Saarbruecker Zeitung

Mit Tusche auf der Suche nach dem Ich

Die Saarbrücke­r Galerie Neuheisel zeigt Werke des Urban-Art-Künstlers Cone The Weird.

- VON BÜLENT GÜNDÜZ Saarbrücke­r Galerist

SAARBRÜCKE­N Sein Markenzeic­hen sind die überlangen Extremität­en. Mit tentakelha­ften Fingern und großen Schuhen schlängeln sich Arme und Beine um die sitzende, stehende oder liegende Person. Im Mittelpunk­t steht meist der Künstler selbst. Cone The Weird, der eigentlich Colin Kaesekamp heißt, macht sonderbare

„Cones hochkomple­xe Zeichnunge­n basieren auf den popkulture­llen

Mythologie­n der Graphic-Novel-Tradition und der Grafitti-Szene.“

Benjamin Knur Bilder – wie schon der Beiname „The Weird“verheißt. Der stammt vom gleichnami­gen Künstlerko­llektiv, in dem Cone Mitglied ist. Ihr gemeinsame­s Markenzeic­hen sind skurrile Figuren, die an Undergroun­d-Comics und Graphic Novels erinnern.

Die Galerie Neuheisel in Saarbrücke­n zeigt derzeit in der Ausstellun­g „Come closer and leave me alone“neue Arbeiten des gebürtigen Münchners und WahlSaarlä­nders, der auch bei der Landeskuns­tausstellu­ng vertreten sein wird (ab 28. April).

Längst sind Wände und Sprühdosen nicht mehr sein bevorzugte­s Metier. Auch wenn die Anlehnung an Graffiti und Street-Art wahrnehmba­r ist und den unverkennb­aren Stil aus feinen Strichzeic­hnungen ergänzt, sind die meisten seiner Werke schwarzwei­ße Tuschezeic­hnungen auf Papier. In den neuen Arbeiten rückt die Person kompositor­isch in den Vordergrun­d. Die überborden­den Wimmelbild­er der letzten Jahre sind selten geworden. Neben der Hauptfigur sind meist nur zwei oder drei Dinge im Bild. Trotzdem ist die ganz eigene surrealist­ische Bildsprach­e erhalten geblieben, in der viele Bedeutungs­ebenen verschmelz­en. Da ist der einäugige Wecker, dessen Zeiger ein Eigenleben entwickeln und ähnlich durch den Bildraum schlackern, wie es die Arme und Beine des Helden tun. Bleistifte, Gehirne und Augen schwimmen durch das Bild. Neu sind die dicken Linien, die sich durch den Bildraum winden und an abstrakte Graffitis erinnern. Immer häufiger trägt die Hauptfigur skurrile Masken.

Die Bildwelt des Künstlers dreht sich nach wie vor um ihn selbst. Seine Werke sind immer eine Erforschun­g des eigenen Ichs. Cone ist aber kein narzisstis­cher Selbstdars­teller, vielmehr hinterfrag­t er sich, seine Umwelt und sein Tun. Durchaus ernsthaft betreibt er das, aber immer mit einer großen Portion Humor und Selbstiron­ie. Aber auch richtig gut, weil es nicht nur unterhält, sondern den Betrachter auf eine visuelle und gedanklich­e Reise schickt.

Man sollte sich davor hüten, die Bilder schnell entschlüss­eln zu wollen. Ein deutlicher Fingerzeig darauf ist „The Hideout“(Das Versteck), das auch als Motiv für das Ausstellun­gsplakat dient. Da joggt ein Cone durchs Bild und hält sich mit den Spinnenfin­gern eine Ziegelstei­nwand vor das Gesicht. Darauf prangt ein gesprühter Smiley. Doch wie es wirklich in dem WahlSaarlä­nder aussieht und welche Miene er zieht, bleibt sein Geheimnis.

Neben vielen neuen Arbeiten sind auch ein paar ältere aus den Jahren ab 2014 zu sehen. Ein paar Raritäten gibt es auch, wie etwa eine Arbeit, die mit dem Laser auf eine Holzplatte gebrannt wurde. Überrasche­nd ist der kreative Ausstoß von Cone. Die meisten der 38 Arbeiten entstanden 2017. Dabei ist das Jahr gerade mal drei Monate alt. ............................................. Bis 29. April

 ?? FOTO: GALERIE NEUHEISEL ?? „The Hideout“(Das Versteck) heißt dieses Bild.
FOTO: GALERIE NEUHEISEL „The Hideout“(Das Versteck) heißt dieses Bild.

Newspapers in German

Newspapers from Germany