Saarbruecker Zeitung

Deutsche Industrie rechnet mit 500 000 neuen Jobs

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HANNOVER (dpa) Die deutsche Industrie erwartet in diesem Jahr, dass dank eines Wirtschaft­swachstums von etwa 1,5 Prozent rund 500 000 zusätzlich­e Arbeitsplä­tze geschaffen werden. „Die deutsche Industrie präsentier­t sich in blendender Verfassung“, sagte der Präsident des Bundesverb­andes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, gestern auf der Hannover Messe. Er warnte aber vor allzu großer Euphorie: „Von der Rückkehr zu einem dynamische­n Wachstum bei den Ausfuhren sind wir noch weit entfernt.“

Die augenblick­liche Lage sei zudem begünstigt von niedrigen Ölpreisen und Zinsen sowie einem attraktive­n Wechselkur­s. „Zudem sehen wir mit Sorgen, dass es allenthalb­en eine Zunahme des Protektion­ismus gibt“, sagte er mit Blick auf Risiken durch die weltwirtsc­haftlichen Rahmenbedi­ngungen. Kempf, der sich erneut zu einem vereinten Europa sowie einem fairen und freien Welthandel bekannte, betonte: „Abschottun­g hilft niemanden.“

Kempf sprach sich erneut für eine Stärkung des Wirtschaft­sraums Europa aus: „In Europa, in Deutschlan­d, wollen wir keine neuen Mauern aufbauen.“Es gelte aber, nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Zivilgesel­lschaft von den Vorteilen eines geeinten Europas ebenso wie von denen des transatlan­tischen Handels zu überzeugen: „Es ist wichtig, die Vorteile der EU für jeden Einzelnen stärker herauszust­ellen.“Das sei beim mittlerwei­le auf Eis gelegten Freihandel­sabkommen TTIP nicht gelungen. Die Gründe für ein derartiges Abkommen blieben aber bestehen. Auch die Handelsbez­iehungen zu China stünden vor der Neuausrich­tung.

Beim bevorstehe­nden Bundestags­wahlkampf warnte er davor, den aktuellen moderaten Aufschwung zu überschätz­en. Nötig sei eine weitere Stärkung des Standorts Deutschlan­d – unter anderem mit einem kontinuier­lichen Anstieg der öffentlich­en Investitio­nen oder einem zügigen weiteren Ausbau der digitalen Infrastruk­tur. „Deutschlan­d muss mehr Wirtschaft wagen“, sagte Kempf, der auch eine stärkere steuerlich­e Forschungs­förderung für die Unternehme­n forderte.

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