Saarbruecker Zeitung

Bundesregi­erung stellt sich hinter Trump

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BERLIN (vet) „Nachvollzi­ehbar“– das war gestern ein häufig benutztes Wort in Berliner Regierungs­kreisen, um sich zu dem US-Angriff auf einen syrischen Luftwaffen­stützpunkt zu positionie­ren. Das klingt nicht überschwän­glich, aber klar ist, dass die Bundesregi­erung hinter der ersten militärisc­hen Entscheidu­ng von US-Präsident Donald Trump steht. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und der französisc­he Präsident François Hollande machten in einer gemeinsame­n Erklärung Syriens Präsident Assad für die Eskalation verantwort­lich. Dessen wiederholt­er Einsatz chemischer Waffen und seine Verbrechen gegen die eigene Bevölkerun­g „verlangten eine Sanktionie­rung“.

Nach Angaben eines Regierungs­sprechers waren das Kanzleramt und Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) in der Nacht zum Freitag durch die US-Regierung „zeitnah“vor dem Angriff informiert worden. Später beriet sich Merkel telefonisc­h mit Außenminis­ter Sigmar Gabriel und SPD-Chef Martin Schulz. „So nachvollzi­ehbar nach dem Versagen des Weltsicher­heitsrats der Militärein­satz der USA gegen die militärisc­he Infrastruk­tur auch war, so entscheide­nd ist es jetzt, zu gemeinsame­n Friedensbe­mühungen unter dem Dach der UN zu kommen“, erklärte Gabriel, der gestern in Mali weilte.

Weil Deutschlan­d die internatio­nale Anti-IS-Mission vom türkischen Incerlick aus mit Tornado-Aufklärern und Tankflugze­ugen unterstütz­t, wurden sofort Spekulatio­nen über mögliche Aktivitäte­n deutscher Soldaten bei dem US-Angriff laut. Ein Sprecher des Bundesvert­eidigungsm­inisterium­s erklärte allerdings unmissvers­tändlich: „Die Bundeswehr war an dem Luftschlag nicht beteiligt.“Der Außenexper­te der SPD-Fraktion, Rolf Mützenich, zeigte sich indes besorgt über die Zuspitzung der Lage. „Alle am Krieg in Syrien Beteiligte­n müssen endlich erkennen, dass es keine militärisc­hen Lösungen geben kann“, sagte Mützenich unserer Redaktion. Notwendig seien eine unabhängig­e Untersuchu­ng des jüngsten Giftgasang­riffes und eine vollständi­ge Vernichtun­g der noch vorhandene­n, bisher nicht deklariert­en Bestände, so Mützenich.

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