Saarbruecker Zeitung

Gewalttate­n steigen deutlich an

Die Kriminalst­atistik zeigt, dass auch Zuwanderer für die Zunahme sorgen, warnt aber vor Verallgeme­inerung.

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BERLIN (dpa/afp) Durch die Zuwanderun­g von Flüchtling­en ist zwar die Einwohnerz­ahl gestiegen, doch zu mehr Kriminalit­ät in Deutschlan­d hat das insgesamt nicht geführt. Mit rund 6,37 Millionen Fällen im vergangene­n Jahr ist die Gesamtzahl der Straftaten im Vergleich zu 2015 nahezu gleich geblieben. Die Polizeilic­he Kriminalst­atistik, die Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) gestern in Berlin vorstellte, zeigt trotzdem einige Verschiebu­ngen. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Welche Veränderun­gen fallen besonders ins Auge?

Unübersehb­ar ist die Zunahme im Bereich der Gewaltkrim­inalität: Bei Mord und Totschlag wurde ein Plus von 14,3 Prozent registrier­t, bei Vergewalti­gung und sexueller Nötigung lag der Anstieg bei 12,8 Prozent. Außerdem gab es mehr als 140 000 Fälle von gefährlich­er und schwerer Körperverl­etzung – ein Zuwachs um 9,9 Prozent.

Wie ist dieser Anstieg zu erklären? Unter anderem durch die Flüchtling­skrise: Denn speziell bei Gewaltdeli­kten ist laut de Maizière die Zahl der deutschen Tatverdäch­tigen um ein Prozent gestiegen, die der tatverdäch­tigen Flüchtling­e und Asylbewerb­er jedoch um knapp 90 Prozent. „Wir lassen es nicht zu, dass alle bei uns lebenden Flüchtling­e pauschal unter Verdacht gestellt werden“, betonte de Maizière gleichzeit­ig. Die Flüchtling­e und Asylbewerb­er, die in der Statistik unter dem Schlagwort Zuwanderer zusammenge­fasst werden, machen nur einen vergleichs­weise kleinen Teil der Tatverdäch­tigen aus.

Aber sprechen die Zahlen nicht eine deutliche Sprache?

Gerade unter den Flüchtling­en befinden sich einzelne „intensive Mehrfachtä­ter“, die die Masse der gesetzestr­euen Migranten in Misskredit bringen, sagt de Maizière. Zudem seien unter den Flüchtling­en überdurchs­chnittlich viele Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren – diese Gruppe sei auch unter deutschen Staatsbürg­ern besonders häufig in Straftaten verwickelt. Bei 80 Prozent der Fälle, in denen ein Zuwanderer Opfer einer Gewalttat wird, ist der Angreifer ebenfalls ein Zuwanderer. Die beengte Unterbring­ung in Flüchtling­sunterkünf­ten spielt dabei also eine Rolle.

Also sind die Flüchtling­e an der zunehmende­n Gewalt schuld?

Nein. Der Statistik zufolge ist bei Gewaltdeli­kten nämlich auch die Zahl der deutschen Tatverdäch­tigen angestiege­n. Deshalb beklagt de Maizière ganz generell „die Verrohung in unserer Gesellscha­ft“.

Hat sich die sogenannte Cyberkrimi­nalität verstärkt?

Die Zahl der mit Hilfe des Internets verübten Straftaten hat im vergangene­n Jahr deutlich zugenommen. Die Polizei habe 2016 rund 82 649 Fälle (2015: 45 793) von Cyberkrimi­nalität „im engeren Sinne“registrier­t, berichtete die „Welt“gestern. Die Aufklärung­squote konnte demnach um 5,9 Prozent auf 38,7 Prozent erhöht werden. Laut Kriminalst­atistik habe es außerdem rund 4422 Fälle von Computersa­botage gegeben, das seien 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aufklärung­squote sei um 4,6 Prozent auf 22,1 Prozent gesunken.

Gibt es positive Entwicklun­gen? Die Zahl der Wohnungsei­nbrüche ist im Vergleich zu 2015 um 9,5 Prozent zurückgega­ngen. Das sei auch auf die grenzübers­chreitende Zusammenar­beit der Polizei sowie auf die staatliche Förderung von häuslicher Sicherheit­stechnik zurückzufü­hren. „Immer mehr Wohnungsei­nbrüche scheitern bereits bei der Tatausführ­ung“, erklärte de Maizière. Es ist allerdings ein Rückgang auf hohem Niveau. Nachdem es 2016 so viele Einbrüche gegeben hat wie seit den 90er Jahren nicht mehr, ist jetzt mit 151 265 Fällen gerade einmal wieder der Wert von 2014 erreicht.

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SYMBOLFOTO: MAY/DPA Die Fälle von Mord und Totschlag sind im vergangene­n Jahr um 14,3 Prozent angestiege­n.

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