„Pestizide haben fatale Wirkung auf Bienen“
SAARBRÜCKEN Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft bereitet auch den Imkern hierzulande große Sorge, sagt Christian Pfeil, Vorsitzender des Landesverbands saarländischer Imker.
Herr Pfeil, wie sind die Bienenvölker in Saarland durch den Winter gekommen?
PFEIL Die Winterverluste im Saarland lagen bei etwa 20 Prozent – wobei es durch lokale Witterungsverhältnisse Unterschiede gab. Bei insgesamt 10 000 Bienenvölkern im Saarland ist das ein Verlust von 2000 bis 3000 Bienenvölkern.
Wie kommt es zu der hohen Bienen-Sterblichkeit?
PFEIL Sie kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Neben den Witterungsverhältnissen tragen Gebiete mit ausgeprägten Monokulturen, die zur Verarmung der Pollenversorgung führen, zu einer erhöhten Bienensterblichkeit bei, was aber im Saarland so nicht der Fall ist. Vor allem die Varroa-Milbe und die in der Landwirtschaft genutzten Neonikotinoide bereiten uns Kopfzerbrechen.
Dann versprechen Sie sich sicherlich viel von einem Verbot dieser Pestizid-Gruppe, so wie es die EUKommission jetzt vorhat.
PFEIL Ja, das ist schon ein wichtiger Beitrag. Der Deutsche Imkerbund hat den Einstieg in das Verbot im Jahr 2013 als Meilenstein für die Imkerei gefeiert. Alle Studien belegen, dass bereits geringe Mengen dieser Neonikotinoide fatale Wirkungen auf Bienen haben. Ein Problem ist auch, dass Bienen die mit diesen Pestiziden behandelten Pflanzen nicht meiden, sondern sogar bevorzugt aufsuchen.
Wie wirken Neonikotinoide? PFEIL Es sind Nervengifte, die unter anderem Orientierungsstörungen bei Bienen hervorrufen, die zu ihrem Tod und letztlich zu ganzen Völkerverlusten führen.
Welche Konsequenzen hat das Bienensterben?
PFEIL Bienen bestäuben rund 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wildpflanzen. Und Neonikotinoide wirken nicht nur auf Honigbienen, sondern auch auf Hummeln oder Wildbienen – die leider keine Lobby haben. Unser Landesverband erhält inzwischen Anrufe von besorgten Bürgern, die darum bitten, ihnen für ihre Gärten Bienenstöcke zur Verfügung zu stellen, weil sie Sorge um die Bestäubung ihrer Obstbäume haben.