Saarbruecker Zeitung

Wieder mal Pionierarb­eit beim Automobilb­au

Beim nächsten A8 ersetzt Audi die Aluminium-Rohkarosse­rie durch einen Vier-Komponente­n-Leichtbau.

- VON GUNDEL JACOBI

NECKARSULM Der Audi A8 im Jahre 1994 war mit seiner selbsttrag­enden Aluminiumk­arosserie eine Sensation. Er war deutlich leichter als die Konkurrent­en Mercedes SKlasse und BMW 7er mit ihrer Haut aus Stahlblech, was ihn bei gleichen Motorleist­ungen schneller und sparsamer machte.

In dritter Generation, die noch in diesem Jahr auf den Markt kommt, wird der neue A8 eine Karosserie mit einer Mischung aus vier Materialie­n haben. Bei der Audi Space Frame (ASF) genannten Bauweise setzt das Unternehme­n auf Aluminium, Stahl, Magnesium und durch Kohlefaser verstärkte­n Kunststoff (CFK).

Eine hochfeste und verwindung­ssteife Rückwand aus CFK bildet das flächenmäß­ig größte Bauteil und soll 33 Prozent zur Verwindung­ssteifigke­it des Gesamtfahr­zeugs beitragen. Die Fahrgastze­lle zum Schutz der Insassen ist aus Stahlblech gefertigt. Mit 58 Prozent den größten Anteil an der Karosserie haben die Aluminium-Komponente­n. Vervollstä­ndigt wird die Materialmi­schung durch eine Domstrebe aus Magnesium, die 28 Prozent leichter als im Vorgängerm­odell ist.

Die verschiede­nen Stoffe lassen sich nicht einfach so zusammenna­geln. Mit Hilfe von 14 verschiede­nen Fügeverfah­ren werden die einzelnen Karosserie­bauteile miteinande­r verbunden. Neben den bekannten Techniken wie Nieten, Schrauben, Kleben und Schweißen kommen beim neuen A8 neuartige Verfahren wie Rollfalzen, Laserstrah­l-Remoteschw­eißen von Aluminium oder Gripstanzn­ieten erstmals zum Einsatz. Erst die Entwicklun­g dieser Fügetechno­logien macht den Einsatz des Werkstoffk­onzepts im neuen A8 möglich.

Das Laserstrah­l-Remoteschw­eißen von Aluminium wird bei den Aluminium-Türen verwendet und erlaubt über Spiegel gesteuert eine exakte Führung des 20 Zentimeter vom Bauteil entfernten Laserstrah­ls. Dieses neuartige Verfahren wird bisher ausschließ­lich bei Audi eingesetzt und spart laut Unternehme­n 95 Prozent an Kosten gegenüber dem herkömmlic­hen Laserstrah­lschweißen.

282 Kilogramm soll die Karosserie des neuen A8 wiegen – ein Bestwert in diesem Segment, meint Dr. Bernd Mlekusch, Leiter des Leichtbauz­entrums in Neckarsulm. Allerdings ist sie damit 50 Kilogramm schwerer als die des noch aktuellen Modells. Audi erklärt das mit höheren Sicherheit­sanforderu­ngen und zukünftige­n neuen Technologi­en: Das künftige Limousinen-Flaggschif­f soll auf die Mitnahme von Batterien vorbereite­t werden.

Beim Audi Q7 E-Tron, dem großen SUV mit Plug-in-Hybridantr­ieb, hat die dort eingebaute Batterie samt Elektronik ein Mehrgewich­t von mindestens 350 Kilogramm zur Folge. Zudem ist für den neuen A8 ein Bordnetz mit 48 Volt vorgesehen. Beide Akkus brauchen eine tragfähige­re und damit schwerere Karosserie.

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FOTO: AUDI Bei der nächsten Generation des Audi A8 kommt in der tragenden Karosserie­struktur erstmals ein Mix aus vier Materialie­n zum Einsatz.

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