„Petas“und „Rubin“leuchten denkmalgeschützt
Zwei Saarbrücker Graffiti-Künstler haben eine Wand in der Völklinger „Urban Art Biennale“gestaltet.
SAARBRÜCKEN Wenn zurzeit im Weltkulturerbe Völklinger Hütte die „4. Urban Art Biennale 2017“gezeigt wird, dann spricht Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig vom „größten UrbanArt-Projekt der Welt“. Das liegt daran, dass Werke von weltbekannten Größen der Szene wie Banksy zu sehen sind, die ihre Kunstwerke auch auf Leinwand oder Papier gestalten. Eine einzige Wand aber, idyllisch gelegen am „Platz der Stille“, ist vor Ort mit Farbdosen gestaltet, gesprüht und gemalt worden. Und diese Wand wurde von zwei jungen Saarbrücker Künstlern, Jonas Mayer und Jorin Peters, gestaltet.
„Es ist die einzige Außenwand der Biennale, die mit der Dose gemalt wurde“, erklärt Jorin Peters, einer der Schöpfer. „Und sie steht unter Denkmalschutz“, ergänzt Jonas Mayer und lacht. Die beiden Saarbrücker Urban Art-Künstler kennen sich schon länger. Aber seit wann genau, können sie nicht sagen. „Wir haben uns in der Szene, die sich an der Mauer an der Saar gegenüber vom Staden trifft, kennengelernt“, sagt Jorin Peters. Beide, Mayer und Peters, malen schon seit sie Jugendliche waren. Jonas Mayer hat nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Grafikdesigner und Mediengestalter gemacht, nun will er sich an der Hochschule der Bildenden Künste Saar bewerben. Jorin Peters ist etwas älter, und er studiert bereits an der HBK Saar im sechsten Semester.
Und beide malen auch Graffiti. Ihre ersten Versuche fanden direkt an der Wand an der Saar statt, unterhalb der Autobahn. Diese Mauer ist zwar eine der größten legalen Graffiti-Flächen Deutschlands, allerdings ist sie auch die
Jorin Peters einzige in der Stadt. Dadurch werden die Graffiti schnell übermalt, die Abbildungen an der Wand ändern sich ständig. „Es ist halt eine schnelllebige Kunst“, sagt Jonas Mayer und Jorin Peters fügt hinzu: „Wenn es dumm läuft, dann ist deine Arbeit am nächsten Tag schon wieder weg“. Trotzdem arbeiten die beiden gerne an Graffiti. Und als sie sich kennenlernten, war auch schnell klar, dass sie auch zusammen malen wollten. „Das passt künstlerisch gut. Und wir sind befreundet“, sagt Jonas Mayer.
Dabei arbeiten beide ganz unterschiedlich. Während Jorin Peters in seinen Graffiti hauptsächlich Schriftzüge gestaltet, wobei sein abgewandelter Name „Petas“immer wieder vorkommt, arbeitet Jonas Mayer figürlich und malt auch schon mal Landschaften. Der Kontrast zwischen Figur und Schriftzug ist dann auch eines der reizvollen Elemente der Wandgestaltung in der Völklinger Hütte. Neben den leuchtend lilablauen und flaschengrünen BuchstabenElementen von „Petas“stehen zwei tibetanische Maskentänzer von „Rubin“– so ihre Künstlernamen. Die Tänzer tragen wilde, gehörnte Masken, bunte Gewänder und Schmuck, hinter ihnen leuchtet ein blutroter Mond.
Den Auftrag, im Weltkulturerbe zu malen, haben die GraffitiKünstler über einen Bekannten erhalten, Lennard Stutz, der ein freiwilliges, kulturelles Jahr im Weltkulturerbe in der Projektabteilung absolviert. Wichtig war dort, dass die Wand von Leuten aus der Region gestaltet wird. „Als wir den Auftrag bekommen haben, hatten wir ungefähr eine Woche Zeit, die Wand zu malen“, sagt Jorin Peters. „Wir mussten richtig Gas geben“. Auch die Begebenheiten vor Ort waren etwas schwierig, denn die Mauer ist vier Meter hoch und vor ihr liegen Steine und Geröll. Darauf eine Leiter zu stellen, war schwierig. Zuerst haben die beiden Künstler einen Entwurf auf Papier gemacht, anschließend das Ganze übertragen. Nach vier Tagen harter Arbeit war ihr Werk fertig – und darauf können sie stolz sein. Denn die Farben, der Schriftzug von „Petas“und die Figuren von „Rubin“leuchten, die Arbeit wirkt dynamisch, ist voller Spannung und Energie. Außerdem ist das Gemälde auf einer Wand gemalt, die in einem Weltkulturerbe und unter Denkmalschutz steht, und es soll für die nächsten zwei Jahre stehen bleiben. Und das ganz legal. Welcher Urban Art-Künstler kann das schon von seinem Werk behaupten?
„Wir haben uns in der Szene gegenüber vom Staden kennengelernt“