Esch, fesch: „Kufa’s Urban Art“blüht
20 internationale Künstler, zehn Städte, vier Länder: Zum vierten Mal steigt das große Kunstprojekt „Kufa’s Urban Art“. Zentrum und Organisator ist die Kulturfabrik in Esch.
ESCH Knapp einhundert Kilometer liegen das saarländische Völklingen und das südluxemburgische Esch auseinander. Die beiden Städte haben einiges gemeinsam: Sie sind ehemalige Hüttenarbeiterstädte von vergleichbarer Größe. Und beide sind in den kommenden Monaten ein Mekka für urbane Kunst und laden sich dafür Künstler aus aller Welt ein, mit einem besonderen Augenmerk auf Lateinamerika.
„Kufa‘s Urban Art“nennt sich das jährliche Großevent, das morgen im Escher Kulturzentrum Kulturfabrik, einem ehemaligen Schlachthof, zum vierten Mal an den Start geht. Doch es ist weder eine Ausstellung noch ein Festival. In Esch verfolgt man ein ganz anderes und – nach eigenen Aussagen – weltweit einmaliges Konzept. Neben Interventionen von Künstlern, die im öffentlichen Raum Kunstwerke gestalten werden, leistet Kufa‘s Urban Art auch ein großes pädagogisches Programm: 27 Workshops mit Jugendlichen und Schulklassen werden Künstler leiten. Dazu gibt es Konferenzen, Filmvorführungen und Seminare. Was dem KufaProjekt laut seinem Leiter Fred Entringer jedoch erst sein Alleinstellungsmerkmal verleiht: Es geht mit seinem Programm über die Grenzen. Zehn Städte in vier Ländern sind diesmal dabei, vier in Luxemburg, vier in Lothringen, das belgische Libramont und das rheinland-pfälzische Trier.
Das Budget der Kufa erscheint dafür mit 280 000 Euro, die ohne Sponsorenbeteiligung allein aus öffentlichen Mitteln aufgebracht werden, erstaunlich gering. Es funktioniert, weil die dezentralen Ländern wie Polen, Spanien, Italien, Frankreich ebenso wie in Völklingen besonders Lateinamerika im Fokus steht, nennt Entringer einen Zufall. Kein Zufall aber ist, dass Frauen fast die Hälfte der Eingeladenen ausmachen. „Wir hatten gemerkt, dass unser Projekt sehr maskulin war, deshalb haben wir bewusst Künstlerinnen ausgesucht“, erklärt Entringer.
13 Urban-Art-Projekte, die Mehrzahl des Events, werden Künstler in Esch realisieren. Zusammen mit Architekten und Stadtplanern sucht die Kufa vorab geeignete Orte aus. Nicht nur an Wänden und nicht nur an alten Gemäuern werden die Künstler aktiv. „Einer wird zum Beispiel einen Wald auf dem Dach der neuen Escher Jugendherberge anlegen“, sagt Entringer. Urban Art ja sei nicht nur Graffiti, betont er. 70 Prozent der Workshops etwa widmeten sich anderen Ausdrucksformen. Das reiche von Videound Sculpture Mapping über Digital Graffiti, Bemalen von Alltagsgegenständen, Performance, Hiphop-Tanz, Rap bis hin zu Scratching.
Beim großen Mitmach-Abschlussfest am 1. Juni, bei dem sich Street-Art-Projekte in all ihrer Vielfalt vorstellen, wird sogar ein Skatepark aufgebaut. Neben all diesen Aktionen will man in Esch aber auch weiterhin das Nachdenken über die Kunst fördern. Fünf Konferenzen erörtern diesmal die sozialen, pädagogischen, wirtschaftlichen und touristischen Auswirkungen von UrbanArt-Projekten. Da sind dann erstmals auch zwei Saarländer mit auf dem Podium dabei: der Künstler Reso und Uschi Macher, beim saarländischen Kulturministerium verantwortlich für „internationale, europäische und grenzüberschreitende kulturelle Zusammenarbeit“. Entringer ergänzt: „Mit dem Kulturministerium in Saarbrücken haben wir dieses Jahr Kontakt aufgenommen und wollen gemeinsam einen Interreg-Antrag bei der EU stellen.“Ab 2018 sei dann voraussichtlich auch Saarbrücken bei Kufa‘s Urban Art mit im Boot.
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