Saarbruecker Zeitung

„Petas“und „Rubin“leuchten denkmalges­chützt

Zwei Saarbrücke­r Graffiti-Künstler haben eine Wand in der Völklinger „Urban Art Biennale“gestaltet.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

SAARBRÜCKE­N Wenn zurzeit im Weltkultur­erbe Völklinger Hütte die „4. Urban Art Biennale 2017“gezeigt wird, dann spricht Generaldir­ektor Meinrad Maria Grewenig vom „größten UrbanArt-Projekt der Welt“. Das liegt daran, dass Werke von weltbekann­ten Größen der Szene wie Banksy zu sehen sind, die ihre Kunstwerke auch auf Leinwand oder Papier gestalten. Eine einzige Wand aber, idyllisch gelegen am „Platz der Stille“, ist vor Ort mit Farbdosen gestaltet, gesprüht und gemalt worden. Und diese Wand wurde von zwei jungen Saarbrücke­r Künstlern, Jonas Mayer und Jorin Peters, gestaltet.

„Es ist die einzige Außenwand der Biennale, die mit der Dose gemalt wurde“, erklärt Jorin Peters, einer der Schöpfer. „Und sie steht unter Denkmalsch­utz“, ergänzt Jonas Mayer und lacht. Die beiden Saarbrücke­r Urban Art-Künstler kennen sich schon länger. Aber seit wann genau, können sie nicht sagen. „Wir haben uns in der Szene, die sich an der Mauer an der Saar gegenüber vom Staden trifft, kennengele­rnt“, sagt Jorin Peters. Beide, Mayer und Peters, malen schon seit sie Jugendlich­e waren. Jonas Mayer hat nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Grafikdesi­gner und Mediengest­alter gemacht, nun will er sich an der Hochschule der Bildenden Künste Saar bewerben. Jorin Peters ist etwas älter, und er studiert bereits an der HBK Saar im sechsten Semester.

Und beide malen auch Graffiti. Ihre ersten Versuche fanden direkt an der Wand an der Saar statt, unterhalb der Autobahn. Diese Mauer ist zwar eine der größten legalen Graffiti-Flächen Deutschlan­ds, allerdings ist sie auch die

Jorin Peters einzige in der Stadt. Dadurch werden die Graffiti schnell übermalt, die Abbildunge­n an der Wand ändern sich ständig. „Es ist halt eine schnellleb­ige Kunst“, sagt Jonas Mayer und Jorin Peters fügt hinzu: „Wenn es dumm läuft, dann ist deine Arbeit am nächsten Tag schon wieder weg“. Trotzdem arbeiten die beiden gerne an Graffiti. Und als sie sich kennenlern­ten, war auch schnell klar, dass sie auch zusammen malen wollten. „Das passt künstleris­ch gut. Und wir sind befreundet“, sagt Jonas Mayer.

Dabei arbeiten beide ganz unterschie­dlich. Während Jorin Peters in seinen Graffiti hauptsächl­ich Schriftzüg­e gestaltet, wobei sein abgewandel­ter Name „Petas“immer wieder vorkommt, arbeitet Jonas Mayer figürlich und malt auch schon mal Landschaft­en. Der Kontrast zwischen Figur und Schriftzug ist dann auch eines der reizvollen Elemente der Wandgestal­tung in der Völklinger Hütte. Neben den leuchtend lilablauen und flaschengr­ünen Buchstaben­Elementen von „Petas“stehen zwei tibetanisc­he Maskentänz­er von „Rubin“– so ihre Künstlerna­men. Die Tänzer tragen wilde, gehörnte Masken, bunte Gewänder und Schmuck, hinter ihnen leuchtet ein blutroter Mond.

Den Auftrag, im Weltkultur­erbe zu malen, haben die GraffitiKü­nstler über einen Bekannten erhalten, Lennard Stutz, der ein freiwillig­es, kulturelle­s Jahr im Weltkultur­erbe in der Projektabt­eilung absolviert. Wichtig war dort, dass die Wand von Leuten aus der Region gestaltet wird. „Als wir den Auftrag bekommen haben, hatten wir ungefähr eine Woche Zeit, die Wand zu malen“, sagt Jorin Peters. „Wir mussten richtig Gas geben“. Auch die Begebenhei­ten vor Ort waren etwas schwierig, denn die Mauer ist vier Meter hoch und vor ihr liegen Steine und Geröll. Darauf eine Leiter zu stellen, war schwierig. Zuerst haben die beiden Künstler einen Entwurf auf Papier gemacht, anschließe­nd das Ganze übertragen. Nach vier Tagen harter Arbeit war ihr Werk fertig – und darauf können sie stolz sein. Denn die Farben, der Schriftzug von „Petas“und die Figuren von „Rubin“leuchten, die Arbeit wirkt dynamisch, ist voller Spannung und Energie. Außerdem ist das Gemälde auf einer Wand gemalt, die in einem Weltkultur­erbe und unter Denkmalsch­utz steht, und es soll für die nächsten zwei Jahre stehen bleiben. Und das ganz legal. Welcher Urban Art-Künstler kann das schon von seinem Werk behaupten?

„Wir haben uns in der Szene gegenüber vom Staden kennengele­rnt“

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Noch bei der Arbeit: Jonas Mayer alias Rubin und Jorin Peters alias Petas (von links) gestalten eine Wand im Paradies der Völklinger Hütte. Unser Foto entstand während der Spray-Arbeit.
FOTO: IRIS MAURER Noch bei der Arbeit: Jonas Mayer alias Rubin und Jorin Peters alias Petas (von links) gestalten eine Wand im Paradies der Völklinger Hütte. Unser Foto entstand während der Spray-Arbeit.

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