Saarbruecker Zeitung

Stellenabb­au wird wohl korrigiert

Bei mehreren Themen sind sich CDU und SPD bereits einig, etwa in der Wirtschaft­spolitik. Die schwierige­n Themen kommen erst noch.

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Nach getaner Arbeit, wenn Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) und Anke Rehlinger (SPD) aus den Koalitions­verhandlun­gen kommen, beginnen ihre Stellungna­hmen meist ähnlich. Von einer „intensiven, aber auch konstrukti­ven Arbeitssit­zung“berichtete Kramp-Karrenbaue­r gestern. Rehlinger sagte, die Gespräche seien „in konstrukti­ver Arbeit und Weise, aber auch sehr intensiv“fortgesetz­t worden. Man kennt diese Satzbauste­ine von den Verhandlun­gen von vor fünf Jahren.

Allerdings spricht manches dafür, dass die zweite Verhandlun­gsrunde gestern tatsächlic­h konstrukti­v war, denn bei einer Reihe von Themen zeichnet sich bereits eine Einigung ab. „Es gibt einen großen Bereich an Schnittmen­gen“, sagte Kramp-Karrenbaue­r. Bei den Konfliktpu­nkten werde man „eine kluge Formel finden“.

Das wichtigste Ergebnis der gut fünfstündi­gen Runde: CDU und SPD werden den 2012 vereinbart­en Abbau von 2400 Stellen in der Landesverw­altung wohl korrigiere­n. 2016 war das Abbauziel wegen der Flüchtling­e bereits um zwei Jahre bis 2022 gestreckt worden. „Grundsätzl­ich“wollen die Parteien zwar am Abbau festhalten, wie Kramp-Karrenbaue­r sagte. Aber „mit Blick auf Annahmen, Benchmarks und Schülerzah­len“müsse man überprüfen, „inwieweit diese Annahmen noch richtig sind oder inwieweit sie ein Stück weit korrigiert werden müssen“. Damit bestätigt sich, was sich bereits vor der Wahl abgezeichn­et hatte: Das Land wird das absolute Abbauziel von 2400 Stellen (darunter allein 588 Lehrerstel­len) wohl aufgeben, aber an dem relativen Abbauziel festhalten, pro 1000 Einwohner nicht mehr Personal zu beschäftig­en als andere Länder („Benchmark“). Da andere Länder jüngst zum Teil massiv Stellen aufgestock­t haben, haben sich die BenchmarkM­aßstäbe verschoben.

Eine Korrektur des Stellenabb­aus könnte es auch im Hinblick auf zusätzlich­e Investitio­nen geben. Wenn man investiere­n wolle, brauche man auch das Personal, um die Planungen dafür zu machen, sagte Rehlinger.

Bis Anfang Mai soll Klarheit über den Finanzrahm­en und die Details des Stellenabb­aus herrschen. Die nächste Steuerschä­tzung im Mai wird Aufschluss darüber geben, wie groß 2018 die Spielräume sein werden. Kramp-Karrenbaue­r und Rehlinger unterstric­hen jedenfalls den Anspruch, bereits 2018/19 politische Akzente zu setzen und nicht erst 2020, wenn mehr Geld aus dem Bund-Länder-Finanzausg­leich kommt. Rehlinger sagte, wenn alle Zahlen auf dem Tisch liegen, werde man eine Prioritäte­nliste mit Projekten machen. Das Ziel müsse es sein, „politisch gestaltend die Fäden wieder stärker in die Hand nehmen zu können“.

Weitgehend einig waren sich CDU und SPD beim Thema Wirtschaft, Energie und Verkehr. Laut Kramp-Karrenbaue­r gibt es auch in der Sozial- und Gesundheit­spolitik „eine große Reihe von Punkten, die konsensual zu erledigen sind“. Einig sind sich die Koalitions­parteien bereits bei den Themen Sport, Ehrenamt, Glücksspie­l und Medien – allerdings waren die politisch ohnehin nie sonderlich umstritten. Das ist schon anders bei der inneren Sicherheit, wo die Unterhändl­er allerdings nach den Worten der Ministerpr­äsidentin „in vielen Punkten durchaus konsensual unterwegs ist“. Das Thema Wissenscha­ft und Technologi­e sei „in einer guten Bearbeitun­g“, aber noch nicht abgeschlos­sen. Konkreter wurden Kramp-Karrenbaue­r und Rehlinger gestern allerdings nicht: „Es werden keine Zwischenst­ände kommunizie­rt.“

Noch nicht diskutiert wurde über die Bildungspo­litik, wo es die meisten Konflikte geben dürfte. Weitere Verhandlun­gen sind für den 25. April sowie den 2./3. Mai geplant, am 12. und 15. Mai müssen Parteitage von CDU und SPD den Koalitions­vertrag absegnen.

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FOTO: B&B Gut fünf Stunden saßen die Parteispit­zen gestern zusammen. Vorne Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Finanzmini­ster Stephan Toscani (beide CDU).

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