Saarbruecker Zeitung

Vogel rettet die deutsche WM-Bilanz

Bei den deutschen Bahnrad-Fahrern hat sich bei der Weltmeiste­rschaft in Hongkong so manche Baustelle aufgetan. Vor allem die Teamsprint­er und Verfolger präsentier­ten sich nicht WM-reif.

- VON THOMAS JUSCHUS

HONGKONG (dpa) Nachdem die Tränen der Freude über den erneuten WM-Triumph getrocknet waren, ging der Blick von Bahnrad-Ass Kristina Vogel wieder in die Zukunft. Bei den Europameis­terschafte­n vom 19. bis 22. Oktober im Berliner Velodrom werden die nächsten internatio­nalen Medaillen vergeben. „Da wollen wir zeigen, wie geil Bahnradspo­rt ist. Und natürlich will ich in guter Form hinfahren“, sagte das Energiebün­del aus Erfurt nach ihrem neunten WM-Titel.

Im Keirin-Finale der Titelkämpf­e von Hongkong ließ Vogel am Ostersonnt­ag der Konkurrenz wieder keine Chance und verteidigt­e vor Martha Bayona Pineda aus Kolumbien und Nicky Degrendele aus Belgien ihren Titel von 2016 erfolgreic­h. Nach Gold im Teamsprint und Bronze zusammen mit Miriam Welte aus Kaiserslau­tern im Teamsprint war es bereits die dritte Medaille von Hongkong für die zweifache Olympiasie­gerin. „Man kann gar nicht genug Superlativ­e finden für ihre Leistung. Sie ist in der schwierige­n Situation, immer die Gejagte zu sein. Umso bemerkensw­erter, dass sie es immer wieder schafft, sich zu motivieren“, schwärmte Bundestrai­ner Detlef Uibel.

Neben Vogel konnten nur noch Miriam Welte über 500 Meter und Lucas Liss aus Unna im Scratch in zwei nicht-olympische­n Diszipline­n Edelmetall mit auf die Heimreise nehmen. In London 2016 hatte der Bund Deutscher Radfahrer noch acht WM-Medaillen (3/ 2/3) gewonnen. In Hongkong präsentier­ten sich vor allem die Teamsprint­er, Verfolger und Frauen nicht WM-reif. „Der Teamsprint der Männer tat richtig weh. Das muss man nicht schönreden, das ist unsere größte Baustelle, daran müssen wir arbeiten. Aber ich verfalle deswegen nicht in Panik“, sagte Bundestrai­ner Uibel über den enttäusche­nden zwölften Platz im Teamsprint der einstigen Medaillen-Garanten.

Der Vierer fuhr nach dem guten fünften Platz bei den Olympische­n Spielen in Rio de Janeiro ebenfalls nur auf den zwölften Rang und lag zehn Sekunden hinter der Weltspitze. „Wir haben trainingst­aktische Defizite“, sagte BDR-Sportdirek­tor Patrick Moster. Bundestrai­ner Sven Meyer hat bereits die Vorbereitu­ng auf die Spiele in Tokio 2020 begonnen. „Das ist unser großes Ziel.“

Größtes Problem bleibt der weibliche Ausdauer-Bereich. Zwar verbessert­e Gudrun Stock aus München in der 3000-Meter-Einerverfo­lgung den 19 Jahre alten deutschen Rekord auf 3:34,325 Minuten, das reichte aber nur zu Platz neun. Die geplante Schaffung eines deutschen Frauen-Profiteams unter Federführu­ng des BDR lässt sich bisher nicht realisiere­n. „Letztlich hängt es an den Finanzen“, sagte Bundestrai­ner André Korff. Er hofft, dass zur EM in Berlin einige der auf Bahn und Straße erprobten Fahrerinne­n wie Stephanie Pohl aus Cottbus oder das saarländis­che Top-Talent Lisa Klein aus Völklingen-Lauterbach zurückkomm­en.

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FOTO: DPA Kristina Vogel bejubelt ihren Sieg im Keirin. Die 26-Jährige gewann in Hongkong drei Medaillen.

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