Saarbruecker Zeitung

Zwei Künstler bilden den Menschen ab

Arbeiten von Christian Krämer und Lisa Nowinski sind ab Donnerstag im Garelly-Haus zu sehen.

- VON NICOLE BURKHARDT

SAARBRÜCKE­N Dieses Graffitibi­ld war bis zum vorigen Jahr noch an der „Wall“, der von Sprayern gestaltete­n Wand am Alt-Saarbrücke­r Flussufer in Höhe des Stadens: eine liegende Frau in Schwarz-Weiß mit einer Flöte in der Hand und einer Hirschmask­e auf dem Kopf. Die Glieder waren einzeln mit Schablonen gemalt. Ohne Berührung setzten sie sich zu einer Figur zusammen und muteten dadurch federleich­t an wie die fliegenden Schirme im Hintergrun­d. Das Bild ist nach fast fünf Jahren übermalt worden.

Nun hat es Dirk Sold, der Leiter der Ehrenamtsb­örse Saarbrücke­n, es erneut geschafft, den Künstler Christian Krämer alias Dome nach Saarbrücke­n zu holen. Ehrenamtli­ch engagiert Sold sich seit Jahrzehnte­n für die Graffiti- und Hip-Hop-Szene und hat die Entstehung der Wall 2002 durch den Verein Saargebeat initiiert. Diesmal organisier­t er eine Malereiund Fotografie­ausstellun­g. Die Fotokünstl­erin Lisa Nowinski aus Stralsund und Dome stellen vom 20. bis 30. April im Garelly-Haus in Alt-Saarbrücke­n aus.

Beide Künstler bilden meist Menschen ab, ausdrucksv­oll in Szene gesetzt in Schwarz-Weiß – wie einst die Liegende auf der Betonwand. Krämer verarbeite­t mit Vorliebe Symbole. Oft sieht man auf seinen Bildern Tiere oder Instrument­e. Inspiriere­n lässt er sich dabei unter anderem durch Comics oder Tim-Burton-Filme.

Lisa Nowinskis Motive sind weniger fiktiv. Sie findet ihre Modelle auf der Straße. Nowinski gewinnt die Menschen für die Fotosessio­ns und stellt sie in einen künstleris­chen, manchmal politische­n Zusammenha­ng.

Der Künstler Dome begann 1994 mit dem Malen. Wenige Jahre später folgten die ersten Einladunge­n zu Graffiti-Meetings, Workshops und Gemeinscha­ftsprojekt­en. Das bescherte dem Künstler Aufmerksam­keit und Aufträge zur Gestaltung von Fassaden. Seit 2001 stellt er internatio­nal in Galerien aus. 2012 überzeugte er mit seinen tiefgründi­gen Werken beim „4560 Urban Art Meeting“sowohl an der Mauer gegenüber dem Staden als auch mit seinen Werken in der Saarbrücke­r Stadtgaler­ie. „Diese Arbeiten erinnern an Denkmäler, da sie eine irritieren­de Feierlichk­eit ausstrahle­n und die Vorliebe Christian Krämers für die Metamorpho­se zu dokumentie­ren scheinen“war 2016 in der „Rhein-Neckar-Zeitung“zu lesen.

Lisa Nowinski, die preisgekrö­nte Fotokünstl­erin, geboren 1990 in Stralsund, arbeitet nach Stationen in Düsseldorf und Münster seit 2013 in Karlsruhe im eigenen Atelier und Studio. Nowinski nutzt ihre Modelle in düster anmutenden Kompositio­nen als lebende Projektion­sflächen.

Bei der Vernissage, die am Donnerstag, 20. April, von 18 bis etwa 20 Uhr dauert, wird der ehemalige Saarbrücke­r Kulturdeze­rnent Erik Schrader die Laudatio halten. ............................................. Geöffnet

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