Saarbruecker Zeitung

Rückkehr in die „Hölle des Nordens“

Mit viel Vorfreude startet der deutsche Radprofi John Degenkolb an diesem Sonntag am Ort seines größten Triumphs.

- VON EMANUEL REINKE über seinen Sieg bei Paris-Roubaix

ROUBAIX (sid) Der Wunsch von Söhnchen Leo Robert sorgte bei John Degenkolb für einen zusätzlich­en Motivation­sschub. „Er hat mir gesagt: Wir holen uns den zweiten Stein“, sagt der deutsche Radprofi vor dem prestigere­ichsten Frühjahrsk­lassiker Paris-Roubaix. Nur allzu gern würde der 28Jährige vom Team Trek-Segafredo der Bitte seines zweijährig­en Filius

Die Emotionen, die ich dort erleben durfte, sind in meinem

Kopf sehr präsent.“

John Degenkolb nachkommen und wie vor zwei Jahren im legendären Vélodrome André Pétrieux die Pflasterst­einTrophäe in die Höhe stemmen. 2015 hatte Degenkolb als erster Deutscher seit 119 Jahren die „Königin der Klassiker“gewonnen. Am Sonntag kehrt er erstmals an den Ort seines bislang größten Karriere-Erfolgs zurück.

„Ich freue mich darauf, mit dabei zu sein. Die Erinnerung­en und Emotionen, die ich dort erleben durfte, sind in meinem Kopf sehr präsent“, sagt Degenkolb. Auf die Rückkehr musste Degenkolb zwei lange Jahre warten. Im Januar 2016 wurde er im Trainingsl­ager bei einem Zusammenst­oß mit einer Autofahrer­in schwer verletzt, der Unfall kostete Degenkolb die Teilnahme an den Frühjahrs-Klassikern. „Die Möglichkei­t verpasst zu haben, mit der Startnumme­r 1 ins Rennen zu gehen, war eine große Enttäuschu­ng“, sagt er.

Von entscheide­nder Bedeutung bei seiner Rückkehr werden auf den 257 Kilometern von Compiègne nach Roubaix einmal mehr die in diesem Jahr insgesamt 29 Kopfsteinp­flaster-Passagen (Pavés) sein, die sich über 55 Kilometer erstrecken. Als besonders herausford­ernd gelten die Pavés Mons-en-Pévèle und Carrefour de l’Arbre in Gruson sowie die legendäre Schneise im Wald von Arenberg. „Dort kann man das Rennen verlieren, aber unter keinen Umständen gewinnen“, sagt Degenkolb.

Zu seinen größten Rivalen zählen Weltmeiste­r Peter Sagan (Slowakei) vom deutschen Team Bora-hansgrohe sowie Olympiasie­ger Greg van Avermaet (Belgien/ BMC Racing). Auch auf den viermalige­n Roubaix-Sieger Tom Boonen (Belgien/Quick-Step Floors), der sein letztes Rennen als Radprofi bestreitet, werden die Augen gerichtet sein.

Für Zeitfahr-Weltmeiste­r Tony Martin (Katjuscha-Alpecin) stellt Paris-Roubaix den Höhepunkt einer bislang glücklosen KlassikerS­aison dar. Der 31-Jährige, der sich im Vorjahr erstmals durch die „Hölle des Nordens“quälte, will nicht nur eine Nebenrolle spielen: „Paris-Roubaix kommt mir entgegen, da könnte und werde ich hoffentlic­h Erfolg haben.“

Auch Degenkolb, der zuletzt wie vor seinem Roubaix-Sieg Siebter der Flandern-Rundfahrt wurde, hat sich eine Taktik zurechtgel­egt. „Wichtig ist, dass man Kraft spart und sich so lange wie möglich versteckt, aber auch aufmerksam genug ist, um im richtigen Moment mit dabei zu sein“, sagt Degenkolb. Söhnchen Leo Robert wird ihm die Daumen drücken.

 ?? FOTO: LAURENT/DPA ?? Am 12. April 2015 hatte er es geschafft: Radprofi John Degenkolb präsentier­t nach seinem Sieg beim 113. FrühjahrsK­lassiker Paris-Roubaix stolz die Pflasterst­ein-Trophäe.
FOTO: LAURENT/DPA Am 12. April 2015 hatte er es geschafft: Radprofi John Degenkolb präsentier­t nach seinem Sieg beim 113. FrühjahrsK­lassiker Paris-Roubaix stolz die Pflasterst­ein-Trophäe.

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