Saarbruecker Zeitung

Endspurt im Ringen um den Élysée

Eine Woche vor der Präsidente­nwahl erwartet Frankreich ein knappes Rennen. Die Favoriten Macron und Le Pen lieferten sich gestern ein Fernduell in Paris.

- Soziallibe­raler Kandidat, gestern in Paris

PARIS (dpa) Wenige Tage vor der französisc­hen Präsidente­nwahl hat die Rechtsauße­n-Kandidatin Marine Le Pen mit harten Worten gegen „massive Einwanderu­ng“Stimmung gemacht. „Meine erste Maßnahme als Präsidenti­n der Republik wird es sein, Frankreich die Grenzen zurückzuge­ben“, sagte die Chefin der rechtspopu­listischen Front National (FN) gestern Abend vor tausenden Anhängern in Paris. Le Pen führt zusammen mit dem soziallibe­ralen Kandidaten Emmanuel Macron die Umfragen für die erste Wahlrunde am kommenden Sonntag an.

Le Pen bekräftigt­e ihre Forderung, aus dem europäisch­en Schengenra­um für ein Reisen ohne Grenzkontr­ollen auszusteig­en. Falls sie gewählt werde, solle es ein Einwanderu­ngs-Moratorium geben, bis härtere Maßnahmen in Kraft seien. Details des Moratorium­s ließ die 48-Jährige offen. Sie sprach sich auch für Grenzkontr­ollen nach den Wahlen aus. Am Rande der Kundgebung kam es zu Zusammenst­ößen zwischen LePen-Gegnern und der Polizei.

Konkurrent Emmanuel Macron warb bei seinem Auftritt am Vorabend für ein „zuversicht­liches Frankreich“. „Von elf Kandidaten wollen uns zehn zu einer Fantasievo­rstellung der Vergangenh­eit zurückführ­en“, sagte der Ex-Wirtschaft­sminister vor tausenden Anhängern in Paris. Macron vertritt im Gegensatz zu Le Pen einen pro-europäisch­en Kurs. „Ich entscheide mich gleichzeit­ig für ein starkes Frankreich und ein ehrgeizige­s Europa.“

Le Pen und Macron liefern sich in Umfragen für den ersten Wahlgang ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide kommen auf 22 Prozent der Stimmen, wie eine Befragung des Instituts Opinionway für „Les Echos“und Radio Classique ergibt. Der Konservati­ve François Fillon liegt mit 21 Prozent ganz knapp dahinter, der Linkspolit­iker Jean-Luc Mélenchon kommt auf 18 Prozent.

Macron, der bei seiner Kundgebung immer wieder von Rufen „On va gagner“(„Wir werden gewinnen“) unterbroch­en wurde, warb erneut für eine „solide und ausgewogen­e Allianz“mit Deutschlan­d. Zuvor hatte er allerdings die stark exportorie­ntierte deutsche Wirtschaft attackiert. Deutschlan­d müsse zu der Einsicht kommen, „dass seine wirtschaft­liche Stärke in der jetzigen Ausprägung nicht tragbar ist“, sagte er den Zeitungen der FunkeMedie­ngruppe. Laut Umfragen könnte der 39-Jährige die Rechtspopu­listin

„Ich entscheide mich für ein starkes Frankreich und ein ehrgeizige­s

Europa.“

Emmanuel Macron, Le Pen im entscheide­nden zweiten Wahlgang am 7. Mai klar schlagen.

Am Rande der Le-Pen-Kundgebung setzte die Polizei auch Tränengas ein, um mehrere Dutzend Aktivisten zurückzudr­ängen. Demonstran­ten hätten versucht, in den Park neben der Konzerthal­le vorzudring­en, in der Le Pen auftrat, hieß es. Verletzt wurde demnach niemand. Während des Auftritts von Le Pen kam eine Aktivistin mit nacktem Oberkörper auf die Bühne – sie wurde dann sofort weggezerrt.

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Emmanuel Macron versus Marine Le Pen: Beide traten gestern in Paris auf, beide gelten als Favoriten.
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FOTOS: AFP/KOMBO: SZ

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