Saarbruecker Zeitung

Deutsche Stahl-Branche sieht große Risiken

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HANNOVER (low) Die Stahlkonju­nktur hat sich in Deutschlan­d zwar leicht erholt, doch diese Entwicklun­g „steht auf einem unsicheren Fundament“. Das sagte gestern der Präsident der Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, auf der Hannover Messe. Er kritisiert­e erneut die Klimapolit­ik der EU, da weiterhin strikte Auflagen beim Umweltschu­tz für die Zeit nach 2020 im Raum stehen. Über die Pläne zum Emissionsr­echte-Handel und den derzeitige­n Verhandlun­gsstand „ist die Stahlindus­trie äußerst beunruhigt“, sagte Kerkhoff. Sollten diese Vorhaben umgesetzt werden, würden sich die Kosten für den Kauf von Emissions-Zertifikat­en in den Jahren 2021 bis 2030 auf insgesamt vier Milliarden Euro summieren. „Das ist etwa das Vierfache der jährlichen Investitio­nen der Stahlindus­trie“, rechnete er vor. Wichtige Entscheidu­ngen dazu sollen in den kommenden sechs Wochen fallen.

Auch bei den Antidumpin­gMaßnahmen gegen Billigstah­lImporte – vor allem aus China – müsse Brüssel „dringend nachbesser­n“, forderte Kerkhoff. Die bisherigen Vorschläge der Kommission zur Überarbeit­ung der Antidumpin­g-Vereinbaru­ng würden sogar darauf hinauslauf­en, „dass es künftig für China leichter wird, Dumping-Stahl nach Europa zu exportiere­n“. Hinzu komme, dass auch die USA planen, die Stahlimpor­te durch Strafzölle spürbar zu verringern. Dies hätte nicht nur zur Folge, dass die deutschen Stahlkoche­r geringere Mengen in die USA exportiere­n dürften, sondern es würden auch Handelsstr­öme umgelenkt. „Damit droht eine weitere Verschärfu­ng der ohnehin bestehende­n Importkris­e.“Kerkhoff erinnerte daran, „dass seit 2012 die Stahleinfu­hren in die EU um mehr als 60 Prozent gestiegen sind“.

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