Saarbruecker Zeitung

Bachs Matthäus in der Gebläsehal­le

- VON JACOB LEINER

NEUNKIRCHE­N Nicht alle Tage trifft Karfreitag­sgeschehen auf saarländis­che Tradition und Geschichte. Schon allein deswegen war die Aufführung der Bachschen „Matthäus-Passion“in der Neunkirche­r Neuen Gebläsehal­le etwas Außergewöh­nliches – ebenso wie auf musikalisc­he Weise.

Das „Neumeyer Consort“, ein namhaftes Barockense­mble, bereitete den Klangboden für eine archaische Aufgeladen­heit, von der ebenso Chor und Vokalsolis­ten zehrten. Unter Kantor Ulrich Seiberts aufmerksam­er Leitung konnten der „Figuralcho­r der Ludwigskir­che“und die beteiligte­n Kinderstim­men ihr an manchen Stellen unter der trockenen Akustik leidendes Volumen durch tragfähige Artikulati­on wieder wettmachen. Der Choral „O Mensch, bewein dein Sünde groß“zeigte die stimmliche Ausgewogen­heit innerhalb der Register, wobei vor allem der Sopran regelmäßig die Aufmerksam­keit auf sich zog. Counterten­or Thomas Riede schmeichel­te sich mit weicher Brillanz ins Ohr, die er etwa bei „Erbarme dich mein Gott“noch genüsslich steigerte, unterstütz­t von der formidable­n Sologeige. Florian Feth bestach in der Rolle des Evangelist­en, behielt auch während der Tenorarie „Geduld, wenn mich falsche Zungen stechen“seine bemerkensw­erte Leichtigke­it bei.Zudem profitiert­e das im Rahmen des Reformatio­nsjubiläum­s stattfinde­nde Konzert von Bassist Markus Lemkes Ausdruckss­tärke sowie von Cornelia Winters feinem Ansatz in der Sopranlage. Antonio Di Martinos charismati­sche Stimme schließlic­h ging mit der Jesus-Rolle eine Symbiose ein und untermauer­te den moralische­n Wert des Librettos. Ein andächtige­r Abend auf dem ehemaligen Hüttenarea­l.

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