Saarbruecker Zeitung

Verein feiert gerettete Industriea­nlage

Die Initiative Völklinger Hütte wird 30. Ohne Engagement der Mitglieder gäbe es heute hier kein Unesco Welterbe.

- VON THOMAS ANNEN

VÖLKLINGEN Seit 30 Jahren engagiert sich die Initiative Völklinger Hütte für das ehemalige Eisenwerk. „Ohne uns gäbe es heute in Völklingen kein Weltkultur­erbe!“, verkündet der Verein auf seiner Internet-Seite. Während der Jubiläumsf­eier in der Resider-Werkstatt gibt es am Freitagabe­nd viel Lob von den Gästen.

Völklingen­s Bürgermeis­ter Wolfgang Bintz (CDU) gratuliert, Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) und Weltkultur­erbe-Chef Meinrad Maria Grewenig sprechen Grußworte. Und Delf Slotta, Direktor des Instituts für Landeskund­e, übernimmt den Festvortra­g. „Nur Schrott? Oder Teil unserer Geschichte?“, steht auf dem Plakat, das am Rednerpult hängt. Es zeigt die Völklinger Hütte.

Rückblick: Mit dem Plakat geht die Initiative im Sommer 1987 an die Öffentlich­keit. Ein Jahr zuvor, am 4. Juli 1986, erfolgt auf der Mittagssch­icht der letzte Abstich am Hochofen 6. Die Roheisener­zeugung in Völklingen ist nach 103 Jahren beendet. Die Frage nach der Zukunft des Werkes ist für viele schnell beantworte­t. „Weg mit dem Schandflec­k“, fordern sie. Die Hochöfen sollen abgerissen werden. Doch es formiert sich Widerstand. Sieben Frauen und Männer, die früher nicht auf der Hütte beschäftig­t waren, kämpfen für den Erhalt der Anlage. Die Initiative Völklinger Hütte ist geboren. Die Überzeugun­gsarbeit der Idealisten führt langsam zum Erfolg,

Delf Slotta immer mehr Persönlich­keiten aus Politik und Denkmalsch­utz sprechen sich für den Erhalt des Eisenwerke­s aus. Die Anlage soll nicht nur erhalten, sondern auch der Bevölkerun­g zugänglich gemacht werden. In ungezählte­n ehrenamtli­chen Stunden macht man Wege und Treppen zu den Hochöfen und Nebenanlag­en begehbar. 1990 werden die ersten Besucher durch die ehemalige Hütte geführt, 1992 startet die Initiative dann die regulären Führungen. Deren Organisati­on übernimmt später das hauptamtli­che Hütten-Management. 1994 geht ein Wunsch in Erfüllung: Die Völklinger Hütte wird zum Weltkultur­erbe erklärt.

Der Verein bleibt weiter aktiv. Unter anderem saniert er auf dem Hüttengelä­nde Lokomotive­n und Waggons, er dokumentie­rt den Zustand der Dächer und erforscht die bergmännis­chen Aktivitäte­n der Röchlings in Lothringen. Vereinsmit­glied Delf Slotta lässt die Erfolgsges­chichte in seinem Vortrag Revue passieren. Der Kenner der Industriek­ultur erinnert aber auch an ein Problem. „Es fehlt an neuen und vor allem jungen Mistreiter­n.“Zurzeit zählt der Verein 264 Mitglieder. Vor dem Start des Buffets dankt der Vereinsvor­sitzende Peter Braun den Mitglieder­n für ihr Engagement. Und für den Festredner hat er noch eine Auszeichnu­ng. „Ich bin sehr ergriffen“, sagt Delf Slotta, als er zum Ehrenmitgl­ied ernannt wird.

„Es fehlt an neuen und vor allem jungen

Mistreiter­n.“

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