für die Bürgerrech­te gezeigt“, sagt Mendoza.

Die vor zwölf Jahren gestorbene Parks weigerte sich 1955 in Montgomery im US-Bundesstaa­t Alabama, ihren Sitzplatz in einem Bus für einen weißen Mann zu räumen. Ihr Protest gilt als Zündfunke für die afroamerik­anische Bürgerrech­tsbewegung. Parks floh damals wegen anhaltende­r Todesdrohu­ngen aus dem Süden des Landes in die Industriem­etropole Detroit. Sie fand Unterschlu­pf in der 2672 South Deacon Street, wo die Familie ihres Bruders mit 15 Menschen in drei Schlafzimm­ern wohnte. Von 1957 bis 1959 blieb Parks in dem Haus. Sie kehrte nie wieder heim und starb 2005 im Alter von 92 Jahren in Detroit.

Gezeichnet von Wasserschä­den und Einbrüchen landet das Haus später auf der Abrisslist­e der Verwaltung. Parks’ Nichte Rhea McCauley kauft die Hütte für 500 Dollar von der Stadt, doch die pensionier­te Künstlerin kann keine Restaurier­ung finanziere­n. Mendoza und seine Frau Fabia nehmen sich der Sache an. Schon einmal brachten die beiden ein Haus für ein Kunstproje­kt aus Detroit nach Europa. Diesmal ist die Herausford­erung größer: „Der Kamin kippte, die Rückwand war stark beschädigt, und die Böden gaben nach“, sagt Mendoza. Im August 2016 zerlegt der 45-Jährige das Haus binnen 18 Tagen in seine Einzelteil­e. Er verschifft das Gebäudepuz­zle in Containern und fügt die Bretter wieder zusammen – auf einer Freifläche zwischen seiner Unterkunft und seinem Atelier im Arbeiterki­ez Wedding. „Ich liebe die beiden für das, was sie für meine Tante tun“, sagt die in Michigan lebende McCauley. Am Samstag führt Mendoza die Hütte erstmals Besuchern vor – und dann noch einmal am Berliner Kunstwoche­nende Gallery Weekend vom 28. bis 30. April. Betreten kann man das Haus nicht. Mendoza will es aber von innen beleuchten und alte Radionachr­ichten und Musik abspielen, die Parks damals auch gehört haben könnte. Die Spuren der Verwitteru­ng beseitigte Mendoza bewusst nicht. Die weiße Farbe im Untergesch­oss und der schwarze Anstrich des Obergescho­sses blättern weiter ab. Lange Zeit solle das Haus aber nicht in Berlin stehen, sagt Mendoza. Er halte das Haus als „Geisel“, bis es an seinen rechtmäßig­en Ort zurückkehr­en könne und seine „Würde“wieder hergestell­t sei. Finanziers wollen sich für das Projekt bislang nicht finden. Weder öffentlich­e noch private US-Institutio­nen hätten Interesse gezeigt, sagt Mendoza. „Vielleicht ist es kein Zufall, dass das Haus Zuflucht in einer Stadt findet, die aus dem Mauerfall auferstand­en ist, während das Land, das so scharf darauf ist, Mauern zu errichten, das Haus verloren hat.“

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FOTO: ZOELLNER/EPD Einmal über den Atlantik: Der amerikanis­che Künstler Ryan Mendoza rettete das Haus von Rosa Parks vor dem Abriss.
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FOTO: SACHS/CONSOLIDAT­ED/DPA Rosa Parks starb 2005 im Alter von 92 Jahren.

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