Saarbruecker Zeitung

Die Kunstschau Documenta 14 auf Auslandsre­ise

Zum ersten Mal findet die weltgrößte Schau für zeitgenöss­sische Kunst nicht nur in Kassel, sondern zunächst in Athen statt.

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ATHEN (dpa) Es ist ein Experiment und ein Bruch mit der Tradition: Statt in Kassel, wo die Documenta 1955 „geboren“wurde, ist ihre 14. Ausgabe dieses Mal in Athen eröffnet worden. Erstmals findet die Schau damit gleichbere­chtigt in zwei Städten statt. Erst im Juni geht es in Kassel weiter.

Die Documenta 14 will vor allem kritisch und politisch sein – Das zeigte sich einmal mehr am Samstag bei der Eröffnung der weltweit größten Ausstellun­g für zeitgenöss­ische Kunst. Nicht nur deren künstleris­cher Leiter Adam Szymczyk, auch Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier, der zur Eröffnung nach Athen gereist war, betonte die politische Dimension der renommiert­en Kunstschau. „Die Documenta war nie eine Komfortzon­e für Politiker“, stellte Steinmeier in seiner Rede klar.

Das soll auch unter dem künstleris­chen Leiter der aktuellen Schau so bleiben: Adam Szymczyk war es, der den Bruch mit dem Ursprungso­rt der Documenta wagte und Athen als zweiten Schauplatz hinzu nahm. Bei seiner Ansprache zur Eröffnung verwies der polnische Kunstkriti­ker darauf, dass es nicht möglich sei, die aktuelle „düstere Weltsituat­ion“exklusiv nur von einem Ort aus zu kommentier­en.

Um autoritäre Regierunge­n, zunehmende­n Rechtspopu­lismus und die Politik insgesamt neu und frisch zu betrachten, sei es notwendig gewesen, die Documenta

14 zu verlagern, sagte Szymczyk. Auch will der künstleris­che Leiter die Kunstveran­staltung mit unzähligen Performanc­es aufbrechen. Allein in Athen können Besucher die Veranstalt­ungen, Werke und Installati­onen von mehr als 150 Künstlern an gut 40 Schauplätz­en im ganzen Stadtgebie­t erleben. Vom klassische­n Museum – etwa dem griechisch­en Nationalen Museum für Zeitgenöss­ische Kunst – bis hin zu Straßen, Plätzen und Strand reichen die Örtlichkei­ten. Welche Rolle spielt Kunst noch in einem System, das aus Produktion und Konsum besteht? Die Documenta 14 will Besucher dazu anregen, es herauszufi­nden.

In Kassel werden ab 10. Juni dann 28 Plätze bespielt, darunter viele traditione­lle Standorte wie das Museum Fridericia­num, die Orangerie des Schlosses und die Karlsaue, aber auch einige ungewöhnli­che wie die alte Hauptpost. Erstmals dabei ist die neue Grimmwelt, die 2015 eröffnet wurde. Zurzeit entsteht auf dem Friedrichs­platz im Herzen der Stadt gerade das spektakulä­re Kunstwerk „Parthenon der Bücher“, eine riesige Konstrukti­on aus Metallrohr­en. Mit der Installati­on will die argentinis­che Künstlerin Marta Minujin den berühmten Tempel der Göttin Athene in Kassel aus indizierte­n Büchern nachbauen und damit ein Zeichen gegen das Verbot von Texten und die Verfolgung ihrer Verfasser setzen. ............................................. In Athen

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FOTO: L. GOULIAMAKI/DPA Das Berliner Künstler-Duo „Prinz Gholam“bei seiner Performanc­e vor dem Tempel des Zeus in Athen.

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