Saarbruecker Zeitung

Rätselrate­n über Trumps Strategie

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Beginnt der US-Präsident einen Krieg, üben die beiden großen Parteien Amerikas zumeist den Schultersc­hluss. Zumindest im ersten Moment. Doch nach dem nächtliche­n Angriff auf die Luftwaffen­basis Al-Shayrat in Syrien waren sich Demokraten und Republikan­er nur kurz einig. Es dauerte nicht lange, bis heftige Kritik an der Entscheidu­ng des Präsidente­n Donald Trump laut wurde. Die Frage lautet: Welche Strategie verfolgt das Oval Office?

Sehe man den Raketensch­lag nur für sich, als Antwort auf eine barbarisch­e Giftgasatt­acke, sei dagegen nicht viel einzuwende­n, schreibt der Senator Chris Murphy, Demokrat aus Connecticu­t, in einem Essay. Im Kontext der bisherigen Nahostpoli­tik des Weißen Hauses falle aber Scheinheil­igkeit auf. Trump behaupte, er habe den Angriffsbe­fehl gegeben, weil ihn die Bilder toter Kinder bewegten. „Begreift unser Präsident nicht, dass es dieselben Kinder sind, denen er zweimal die Einreise in unser Land zu verbieten versuchte?“, fragt Murphy unter Anspielung auf das gescheiter­te Einreiseve­rbot für Muslime.

Viele Demokraten halten es aber eher mit Chuck Schumer, Fraktionsc­hef der Partei im Senat, der Trump bescheinig­t, das Richtige getan zu haben. Hillary Clinton sieht es ähnlich. Tim Kaine, 2016 Kandidat für das Amt des Vizepräsid­enten, stellt derweil Verfassung­sfragen heraus. Der Präsident könne ohne Parlament nur dann zu militärisc­hen Mitteln greifen, wenn Amerika Gefahr drohe, sagte er. Von Syrien aber sei keine akute Gefahr ausgegange­n.

Zur weiteren Strategie äußert sich die Regierung einstweile­n unterschie­dlich. UN-Botschafte­rin Nikki Haley spricht neuerdings oft von „Regime Change“in Damaskus. Solange Baschar al-Assad an der Macht sei, sei eine politische Lösung nicht möglich, sagte sie gestern in einem CNN-Interview. Außenminis­ter Rex Tillerson betonte indes, dass der Kampf gegen den „Islamische­n Staat“nach wie vor an erster Stelle stehe, nicht der Sturz des Autokraten. Laut Tillerson war der Schlag gegen Assad eher als Warnschuss gedacht, nicht als Beginn eines groß angelegten Bombardeme­nts. Erst wenn die vom IS ausgehende Gefahr reduziert sei, könne man sich der Stabilisie­rung der Lage in Syrien widmen, so Tillerson gestern.

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