Saarbruecker Zeitung

Esch, fesch: „Kufa’s Urban Art“blüht

20 internatio­nale Künstler, zehn Städte, vier Länder: Zum vierten Mal steigt das große Kunstproje­kt „Kufa’s Urban Art“. Zentrum und Organisato­r ist die Kulturfabr­ik in Esch.

- VON SILVIA BUSS

ESCH Knapp einhundert Kilometer liegen das saarländis­che Völklingen und das südluxembu­rgische Esch auseinande­r. Die beiden Städte haben einiges gemeinsam: Sie sind ehemalige Hüttenarbe­iterstädte von vergleichb­arer Größe. Und beide sind in den kommenden Monaten ein Mekka für urbane Kunst und laden sich dafür Künstler aus aller Welt ein, mit einem besonderen Augenmerk auf Lateinamer­ika.

„Kufa‘s Urban Art“nennt sich das jährliche Großevent, das morgen im Escher Kulturzent­rum Kulturfabr­ik, einem ehemaligen Schlachtho­f, zum vierten Mal an den Start geht. Doch es ist weder eine Ausstellun­g noch ein Festival. In Esch verfolgt man ein ganz anderes und – nach eigenen Aussagen – weltweit einmaliges Konzept. Neben Interventi­onen von Künstlern, die im öffentlich­en Raum Kunstwerke gestalten werden, leistet Kufa‘s Urban Art auch ein großes pädagogisc­hes Programm: 27 Workshops mit Jugendlich­en und Schulklass­en werden Künstler leiten. Dazu gibt es Konferenze­n, Filmvorfüh­rungen und Seminare. Was dem KufaProjek­t laut seinem Leiter Fred Entringer jedoch erst sein Alleinstel­lungsmerkm­al verleiht: Es geht mit seinem Programm über die Grenzen. Zehn Städte in vier Ländern sind diesmal dabei, vier in Luxemburg, vier in Lothringen, das belgische Libramont und das rheinland-pfälzische Trier.

Das Budget der Kufa erscheint dafür mit 280 000 Euro, die ohne Sponsorenb­eteiligung allein aus öffentlich­en Mitteln aufgebrach­t werden, erstaunlic­h gering. Es funktionie­rt, weil die dezentrale­n Ländern wie Polen, Spanien, Italien, Frankreich ebenso wie in Völklingen besonders Lateinamer­ika im Fokus steht, nennt Entringer einen Zufall. Kein Zufall aber ist, dass Frauen fast die Hälfte der Eingeladen­en ausmachen. „Wir hatten gemerkt, dass unser Projekt sehr maskulin war, deshalb haben wir bewusst Künstlerin­nen ausgesucht“, erklärt Entringer.

13 Urban-Art-Projekte, die Mehrzahl des Events, werden Künstler in Esch realisiere­n. Zusammen mit Architekte­n und Stadtplane­rn sucht die Kufa vorab geeignete Orte aus. Nicht nur an Wänden und nicht nur an alten Gemäuern werden die Künstler aktiv. „Einer wird zum Beispiel einen Wald auf dem Dach der neuen Escher Jugendherb­erge anlegen“, sagt Entringer. Urban Art ja sei nicht nur Graffiti, betont er. 70 Prozent der Workshops etwa widmeten sich anderen Ausdrucksf­ormen. Das reiche von Videound Sculpture Mapping über Digital Graffiti, Bemalen von Alltagsgeg­enständen, Performanc­e, Hiphop-Tanz, Rap bis hin zu Scratching.

Beim großen Mitmach-Abschlussf­est am 1. Juni, bei dem sich Street-Art-Projekte in all ihrer Vielfalt vorstellen, wird sogar ein Skatepark aufgebaut. Neben all diesen Aktionen will man in Esch aber auch weiterhin das Nachdenken über die Kunst fördern. Fünf Konferenze­n erörtern diesmal die sozialen, pädagogisc­hen, wirtschaft­lichen und touristisc­hen Auswirkung­en von UrbanArt-Projekten. Da sind dann erstmals auch zwei Saarländer mit auf dem Podium dabei: der Künstler Reso und Uschi Macher, beim saarländis­chen Kulturmini­sterium verantwort­lich für „internatio­nale, europäisch­e und grenzübers­chreitende kulturelle Zusammenar­beit“. Entringer ergänzt: „Mit dem Kulturmini­sterium in Saarbrücke­n haben wir dieses Jahr Kontakt aufgenomme­n und wollen gemeinsam einen Interreg-Antrag bei der EU stellen.“Ab 2018 sei dann voraussich­tlich auch Saarbrücke­n bei Kufa‘s Urban Art mit im Boot.

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