Saarbruecker Zeitung

,,Kommunen fehlt Personal, um Investitio­nen umzusetzen“

Die Gewerkscha­ft Verdi erwartet von der neuen Landesregi­erung Initiative­n bei Personal, Infrastruk­tur und Sozialem.

- VON UTE KIRCH

SAARBRÜCKE­N Ein „Jahrzehnt der Investitio­nen“kündigte die SPDSpitzen­kandidatin Anke Rehlinger im Wahlkampf an. „Das nehmen wir beim Wort“, sagen Bezirksges­chäftsführ­er Thomas Müller und der Bezirksvor­sitzende Bernd Schumann von Verdi. Konkret erwarten die Gewerkscha­fter von der neuen Landesregi­erung Investitio­nen bei Land und Kommunen. „Die jahrelange Kürzungspo­litik hat im Saarland Spuren hinterlass­en“, sagt Schumann. Der Investitio­nsstau sei hier besonders groß. „Bei den Investitio­nen je Einwohner lagen das Saarland und seine Kommunen laut Bundesstat­istik um 114 Euro je Einwohner unter dem Länderschn­itt, in der Summe sind das immerhin 110 Milliarden Euro, die im Schnitt gegenüber anderen Bundesländ­ern fehlen“, rechnet er vor. Nehme man die letzten zehn Jahre zusammen, ergebe sich eine Investitio­nslücke von einer Milliarde Euro. Besonders betroffen seien die Kommunen. Die KfW-Bank beziffere hier den bundesweit­en Investitio­nsstau auf 136 Milliarden Euro. Von den von der Bundesregi­erung 2015 zur Verfügung gestellten 3,5 Milliarden Euro zur Unterstütz­ung der Investitio­nsvorhaben finanzschw­acher Kommunen seien bis Ende 2016 nur knapp 150 Millionen Euro – nicht einmal fünf Prozent – abgerufen worden. „Der wichtigste Grund dafür ist, dass es in den Kommunen an Personal mangelt, das die Maßnahmen umsetzen könnte“, sagt Schumann. So sei zwischen 1991 und 2010 in den Kommunen jede dritte Stelle abgebaut worden, die sich mit der Planung und Durchführu­ng von Infrastruk­turmaßnahm­en befasst.

„Wir brauchen vor allem im Bereich der öffentlich­en Daseinsvor­sorge Investitio­nen“, sagt Schumann. Dazu zähle neben Infrastruk­tur wie Brücken und Straßen der soziale Bereich, darunter Schulen, Kitas und die Pflege. Genauso müsse in Personal investiert werden. Personalun­tergrenzen wie für die Pflege seien auch im Kita-Bereich notwendig. Es sei eine Milchmädch­enrechnung zu sagen, man wolle pro 1000 Einwohner nicht mehr Personal beschäftig­en als andere Länder („Benchmark“). „Das lässt doch außer Acht, dass das soziokultu­relle Spektrum im Saarland völlig anders ist als etwa im Speckgürte­l von Frankfurt“, sagt Schumann. CDU und SPD hatten nach ersten Verhandlun­gen gesagt, man wolle prüfen, ob der bislang angestrebt­e Abbau von 2400 Stellen korrigiert werden müsse.

Die Schuldenbr­emse ist für Verdi nicht durch weiteres Kürzen zu erfüllen. „Wir fordern, dass 70 Prozent der Konsolidie­rung durch die Erhöhung der Einnahmese­ite erfolgen muss“, sagt Müller. Als Verdi im Januar 2016 wieder zu den Gesprächen mit der Landesregi­erung über den Stellenabb­au zurückgeke­hrt ist, habe man darauf wertgelegt, dass auch die Arbeitsgru­ppe, die sich mit der Steigerung der Einnahmens­eite befasst, wieder regelmäßig tagt. „Doch das ist seitdem nicht mehr passiert“, klagt Müller. Verdi spricht sich für eine Bundesrats­initiative für ein anderes Steuerkonz­ept aus. Würde der Spitzenste­uersatz auf 52 Prozent erhöht, eine Vermögenss­teuer, eine andere Erbschafts­steuer und eine Unternehme­nsbesteuer­ung eingeführt, könne das Saarland pro Jahr 452 Millionen Euro mehr einnehmen.

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