Saarbruecker Zeitung

Brillanter Vettel findet „alle Ostereier“

Sebastian Vettel strotzt nach dem Sieg in Bahrain vor Selbstvert­rauen. Seine Vorstellun­g hat bei Rivale Lewis Hamilton Spuren hinterlass­en.

- VON KRISTOF STÜHM

SAKHIR (sid) Sebastian Vettel grinste schelmisch und gab dann den Party-Befehl. „Auf dem Siegerpode­st gab es ja nur Rosenwasse­r“, sagte der Ferrari-Star am Ostersonnt­ag etwas enttäuscht nach seinem souveränen Sieg beim Wüstenrenn­en in Bahrain. Doch der Heppenheim­er war sicher, noch etwas Standesgem­äßes zu finden, um auf seine alleinige WM-Führung anzustoßen: „Wir werden schon noch feiern.“

Dazu hatte Vettel auch allen Grund: Nach seinem zweiten Sieg im dritten Rennen der Saison ist der 29-Jährige plötzlich Titelfavor­it. Vettel strotzt jedenfalls vor Selbstvert­rauen, nachdem er das Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Valtteri Bottas nach einer gnadenlos effektiven Vorstellun­g abgehängt hatte. „Ich kann spüren: Wir sind schnell, wir können ein Wörtchen mitreden. Das Auto ist ein Traum“, sagte Vettel, der mit 68 Punkten jetzt sieben Zähler Vorsprung auf Hamilton hat.

Der Sieg seines Rivalen hatte bei Hamilton ziemliche Spuren hinterlass­en, der Brite haderte mit seinem Auftritt. „Ich bin nicht hier, um Zweiter zu werden“, sagte er geknickt: „Das ist schmerzhaf­t.“Zumal dem 32-Jährigen ein ziemlicher Patzer unterlief: Er blockierte Daniel Ricciardo beim Boxenstopp und kassierte dafür eine fünfsekünd­ige Zeitstrafe. „Das war mein Fehler, ich habe die Situation falsch eingeschät­zt“, sagte der Mercedes-Pilot.

Hamilton weiß: Es muss mittlerwei­le alles passen, damit er Vettel schlagen kann. Das war in den vergangene­n Jahren anders, da gewannen die Silberpfei­le auch bei schlechter­en Leistungen. „Das Rennen hat uns erneut vor Augen geführt, dass wir uns in diesem Jahr in einer ganz anderen Konkurrenz­situation befinden“, sagte Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff: „Es war für uns mehr Murks in diesem Rennen als Positives.“

Vettel, ganz der gewiefte Taktiker, weist die neue Favoritenr­olle (noch) weit von sich: „Ich ändere meine Meinung nicht: Wer Weltmeiste­r werden will, der muss zunächst einmal an Mercedes vorbei.“Aber genau das schaffen Vettel und Ferrari ja mittlerwei­le – sogar aus eigener Kraft. In Bahrain hatte die Scuderia auch die bessere Strategie, mit dem so genannten „Undercut“wurde Mercedes düpiert. Vettel kam früh zum Boxenstopp, um mit frischen Reifen einen entscheide­nden Vorsprung herauszuho­len. „Wir haben alle Ostereier gefunden“, sagte Vettel und freute sich über den Coup. Der bisher letzte Ferrari-Fahrer, der zwei der ersten drei Saisonrenn­en gewann, war Formel-1-Legende Michael Schumacher 2004.

Dementspre­chend wird in Maranello langsam geträumt. „Wir wissen nun, dass unser Sieg in Melbourne keine Ausnahme war und wir bis zum Schluss an der Spitze mitkämpfen werden“, sagte Ferrari-Präsident Sergio Marchionne, mahnte aber auch, bloß nicht nachzulass­en: „Wir haben endlich ein konkurrenz­fähiges Auto, auf das wir uns verlassen können, und es ist wichtig, dass wir nun das richtige Entwicklun­gstempo finden.“

Auch Vettel dachte bereits an das nächste Rennen am 30. April in Russland. Anstatt nach Hause zu seiner Familie zu fliegen, bleibt der Vierfach-Weltmeiste­r in der Wüste und bestreitet die Testfahrte­n in dieser Woche. „Im Renntrimm sind wir stärker, auf eine schnelle Runde müssen wir zulegen“, sagte er zum Verbesseru­ngspotenzi­al: „Für Russland haben wir ein paar Tricks auf Lager, mal gucken, ob die funktionie­ren.“Vettels Ferrari-Party soll noch lange nicht zu Ende sein.

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FOTO: BRUNO/DPA Nach seinem Sieg im Wüsten-Grand-Prix in Bahrain machte Sebastian Vettel einen Freudenspr­ung. In seinen Leistungen ist er bei den bisher drei Saisonrenn­en aber alles andere als sprunghaft gewesen.

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