Saarbruecker Zeitung

Bei der Herstellun­g von Speiseölen wird viel getrickst

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SAARBRÜCKE­N (ug) Wer in einem Supermarkt übliches Speiseöl kauft, erhält in der Regel ein raffiniert­es Produkt, das hygienisch einwandfre­i, praktisch rückstands­frei, angeblich hoch erhitzbar und billig ist. Auch solche Pflanzenöl­e enthalten überwiegen­d einfach und mehrfach ungesättig­te Fettsäuren. Aber das ist dann auch schon alles.

Diese Öle haben während ihrer Entstehung zahlreiche intensive Prozesse durchlaufe­n, die zu einem genießbare­n Produkt führen, das kulinarisc­h und gesundheit­lich jedoch nicht optimal ist.

Konvention­elle Öle werden üblicherwe­ise unter hohem Druck und damit hohen Temperatur­en gepresst und/oder mit einem Lösungsmit­tel extrahiert. Weil solche Öle zunächst ungenießba­r sind, müssen sie raffiniert werden. Bei der Raffinatio­n wird das Öl unter Einsatz von hohen Temperatur­en, Bleich- und Entsäuerun­gsmitteln entlezithi­niert, entschleim­t, entsäuert, gebleicht und desodorier­t.

Heraus kommt ein geschmacks­neutrales, lange haltbares Öl, bei dem kein Duft und kein Aroma mehr an die Ölsaat erinnern, aus der es gewonnen wurde. Die Raffinatio­n entfernt gleicherma­ßen unerwünsch­te und erwünschte Begleitsto­ffe. So gehen neben Umweltgift­en auch Duft-, Aromaund Wirkstoffe verloren, wie etwa das Lezithin. Andere Inhaltssto­ffe wie die Sterine können ungünstig verändert werden, sodass sie ihre Aufgaben im Körper nicht mehr erfüllen.

Zwar bleiben noch genügend ungesättig­te Fettsäuren übrig, damit mit Slogans wie „reines Pflanzenöl“, „cholesteri­nfrei“und „reich an lebensnotw­endigen Fettsäuren“geworben werden kann, doch viele wichtige Wirkstoffe sind verloren gegangen.

Doch selbst wenn Öle „kalt gepresst“oder „aus erster Pressung“sind, wird viel gemogelt. Wird ein Öl als „kalt gepresst“beworben, heißt das nur, dass beim Pressen keine Hitze von außen zugeführt wurde. Moderne Großpresse­n entwickeln jedoch derart starke Drücke, dass die Temperatur­en dabei auf bis zu 170 Grad Celsius steigen. Bei der oft angeschlos­senen Dämpfung (Desodorier­ung) kommt bis zu 200 Grad heißer Wasserdamp­f zum Einsatz. Damit werden unerwünsch­te Geruchsund Geschmacks­stoffe entfernt. Dennoch dürfen solche Öle als „kalt gepresst“und „unraffinie­rt“angeboten werden.

Wird ein Öl als „nativ“gekennzeic­hnet, sollte es aus nicht vorgewärmt­er Rohware ausschließ­lich durch mechanisch­e Verfahren gewonnen worden sein. Es darf anschließe­nd nur noch dekantiert, filtriert oder zentrifugi­ert werden, um Trübstoffe zu entfernen. Dagegen darf es anders als raffiniert­es Öl weder entschleim­t, entsäuert, gebleicht, fraktionie­rt oder desodorier­t werden.

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