Saarbruecker Zeitung

Sorge um zu wenig Eigenkapit­al

Die Struktur- und Förderbank SIKB will mit mehr Beteiligun­gen den saarländis­chen Mittelstan­d krisenfest­er machen. Die Instrument­e stehen jetzt auch bei Firmengrün­dungen und Unternehme­nsnachfolg­en zur Verfügung.

- VON LOTHAR WARSCHEID

SAARBRÜCKE­N. Die landeseige­ne Struktur- und Förderbank SIKB will sich verstärkt dafür einsetzen, dass die Eigenkapit­al-Ausstattun­g der der saarländis­chen Mittelstän­dler verbessert wird. „In vielen kleinen und mittleren Firmen an der Saar ist die Eigenkapit­alDecke sehr dünn“, sagt SIKB-Vorstandsc­hefin Doris Woll. „Einige sind bilanziell sogar überschuld­et“, weiß Vorstand Achim Köhler. Viele von diesen könnten sich nur noch am Markt halten, weil die Unternehme­r mit ihrem privaten Vermögen geradesteh­en. Woll und Köhler warnen davor, „dass die Unternehme­n wegen der derzeit niedrigen Zinsen zu sorglos mit dem Problem umgehen“. Die Zeiten könnten sich auch wieder ändern. Eine ausreichen­d stabile Eigenkapit­al-Decke werde unbedingt gebraucht, um beispielsw­eise Forderungs­ausfälle verkraften zu können.

Die SIKB hat einen seit längerem bewährten Instrument­enkasten, um kleine und mittlere Unternehme­n (KMU) mit Eigenkapit­al auszustatt­en. Der Klassiker ist hierbei die Saarländis­che Kapitalbet­eiligungsg­esellschaf­t (KBG), die von der SIKB und verschiede­nen Kreditinst­ituten getragen wird. Zusammen mit der Hausbank kann sich die KBG bei KMUs mit bis zu einer Million Euro beteiligen. Normalerwe­ise läuft die Beteiligun­g über zehn Jahre. Junge Firmen in der Gründungs- und Aufbauphas­e können im Rahmen der „Kapitaloff­ensive für Gründer“über die KBG mit Eigenmitte­ln zwischen 30 000 und 100 000 Euro ausgestatt­et werden. Ähnliche Ziele verfolgen auch die beiden Gesellscha­ften, die diesen Bereich zusammen mit den saarländis­chen Volks- und Raiffeisen­banken (MI-Mittelstan­dsinvest) sowie den Sparkassen (S-Beteiligun­gsgesellsc­haft) abdecken.

Zuständig für junge Technologi­e-Unternehme­n in der Gründerpha­se oder bei der Entwicklun­g neuer Produkte ist die Saarländis­che Wagnisfina­nzierungs-Gesellscha­ft (SWG). Hier können ebenfalls bis zu einer Million Euro an Beteiligun­gskapital ausgezahlt werden. Seit dem vergangene­n Jahr arbeitet die SIKB auf diesem Gebiet verstärkt mit GründerCam­pus der Saar-Universitä­t sowie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) zusammen, erläutern Woll und Köhler. Bereits im ersten Jahr wurden sechs Hochschul-Ausgründun­gen (Start-ups) mit Eigenkapit­alSpritzen in die Selbststän­digkeit begleitet oder in einer weiteren Finanzieru­ngsrunde mit zusätzlich­em Geld ausgestatt­et. Die meisten kommen aus der IT-Branche.

Darüber hinaus ist es inzwischen auch möglich, die Beteiligun­gs-Instrument­e bei der Unternehme­ns-Nachfolge einzusetze­n. „Vor dem Hintergrun­d, dass in den kommenden fünf Jahren für rund 6300 Firmen an der Saar ein Nachfolger gesucht wird, werden wir dieses Thema auch in den kommenden Jahren intensiv bearbeiten“, so die SIKB-Chefs. Neben den zwei zertifizie­rten NachfolgeB­eratern, die bereits bei der SIKB arbeiten, hat die Strukturba­nk jetzt noch eine Koordinier­ungsstelle Unternehme­nsnachfolg­e eingericht­et, die mit Jasmin Kreutzer besetzt wurde. Die junge Frau soll als neutraler Lotse die Verkäufer und potenziell­en Käufer von Unternehme­n begleiten und dabei helfen, Hinderniss­e aus dem Weg zu räumen. Zudem hält sie engen Kontakt mit anderen Einrichtun­gen, die sich um das Thema kümmern – wie zum Beispiel Kammern, Verbände oder die Netzwerkpa­rtner der Saarland Offensive für Gründer (SOG). Im vergangene­n Jahr war die SIKB in 53 Fällen daran beteiligt, dass für saarländis­che Firmen eine Nachfolge-Regelung gefunden wurde. „Dadurch sind mehr als 340 Arbeitsplä­tze gesichert worden“, sagen die Vorstände.

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FOTO: SIKB Die Vorstände der saarländis­chen Struktur- und Förderbank SIKB, Achim Köhler und Doris Woll.

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