Saarbruecker Zeitung

„Das Saarlandbü­ro ist keine Mini-Botschaft“

Seit einem Jahr hat das Saarland eine eigene Landesvert­retung in Paris und versucht eine Nische zu finden im breiten deutsch-französisc­hen Angebot.

- VON NORA ERNST

SAARBRÜCKE­N/PARIS Seit einem Jahr hat das Saarland wieder eine Vertretung in Paris – in der rue du Faubourg Saint-Honoré. Eine noble Adresse, hier reiht sich ein Luxusgesch­äft an das nächste: Gucci, Cartier, Hermès. Das „Bureau de la Sarre“steht am weniger exklusiven Ende der Straße. 650 Euro zahlt das Land monatlich für ein Büro und einen Konferenzs­aal in den Räumen der Landesbank Saar. Für Pariser Verhältnis­se ein Schnäppche­n und kein Vergleich zur „Maison de la Sarre“, für die die Landesregi­erung unter Oskar Lafontaine in den 80ern mehrere Millionen ausgab. Eine pompöse Landesvert­retung mit eigenem Koch, in einigen Restaurant­führern tauchte sie gar als kulinarisc­her Tipp auf. 2003 wurde die „Maison de la Sarre“dichtgemac­ht – sie war einfach zu teuer.

13 Jahre später dann ein neuer Anlauf – in deutlich kleinerem Rahmen. „Wir verfolgen ein völlig anderes Konzept“, sagt Anne Funk, die das Büro leitet. Eine solch luxuriöse Repräsenta­nz sei einfach nicht mehr zeitgemäß. Damit macht das Saarland aus der Not auch eine Tugend. Das Geld im Haushaltsn­otlageland ist schließlic­h knapp. Das Büro ist auch nicht immer besetzt. Zwei bis drei Mal pro Woche sind Funk, die parallel noch ein Referat im saarländis­chen Europamini­sterium leitet, oder ihr Stellvertr­eter vor Ort. „Es ist keine Mini-Botschaft und keine vollwertig­e Landesvert­retung wie in Berlin und Brüssel“, betont Funk.

Vor einem Jahr wurde das Büro feierlich eröffnet. Was hat sich seitdem getan? Funk hat vor allem ein Netzwerk aufgebaut, den „Freundeskr­eis des Saarlandes“, der sich zu Vorträgen trifft und für das Land werben soll. 160 Persönlich­keiten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenscha­ft, darunter etwa François Villeroy de Galhau, Gouverneur der Banque de France, und Béatrice Angrand, Generalsek­retärin des DeutschFra­nzösischen Jugendwerk­s.

Funks Ziel ist es, das Büro als „deutsch-französisc­hes Kompetenzz­entrum“zu etablieren. Doch die Palette deutsch-französisc­her Institutio­nen in Paris ist groß. Es dürfte nicht leicht werden, hier eine Nische zu finden, zumal die Mittel begrenzt sind. Das weiß auch Funk: „Wir können nicht mit großen Veranstalt­ungen mit 1000 Gästen aufwarten. Wir müssen gezielt Themen aufgreifen und Menschen ansprechen.“So sind etwa Veranstalt­ungen für spezielle Wirtschaft­sbranchen geplant, für IT- oder Gesundheit­sunternehm­en etwa.

Direkte Kontakte zwischen saarländis­chen und französisc­hen Unternehme­n hat das Büro bisher nicht angebahnt. „Das war auch nicht das prioritäre Ziel im ersten Jahr“, sagt Funk. Zunächst sei es darum gegangen, Kontakte zu knüpfen. Oliver Groll, Geschäftsf­ührer Internatio­nal der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Saarland, kann das nachvollzi­ehen: „Es ist noch nicht wahnsinnig viel gelaufen, aber das ist verständli­ch.“Die Phase, in der Unternehme­n von der Landesvert­retung profitiere­n, beginne erst. Er hält das Ganze nach wie vor für eine gute Sache: „Es gibt Hunderte von Firmen, die in Frankreich Kunden suchen.“Funk plant, gemeinsam mit der IHK und der Außenhande­lskammer in Paris künftig regelmäßig Treffen zwischen Unternehme­n zu arrangiere­n.

Wirtschaft­sförderung ist für sie nur ein Ziel von mehreren, denn: „Man bekommt Franzosen vor allem mit kulturelle­n Themen.“Im Mai stellt das Büro gemeinsam mit dem Goethe-Institut in Paris das Festival Perspectiv­es vor, ähnliches ist auch mit dem Filmfestiv­al Max Ophüls geplant. Doch kann man Pariser, die ein breites Kulturange­bot direkt vor der Haustür haben, damit wirklich locken? „Sie haben viele Veranstalt­ungen vor Ort, aber dieses speziell Deutsch-Französisc­he kriegt man eben im Saarland“, sagt Funk.

Dass das Saarland als einziges Bundesland nun wieder eine Vertretung in Paris hat, ist Teil der Frankreich-Strategie, die sich die Landesregi­erung auf die Fahnen geschriebe­n hat: Das Saarland soll „als Tor zu Frankreich“unentbehrl­ich werden. Große Pläne – für ein kleines Büro.

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FOTO: MINISTERIU­M Das „Bureau de la Sarre“in Paris kann mit einer noblen Adresse aufwarten: rue du Faubourg Saint-Honoré.

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