Saarbruecker Zeitung

EU prüft weitere Schritte gegen Ungarn

Die EU-Kommission kritisiert das neue restriktiv­e Hochschulg­esetz. Sie setzt weiterhin auf Dialog.

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BRÜSSEL (dpa) Die EU-Kommission zeigt sich besorgt über die Politik des ungarische­n Ministerpr­äsidenten Viktor Orban und prüft weitere rechtliche Schritte gegen das EU-Mitgliedsl­and. Bis Ende des Monats würden Entscheidu­ngen getroffen, sagte Vizepräsid­ent Frans Timmermans gestern in Brüssel. Eine systematis­che Bedrohung des Rechtsstaa­ts sehe man – anders als in Polen – in Ungarn aber nicht. Brüssel setze auf einen umfassende­n Dialog mit Budapest.

Anlass war der Streit über das ungarische Hochschulg­esetz, das die angesehene US-geführte Hochschule Central European University zur Schließung zwingen könnte. Die EU-Kommission missbillig­t das. Darüber hinaus gibt es diverse weitere Konfliktpu­nkte mit Ungarn, darunter ein geplantes Gesetz mit möglichen Einschränk­ungen für Nichtregie­rungsorgan­isationen und Orbans Kampagne „Stoppt Brüssel“. Ungarn ist seit 2004 EU-Mitglied. Seit 2010 regiert Orban.

Timmermans sagte, das ungarische Hochschulg­esetz werde auf mögliche Verstöße gegen EURecht geprüft. Auch das neue ungarische Asylgesetz „weckt ernste Zweifel an der Vereinbark­eit mit EU-Recht“. Zudem habe die Kommission ein genaues Augenmerk auf die Situation der Roma in Ungarn und den Schutz schwangere­r Frauen. All diese Themen würden geprüft und bei der Entscheidu­ng über Vertragsve­rletzungsv­erfahren Ende des Monats berücksich­tigt, sagte Timmermans.

Die deutsche SPD-Europaabge­ordnete Sylvia-Yvonne Kaufmann nannte es richtig, das neue Hochschulg­esetz in Ungarn unter die Lupe zu nehmen. „Wir dürfen nicht akzeptiere­n, dass die Regierung Orban weiter unsere gemeinsame­n europäisch­en Werte verletzt“, sagte sie. Nötig sei eine klare Haltung aller demokratis­chen Fraktionen im Europaparl­ament. Der FDP-Europaabge­ordnete Alexander Graf Lambsdorff kritisiert­e hingegen, dass die Kommission den „Puszta-Putin“Orban mit Samthandsc­huhen anfasse. Nötig sei die Einleitung eines Rechtsstaa­tsverfahre­ns wie bei Polen, erklärte Lambsdorff.

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FOTO: KISBENEDEK/AFP In Ungarn gehen Bürger gegen das geplante Hochschulg­esetz auf die Straße.
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