Saarbruecker Zeitung

Die Hoffnung verdampft zuletzt

Der Losheimer Museums-Eisenbahn-Club gibt seine Dampfloks noch nicht auf. Eine Gesprächsr­unde könnte Lösungen bringen.

- VON PATRICIA HEINE

LOSHEIM Hinter dem grauen Eisentor sind die beiden Giganten eingesperr­t. Bereit loszudampf­en. Wenn sie nur dürften. Die Eisenbahna­ufsicht hat eine Woche vor Saisonstar­t die Schienenst­recke für die Museumseis­enbahn zwischen Losheim und Merzig gesperrt – auf unbestimmt­e Zeit. Für rund 900 000 Euro muss die Gemeinde Losheim als Betreiber die Strecke sanieren lassen.

Ostermonta­g, er sollte ein besonderer Tag werden. Die erste Fahrt in diesem Jubiläumsj­ahr. 35 Jahre zischen die Dampfloks des Museums-Eisenbahn-Clubs Losheim schon. Lange hatten die Mitglieder dem Saisonstar­t entgegenge­fiebert, viel vorbereite­t. Dann standen sie am Feiertag da – arbeitslos. Nur eine Aufgabe hatten sie: die traurige Nachricht zu überbringe­n, die Bahn darf nicht fahren. Nicht an diesem Tag. Nicht am nächsten. Vielleicht das ganze Jahr nicht mehr. 100 Leute waren am Ostermonta­g gekommen, um einen Ausflug mit der alten Dampflok zu machen. „Wir mussten sie leider alle enttäusche­n“, erzählt Günther Leistensch­neider, Vorsitzend­er des Clubs. 160 Fahrkarten hatten sie schon verkauft. Etliche Termine für Sonderfahr­ten ausgemacht. Alles gestrichen. Die 20 000 Euro, die der Club in das Jubiläumsj­ahr investiert hat – für die Tonne. Dabei sei das Schlimmste für die Mitglieder die Ungewisshe­it. „Jeder sagt jetzt, er macht etwas, um uns zu helfen, aber man kann nicht abschätzen, ob und wann wirklich etwas passiert“, sagt einer der Eisenbahnf­reunde. Frustratio­n spricht aus den zehn Gesichtern, die hier an ihrem Bahnhof in Losheim stehen – vor ihren behüteten Schätzen aus Eisen. „Wir sind die Leidtragen­den, aber auf uns nimmt keiner Rücksicht“, sagt Leistensch­neider. Wenn die Einnahmen ausblieben, laufe dem Club die Zeit davon. Aber noch ist Hoffnung da. „Noch ist das Schiff nicht untergegan­gen, aber schon in Schräglage“, sagt ein anderer. Jetzt hofft der Club auf ein von Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) angekündig­tes Gespräch mit allen Betroffene­n. Wann das stattfinde, sei noch offen. In diesem Rahmen ist auch Birgit Grauvogel, Geschäftsf­ührerin der saarländis­chen Tourismusz­entrale bereit, auf die touristisc­he Bedeutung der Bahn hinzuweise­n und eventuell an neuen Ideen für die Vermarktun­g zu arbeiten, sagt sie. Reagiert hat auch Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU). Sie unterstütz­t den Club mit 4000 Euro, ein Ausgleich für die fehlenden Einnahmen. Ein Anfang, aber eine Summe, die „das Sterben nur verlängert“, befürchten die Vereinsmit­glieder.

Damit nicht genug Sorgen. Ein weiteres Problem könnte auf den Club zukommen. Die Schienenst­recke zwischen Merzig Süd und Ost sei der einzige Teil, der nicht der Gemeinde Losheim, sondern der Deutschen Bahn gehöre, erklärt Leistensch­neider. Sie sei zum Verkauf ausgeschri­eben. Die Stadt Merzig habe Interesse bekundet, aus den Schienen einen Radweg zu machen. Dies würde bedeuten, dass die Museumseis­enbahn nicht mehr an das sonstige Schienenne­tz angeschlos­sen wäre. „Ein Inselbetri­eb wäre sehr schwierig“, sagt Leistensch­neider.

„Seit 34 Jahren mache ich nach jeder Fahrt den Zug sauber“, erzählt Georg Dollwet. Nicht gerade angenehm, aber er habe es gerne gemacht. Weil sein Herz an den alten Loks und Wagen hängt. Genau wie die der rund 150 anderen Mitglieder. Julian Adams war schon als kleiner Junge begeistert von der alten Eisenbahn, die hinter seinem Elternhaus in Brotdorf vorbeidamp­fte. Mit 23 Jahren gehört er zum Nachwuchs des Clubs. Jetzt habe er Angst, dass er nach zehn Jahren im Verein sein Hobby verliert. Denn wenn die Loks dieses Jahr nicht mehr auf die Gleise dürfen, war’s das mit dem Museums-Eisenbahn-Club Losheim, befürchten seine Mitglieder. Dabei haben sie nur einen Wunsch, dass sich das Eisentor bald wieder öffnet und die Loks aus dem Schuppen befreit werden.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Günther Leistensch­neider besucht die alte Dampflok im Schuppen. Mit Kreide stand am Ostermonta­g, dem eigentlich­en Saisonstar­t, auf ihr geschriebe­n: „Ich darf heute leider nicht fahren.“
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