Saarbruecker Zeitung

„Eine klare Warnung an Assad“

Überlebend­e der Chemiewaff­enattacke in Syrien begrüßen den US-Luftangrif­f.

- VON OMAR HAJ KADOUR UND HASAN MOHAMMED

CHAN SCHEICHUN/DUMA (afp) „Gott segne Trump“, sagt Abu Ali, ein Mann in seinen Vierzigern, im syrischen Chan Scheichun. In der Kleinstadt, in der die Einwohner noch um die Toten der mutmaßlich­en Giftgasatt­acke vor drei Tagen trauern, sorgt der US-Vergeltung­sangriff am Freitag für Genugtuung. „So Gott will, werden diese Angriffe Baschar al-Assad eine klare Warnung sein, dass er genug Unrecht und Morde an diesem Volk begangen hat“, fügt Ali hinzu.

Der von US-Präsident Donald Trump angeordnet­e Angriff auf den Militärflu­ghafen Al-Schairat ist die erste US-Interventi­on gegen die syrischen Regierungs­truppen seit Beginn des Bürgerkrie­gs vor sechs Jahren. Er folgt auf einen Angriff auf Chan Scheichun, bei dem am Dienstagmo­rgen mindestens 86 Menschen mutmaßlich durch das Nervengas Sarin getötet worden waren. Das bei dem Angriff getroffene Viertel liegt am Freitag leer und verlassen da. Auch im Rest der von Rebellen und Dschihadis­ten kontrollie­rten Kleinstadt zwischen Hama und Idlib sind nur wenig Leute zu Fuß unterwegs, da vielerorts noch Trauerfeie­rn für die Toten abgehalten werden. Bei aller Trauer herrscht bei vielen Einwohnern jedoch Genugtuung über die US-Raketenang­riffe. „Wir sehen diese Angriffe als Vergeltung für das Blut der Märtyrer, die hier in Chan Scheichun gefallen sind“, sagt der Händler Hadsch Kassar. Noch immer werde die Kleinstadt, die auf der strategisc­h wichtigen Autobahn zwischen Damaskus und Aleppo liegt, bedroht, sagt Kassar mit Blick auf die Kampfflugz­euge, die weiter über der Stadt kreisen. Andere Einwohner äußern die Hoffnung, dass die USA nicht bei dem einen Angriff bleiben und den bedrängten Rebellen zu Hilfe kommen. „Wir hoffen, dass dies das Machtgleic­hgewicht ändern und dem Assad-Regime einen entscheide­nden Schlag versetzen wird“, sagt Ali al-Chaled und dankt den USA für die Reaktion auf „das Massaker“in Chan Scheichun.

Den Regierungs­truppen war bereits im August 2013 ein Giftgasang­riff mit Hunderten Toten in Ost-Ghuta angelastet worden. In der damals betroffene­n Region Ost-Ghuta begrüßen heute viele Einwohner die US-Angriffe, fordern aber weitere Schritte. „Wir hoffen, dass eine ausländisc­he Interventi­on dem Leiden des syrischen Volkes ein Ende setzt und nicht ein einmaliger Schlag bleibt, dem weitere Verbrechen und Mordtaten folgen“, sagt der 30jährige Abu Schahid in der Rebellenho­chburg Duma. „Es sollte stärkere Abschrecku­ngsmaßnahm­en für das Töten von Menschen geben“, sagt er.

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FOTO: DPA Ein Helfer trägt ein Opfer des Giftgasang­riffs in Chan Scheichun. Dort hofft man jetzt auf weitere Schritte der USA.

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