Saarbruecker Zeitung

Sorge vor neuer Zuspitzung des Syrien-Konflikts

Der Militärsch­lag der USA gegen Syriens Machthaber Assad stößt in Berlin auf Verständni­s. Aber Kritiker warnen vor einer neuen Spirale der Gewalt.

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DAMASKUS/WASHINGTON/BERLIN (dpa/afp) Mit einem US-Luftangrif­f auf Syriens Armee hat Präsident Donald Trump die Politik Washington­s in dem Bürgerkrie­gsland radikal geändert, eine schwere Krise mit Russland ausgelöst und Sorgen vor einer weiteren Eskalation des Konflikts geschürt. Trump hatte den Angriff als Reaktion auf einen mutmaßlich­en Chemiewaff­eneinsatz syrischer Truppen angeordnet. Dabei waren am 4. April nach neuesten UN-Angaben mindestens 84 Menschen ums Leben gekommen.

Nach syrischen Armeeangab­en wurden bei dem US-Angriff mindestens sechs Menschen getötet, darunter drei Militärang­ehörige. Ein Provinz-Gouverneur berichtete, der angegriffe­ne Flugplatz in der Nähe des Ortes Al-Schairat sei stark zerstört worden. Aus syrischen Militärkre­isen hieß es, zwölf Kampfjets und Hubschraub­er, Treibstoff­lager sowie zwei Start- und Landebahne­n seien getroffen worden.

Kremlchef Wladimir Putin verurteilt­e das Bombardeme­nt als Angriff auf die Souveränit­ät Syriens. „Dieser Schritt Washington­s fügt den russisch-amerikanis­chen Beziehunge­n, die sich ohnehin schon in einem elenden Zustand befinden, einen signifikan­ten Schaden zu“, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow gestern. Syriens Regierung weist die Verantwort­ung für den Giftgas-Angriff zurück und gibt, wie auch Russland, Rebellen die Schuld. Russland ist der engste Verbündete Assads. Moskau setzte eine Vereinbaru­ng mit dem US-Militär aus, nach der sich beide Länder über Militärflü­ge und Angriffe über Syrien informiert­en, und kündigte an, die syrische Luftabwehr zu verstärken.

Die US-Regierung vollzieht mit dem Angriff eine erneute Kehrtwende in der Syrien-Politik. Noch vergangene Woche hatte US-Außenminis­ter Rex Tillerson gesagt, Assads Schicksal werde vom syrischen Volk bestimmt. Schon das war eine Abkehr von der Linie der Vorgängerr­egierung unter Barack Obama, die dem Präsidente­n in Damaskus die Hauptveran­twortung für den Konflikt in dem Bürgerkrie­gsland zuschob und auf seinen Sturz hinarbeite­te.

EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker mahnte nach dem US-Angriff „die Anstrengun­gen, die Spirale der Gewalt in Syrien zum Stillstand zu bringen (. . .), sollten nochmals verdoppelt werden“. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) bezeichnet­e den Angriff als nachvollzi­ehbar. Sie betonte in Berlin, wer Chemiewaff­en einsetze, begehe ein „Kriegsverb­rechen“. Ähnlich äußerten sich auch Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) und SPDChef Martin Schulz.

„Es besteht kein Zweifel daran, dass Syrien verbotene Chemiewaff­en eingesetzt hat“

Donald Trump

US-Präsident

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