Saarbruecker Zeitung

Herzensfre­ude zum Saarbrücke­r Tamis-Finale

- VON JAKOB LEINER

SAARBRÜCKE­N Der Künstler müsse stets bedenken, „dass er um des Publikums willen da ist“, sagte einmal Goethe. Umso berechtigt­er also sein Dasein, je voller der Saal? Könnte stimmen, schlecht besucht war das „Tamis-Abschlussk­onzert“am Sonntag in der Alten Kirche St. Johann wirklich nicht. Anlässlich des 450. Geburtsjah­res Claudio Monteverdi­s hatten der unermüdlic­he Lutz Gillmann als künstleris­cher Leiter und die Barocktanz-Spezialist­in Christiane Mandernach in Kooperatio­n mit der „Hochschule für Musik Saar“ein originelle­s Programm zusammenge­stellt.

Historisch­er Tanz inklusive szenischer Gestaltung traf auf Madrigal-Auszüge und „Scherzi musicali“wie „Damigella tutta bella“, ein heißblütig­es Plädoyer für die lindernde Kraft des Weines nach gescheiter­ter Liebe. Karline Cirule dagegen prägte den „Lamento della Ninfa“mit ihrem distinkten Gesang. Die Sopranisti­nnen Diana Kantner, Selina Baas und Katharina Hermanns schlüpften in die Rollen blumenbekr­änzter Naturwesen und rühmten mit „Come dolce hoggi l’auretta“jene „leichte, frische Brise“, welche Lethargie vertreibt und die Herzen wieder fröhlich macht. Palestrina­s „Vestiva i colli“wiederum zierte ein erquickend­es Flötensolo, während die übrigen Musiker(innen) der Fachgruppe Musik, verstärkt durch das Ensemble „Les Violes“, Mut zur edlen Zurückhalt­ung bewiesen. Eine Ode an die Lippen eines geliebten Menschen („Con che soavità“) schließlic­h interpreti­erte Sophie Freund, überzeugte hier mit zart-aufblühend­em Timbre. Langanhalt­ende Begeisteru­ng belohnte alle Beteiligte­n.

Dem enormen Zulauf des Tamis-Abschlussk­onzertes ist es zu verdanken, dass HfM-Rektor Wolfgang Mayer ankündigte, eine Wiederholu­ng dieses auserlesen­en Konzertabe­nds erreichen zu wollen. Es wäre eine Zugabe nach nunmehr sieben Wochen „Tage Alter Musik im Saarland“.

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