„Ich hoffe auf einen Sieg Macrons“
INTERVIEW KANZLERAMTSCHEF PETER ALTMAIER
BERLIN Peter Altmaier ist Saarländer und mit den politischen Verhältnissen im Nachbarland daher nicht nur als Kanzleramtsminister vertraut. Der CDU-Politiker wünscht sich jedoch nicht nur wegen seiner Heimat einen Sieg des Newcomers.
Sind Sie zufrieden mit dem Ausgang der ersten Runde?
ALTMAIER Ja. Die rechtsnationale Kandidatin Marine Le Pen hat es im ersten Wahlgang nicht auf Platz Eins geschafft. Stattdessen Emmanuel Macron, der ein überzeugter Europäer und Freund Deutschlands ist. Das hat Demokraten in ganz Europa erleichtert, auch mich persönlich.
Aber dass der konservative Kandidat so schlecht abgeschnitten hat, kann Sie nicht wirklich freuen. ALTMAIER Das stimmt. Aber François Fillon hat staatsmännisch reagiert, indem er seine Anhänger noch gestern zur Wahl Emmanuel Macrons im zweiten Wahlgang aufgerufen hat. Das zeigt, dass die politische Mitte auch in Frankreich stark ist. Das ist gut für Frankreich und für uns alle.
Generell gefragt: Wenn ein Newcomer und eine Rechtsradikale in die Stichwahl kommen, zeigt das nicht einen tiefen Verdruss über die etablierten Parteien? ALTMAIER Die Parteienlandschaft ist in Frankreich traditionell dynamischer als bei uns. Dort entstehen alle paar Jahre neue Parteien und Bündnisse. Auch unsere Partner-Partei dort (Les Republicains) ist relativ jung. Richtig ist aber auch, dass sich in unserem Nachbarland ganz offenbar politischer Verdruss aufgebaut hat. Das hat Emmanuel Macron erkannt, und es ist eine große Gestaltungschance für ihn, falls er im zweiten Wahlgang gewinnt.
Gibt es diesen Verdruss auch in Deutschland?
ALTMAIER In Deutschland ist die politische Mitte viel stärker, und die Ränder sind viel schwächer, wie zuletzt die Landtagswahl im Saarland gezeigt hat. Das liegt nach meiner Überzeugung auch an der guten wirtschaftlichen Lage und dem höheren Maß an sozialer Gerechtigkeit.
Was erwarten Sie für den zweiten Wahlgang?
ALTMAIER Ich hoffe auf einen Sieg Emmanuel Macrons. Das wäre ein klares und überzeugendes Signal für ein starkes Frankreich in einem starken Europa und mit Deutschland als Partner. Es wäre auch eine klare Absage an jede Form von Nationalismus, Protektionismus und Intoleranz.
Wird Kanzlerin Merkel zusammen mit Macron eine Reform der EU anstreben, die ein Motiv für das Protestwahlverhalten vieler ist? ALTMAIER Ich will hier nicht vorgreifen. Ich bin mir aber sicher, dass Deutschland und Frankreich als Kerne Europas die Stabilität der Eurozone weiter sichern und die Wettbewerbsfähigkeit aller EU-Länder vorantreiben müssen. Und seit gestern bin ich optimistisch, dass es gelingt.
Das Interview führte SZ-Korrespondent Werner Kolhoff.