„Die ganze Mannschaft denkt rückwärts“
Erster gegen Zweiter – mehr Spitzenspiel geht nicht: Der Fußball-Saarlandligist SC Friedrichsthal erwartet an diesem Sonntag um 16.30 Uhr den Verfolger Sportfreunde Köllerbach. Die SZ sprach mit den beiden Trainern.
Andreas Fellhauer, Ihr SC Friedrichsthal ist seit sieben Spielen unbesiegt. Daniel Magno, Ihre Sportfreunde Köllerbach sind es seit zwölf Spielen. Warum sind Ihre Teams so schwer zu schlagen? Andreas Fellhauer: Bei uns herrscht eine gute Kameradschaft, ein brutaler Zusammenhalt. Wir haben einige Ausfälle. Aber die Jungs kompensieren das klasse. Sie machen auch einen tollen Job, wenn sie auf Positionen ran müssen, auf denen sie eigentlich nicht spielen.
Daniel Magno: Wir haben 25 Einzelspieler, die eine echte Mannschaft geworden sind. Wir sind ein Team, das Bock hat, gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Und wir entwickeln uns. Ein Spiel wie das 2:2 am vergangenen Samstag gegen den VfL Primstal hätten wir letzte Saison mit Sicherheit verloren.
Der SC Friedrichsthal stellt mit 20 Gegentoren die beste Defensive der Liga, die Sportfreunde mit 26 die zweitbeste. Wie wollen Sie die Abwehr des Gegners knacken? Fellhauer: Unser erstes Ziel ist es, die Köllerbacher Angriffswellen zu überstehen. Ich halte die Offensive der Sportfreunde für noch besser als ihre Defensive. Wir werden keine großen taktischen Änderungen vornehmen.
Magno: Durch die Mitte wird es gegen Friedrichsthal erfahrungsgemäß schwer. Wir brauchen gute Flanken von den Außenpositionen, um unseren Stürmer Valentin Solovej in Szene zu setzen.
Gewinnt Friedrichsthal, hätte der SC mindestens fünf Punkte Vorsprung auf Platz zwei. Köllerbach hätte sechs Punkte Rückstand auf Platz eins. Hat die Partie EndspielCharakter für Köllerbach? Fellhauer: Nein. Im Anschluss sind noch 21 Punkte zu vergeben. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich gerade vermeintlich leichtere Gegner als Stolpersteine erweisen können. Klar ist, dass Köllerbach etwas mehr Druck hat als wir. Magno: Sechs Punkte Rückstand wären schwer aufzuholen. Aber wir beschäftigen uns nicht damit, was bei einer Niederlage wäre. Wir haben erst zwei Spiele verloren und wissen, dass wir nicht leicht zu schlagen sind.
Beide Mannschaften sind nicht optimal in die Runde gestartet, standen zu Saisonbeginn im Mittelfeld. Fellhauer: Bei uns gab es vor der Saison einen kleinen Umbruch. Wir haben ein paar Spiele gebraucht, um in Fahrt zu kommen.
Andreas Fellhauer Mittlerweile steht unsere Defensive sehr gut. Das ist nicht nur ein Verdienst der Viererkette und des Torwarts. Die ganze Mannschaft denkt rückwärts.
Magno: Nach den ersten Spielen waren wir Abstiegskandidat, später die Überraschungsmannschaft, vor ein paar Wochen plötzlich Meisterschaftsfavorit. Wir haben uns weiterentwickelt. Aber so krass sehe ich den Sprung nicht.
Gibt es einen Spieler, um den Sie Ihren Trainerkollegen beneiden? Fellhauer: Da unser Spieler Felix Florsch verletzt ist, hätte ich im Augenblick nichts gegen einen Stürmer wie Valentin Solovej. Magno: Ich bin hochzufrieden mit meinen Jungs. Aber Matthias Kuhn (wechselte vor der Saison von Köllerbach nach Friedrichsthal, Anmerkung der Redaktion) ist für mich der beste Torwart der Liga. Er kann ein Spiel alleine entscheiden.
Würden Sie den Gang in die bei immer mehr Vereinen ungeliebte Oberliga tatsächlich antreten? Fellhauer: Es gab und gibt im Verein Diskussionen: Ist es machbar? Ist es sinnvoll? Aber ja, wir werden für die Oberliga melden.
Magno: Wenn wir uns für die Oberliga qualifizieren, werden wir aufsteigen. Wie beurteilen Sie die Attraktivität der Oberliga?
Fellhauer: Seit die Klasse nur noch die fünfte und nicht mehr die vierte Liga ist, ist sie kein Zuschauermagnet mehr – und finanziell schwer zu stemmen. Aber bei den Summen, die für Spielergehälter durch die Gegend schwirren, sind die Vereine selbst schuld. Man
Daniel Magno muss nicht auf den abgetakelten Ex-Profi setzen, der noch ein bisschen Geld machen will.
Magno: Es wird ja behauptet, die Oberliga wäre eine tote Liga. Ich finde sie reizvoll, habe bis 2013 selbst dort gespielt. Klar, von der Arbeit in den Mannschaftsbus zu steigen, 250 Kilometer nach Roßbach zu fahren und dort eine Klatsche zu bekommen, macht keinen Spaß. Aber Spiele im Umkreis von 100 Kilometern sind in Ordnung.
Welcher höhere finanzielle Aufwand würde die Oberliga bedeuten? Müsste sich das Gesicht der Mannschaft ändern?
Fellhauer: Unsere Kaderplanung ist seit Februar eigentlich abgeschlossen. Da hatten wir nicht an die Oberliga gedacht. Nach Ostern wollen wir sehen, wo wir stehen und abklopfen, welche der berufstätigen Spieler den Weg in die Oberliga mitgehen würden. Dann reden wir über Neuzugänge und Finanzen. Ein paar Verstärkungen wären nötig. Eine Saison wie zuletzt Saar 05 Saarbrücken in der Regionalliga macht weder Spaß, noch lockt sie mehr Zuschauer an. Magno: Die Finanzen sind nicht meine Baustelle. Zwei oder drei Verstärkungen bräuchten wir. Auf keinen Fall würde ich die halbe Mannschaft austauschen.
Die Fragen stellte Mirko Reuther.
„Bei uns herrscht eine gute Kameradschaft, ein brutaler Zusammenhalt.“ „Wir sind ein Team, das Bock hat, gemeinsam ein Ziel zu erreichen.“