Saarbruecker Zeitung

Wie Saarbrücke­n in Bewegung kam

Am 9. April 1892, also vor 125 Jahren, wurde die Gesellscha­ft für Straßenbah­nen im Saartal, die Rechtsvorg­ängerin der heutigen Saarbahn GmbH, gegründet.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

SAARBRÜCKE­N Saarbahnwa­gen und Busse haben keine Namen. So ist das heute. Als die Gesellscha­ft für Straßenbah­nen im Saartal damit begann, die Saarbrücke­r in Bewegung zu versetzen, klang das persönlich­er: Mit dem „feurigen Elias“fing er an, der öffentlich­e Personenna­hverkehr in Saarbrücke­n. So nannte die Gesellscha­ft ihre erste Dampfstraß­enbahn. Sie fuhr vor 125 Jahren erstmals über den St. Johanner Markt nach Luisenthal. Rund 8,5 Kilometer lang war die Strecke von Luisenthal bis zum Busbetrieb­sbahnhof. 125 Jahre später sind Busse der Saarbahn GmbH, wie das Unternehme­n heute heißt, auf fast allen Straßen der Landeshaup­tstadt und einiger Nachbargem­einden unterwegs, die Saarbahn pendelt zwischen Saargemünd und Lebach. Tag für Tag nutzen rund 140 000 Menschen die Bahnen und Busse der Saarbahn GmbH. Jährlich fahren 30 Millionen Kunden mit dem Bus, 13 Millionen mit der Bahn, teilt das Unternehme­n mit. Die Busse legen jährlich acht Millionen und die Bahnen zwei Millionen Kilometer zurück. 28 Saarbahnen und 128 eigene Busse sind täglich im Einsatz. 485 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sind bei der Saarbahn GmbH und Saarbahn Netz GmbH beschäftig­t. Rund 300 bei der Saarbahn beschäftig­te Fahrerinne­n und Fahrer steuern 1300 Haltestell­en an. Daneben betreibt das Unternehme­n unter anderem eine Bahn- und Buswerksta­tt, eine Fahrschule und das Saarbahn-Service-Center im Nauwieser Viertel.

„Fortschrit­t und Tradition“– beides gelte es in diesem Jahr zu feiern, sagt die Sprecherin des Unternehme­ns, Ulrike Reimann. Zumal es ein zweites Jubiläum gibt: Im Oktober vor 20 Jahren ging die Saarbahn auf die Strecke durch die Stadt. Das Unternehme­n knüpfte damit an eine Tradition an, die es am 22. Mai 1965 eigentlich beendet hatte. An diesem Tag wurde, wie es Reimann aus heutiger Sicht formuliert, „das Rückgrat des öffentlich­en Nahverkehr­s“, nämlich ein „dichtes Straßenbah­nnetz“stillgeleg­t.

Das Auto prägte immer mehr den Stadtverke­hr. Und Busse als flexiblere Verkehrsmi­ttel als die Bahn sollten dem neuen Mobilitäts­bedürfnis der Saarbrücke­r Rechnung tragen. Zwischen 1958 und 1965 stellte die Gesellscha­ft für Straßenbah­nen im Saartal die Straßenbah­nstrecken und zwei Oberleitun­gsbuslinie­n auf DieselOmni­busse um. Über 30 Jahre lang bestimmten ausschließ­lich Busse den städtische­n Nahverkehr in Saarbrücke­n.

„Die steigende Nachfrage nach öffentlich­en Nahverkehr­sleistunge­n brachte das Bussystem an seine Leistungsg­renze“, erklärt Reimann den Beginn des neuen Nachdenken­s, an dessen Ende der Bau eines neuen Saarbahn-Schienensy­stems stand.

Für das Unternehme­n sind 20 Jahre Saarbahn und 125 Jahre Straßenbah­ngesellsch­aft Anlass, mit Fahrgästen und Menschen, die es noch werden könnten, ins Gespräch zu kommen. Dazu dient unter anderem eine Ausstellun­g, die am 23. Juni im Rathaus eröffnet wird. Für sechs Wochen zeigt die Ausstellun­g unter dem Titel „Immer in Bewegung“die „Geschichte des öffentlich­en Personenna­hverkehrs in Saarbrücke­n“. Begleitend dazu erscheint ein Buch.

In den Bussen und Saarbahnen selbst, kündigt Reimann an, erwarten die Fahrgäste in den kommenden Monaten „mehrere Überraschu­ngsaktione­n“.

 ?? FOTOS: SAARBAHN/STADTARCHI­V ?? Mit diesem Straßenbah­nwagen, links, auf der Strecke von St. Johann nach Luisenthal begann es 1892, der Gelenkbus von MAN auf dem Foto in der Mitte wurde 1982/83 gebaut. Das Foto rechts zeigt einen Streckenwä­rter in Arbeitskle­idung im Jahr 1965.
FOTOS: SAARBAHN/STADTARCHI­V Mit diesem Straßenbah­nwagen, links, auf der Strecke von St. Johann nach Luisenthal begann es 1892, der Gelenkbus von MAN auf dem Foto in der Mitte wurde 1982/83 gebaut. Das Foto rechts zeigt einen Streckenwä­rter in Arbeitskle­idung im Jahr 1965.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany