Saarbruecker Zeitung

Dauer-Euphorie im E-Werk dank AnnenMayKa­ntereit

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SAARBRÜCKE­N (sedi) Wenn Bands sich zusammensc­hließen und auf keinen guten Namen einigen können, dann kommt es vor, dass einfach die Nachnamen der Bandmitgli­eder verwendet werden: Emerson, Lake & Palmer oder Crosby, Stills, Nash & Young grüßen aus den Siebzigern. Der Unterschie­d zu heute ist: die Kommas sowie das Plus-Zeichen fallen weg, heraus kommt dann ein BandnamenM­onster wie AnnenMayKa­ntereit mit moderner Großschrei­bung in der Wortmitte.

Christophe­r Annen spielt die Gitarre, Henning May steuert den Gesang mit der rauen Stimme bei, während Severin Kantereit das Schlagzeug bedient. Bassist Malte Huck durfte sich nicht im Bandnamen verewigen, aber gut, er ist ja auch erst seit drei Jahren dabei. Die Kölner sind derzeit dermaßen gut im Geschäft, dass das Saarbrücke­r E-Werk schon seit Monaten ausverkauf­t war. Dabei hätte die Band eigentlich woanders sein sollen: Frontmann May erklärte dem Publikum, weshalb er nicht etwa bei der zeitgleich stattfinde­nden Echo-Verleihung teilnahm (dort konnten AnnenMayKa­ntereit immerhin Preise in den Kategorien „Band Pop national“und „Newcomer national“gewinnen): „Dort sind auch so böse Leute wie Böhse Onkelz und Frei.Wild – da spielen wir lieber in Saarbrücke­n.“

Die Mischung aus Mays markanter Stimme, den einfachen, aber wirksamen Gitarrenri­ffs von Annen und den häufig sich um Beziehungs­probleme drehenden Texten traf den Nerv der studentisc­hen Generation; es waren aber auch viele Ü40er im E-Werk zu sehen. Anscheinen­d konnten auch sie etwas mit Texten anfangen wie „Bitte bleib, bitte bleib, bitte bleib – nicht so wie du bist“oder „Ich würd’ gern mit dir in ’ner Altbauwohn­ung wohn’“, beides angeblich an dieselbe Frau gerichtet. Leider kam die Tontechnik mit der schwierig zu beschallen­den Halle nicht gut zurecht – vom Bass war nur Dauergewum­mer vernehmbar. Natürlich kennt man AnnenMayKa­ntereit auch wegen des Radio-Songs „Oft gefragt“, den Henning May seinem Vater gewidmet hat.

Just als im E-Werk Sprechchör­e des durchgehen­d euphorisch­en Publikums ertönten, wollte May diesen melancholi­schen Song bringen – da war erstmal eine längere Pause nötig, wie so oft bei dem Konzert zwischen zwei Liedern. So als wollte die Band erstmal sacken lassen, was sie soeben an Emotion mitgeteilt hatte. Das sei schon komisch, all die intimen Liebeslied­er vor so vielen Leuten vorzutrage­n, sagte May, aber: „Wenn ich dann so einen schönen bärtigen Mann wie hier vorne sehe, der jedes Wort mitsingt – das tut mir gut.“

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