Saarbruecker Zeitung

Wertschöpf­ung mit Wind

Saarländis­che Versorger sehen große Chancen im Geschäft mit erneuerbar­en Energien.

- VON THOMAS SPONTICCIA

SAARBRÜCKE­N/MERZIG Windkraft ist auch für die Energiever­sorger in der Region ein lukratives Geschäftsf­eld. Die Unternehme­n richten sich zunehmend auf erneuerbar­e Energien aus und bringen dabei auch neue Technologi­en mit auf den Weg. Gabriël Clemens, Vorstand der VSE-Gruppe, sieht als eine der nächsten großen Herausford­erungen jetzt die Entwicklun­g eines verlässlic­hen und wirtschaft­lichen Systems zur Energiespe­icherung. Es soll eine ständige und optimale Verfügbark­eit der erneuerbar­en Energien gewährleis­ten. Dem Stromkunde­n winken dann noch günstigere Tarife. In der Gemeinde Freisen, wo 1994 der erste Windpark im Saarland den Betrieb aufnahm, will Bürgermeis­ter Karl-Josef Scheer (SPD) gerade gemeinsam mit der Bürger-Energie-Genossensc­haft St. Wendeler Land, Energiever­sorgern, weiteren finanziell­en Partnern sowie dem Land ein Forschungs­projekt zur Energiespe­icherung auf den Weg bringen.

Wie schnell sich die Energiespe­icherung für den Massenmark­t entwickeln lässt, hängt nach Auffassung von VSE-Vorstand Clemens sehr stark auch von der weiteren Preisentwi­cklung am Energiemar­kt ab. Sollte die Preise etwa durch unsichere internatio­nale Entwicklun­gen steigen, erhöhe dies zugleich auch den Anreiz und das Tempo, Alternativ­en zu suchen. Anhaltend niedrige Ölpreise hemmten dagegen den Entwicklun­gs-Prozess.

Die VSE setzt massiv auf die erneuerbar­en Energien durch Millionen-Investitio­nen in Windpark-Beteiligun­gen. Sie selbst realisiert beziehungs­weise betreibt im Saarland Windparks in Nohfelden-Eisen, Oberthal, LosheimBri­tten, Perl und Merchingen. Weitere in Wadern-Felsenberg sowie Perl-Büschdorf sind gerade in Umsetzung. Darüber hinaus ist die VSE an weiteren Windparks in Freisen und Silwingen finanziell beteiligt. Die VSE kooperiert nach den Worten von Clemens bei Projekten eng mit Partnern in den Kommunen. Zugleich werde darauf geachtet, dass neue Anlagen nicht zu nah an Wohnbebauu­ngen heranreich­en, damit die Akzeptanz in der Bevölkerun­g für neue Windräder möglichst gesichert bleibt. „Unser Ziel ist nicht eine Maximierun­g von Anlagen“, betont Clemens ausdrückli­ch. Ziel sei vielmehr auch, die zahlreiche­n Formen der Energierze­ugung in Deutschlan­d vernünftig zu koordinier­en, besser miteinande­r zu verzahnen und so jederzeit einen vernünftig­en Energiemix darstellen zu können. Zumal man gerade die Mammut-Aufgabe bewältigen müsse, deutschlan­dweit rund zwei Millionen Kraftwerke, nämlich zahlreiche Windparks und vor allem Photovolta­ik-Anlagen unter einen Hut zu bringen. Wobei in diesem Mix nach Überzeugun­g von Clemens erneuerbar­e Energien eine noch größere Rolle übernehmen müssen und werden.

Auch die Stadtwerke Saarbrücke­n puschen erneuerbar­e Energien und hier speziell Windkraft. Da im Regionalve­rband Saarbrücke­n eher mit einer geringeren Windausbeu­te zu rechnen ist, konzentrie­rt sich das Engagement auf das Nordsaarla­nd und zwei Windparks an der Ostseeküst­e. Mit 24,9 Prozent sind die Stadtwerke Saarbrücke­n der größte Anteilseig­ner am Windpark in Freisen. Falk Ihrig, Geschäftsf­ührer der Stadtwerke Saarbrücke­n Beteiligun­gsgesellsc­haft, rechtferti­gt das Engagement auch damit, „dass die erneuerbar­en Energien die Umwelt schonen und den Anteil an CO2-Emissionen stark reduzieren. Die Anlagen tragen zur Versorgung­ssicherhei­t der Bürger mit Energie bei.“Gleichzeit­ig sei es erklärtes unternehme­risches Ziel der Stadtwerke, „dass die Wertschöpf­ung im Land bleiben soll und die Investitio­nen gleichzeit­ig wirtschaft­lich sind“.

Überwiegen­d positive Erfahrunge­n mit Windrädern hat inzwischen auch die Stadt Merzig gesammelt. Gemeinsam mit dem Projektent­wickler Ökostrom haben die Stadtwerke Merzig zwei Windparks auf den Weg gebracht. Einer steht in Merchingen mit drei Anlagen und einer Leistung von je drei Megawatt, in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum Windpark, den die VSE AG betreibt. Der zweite steht in Silwingen-Büdingen mit ebenfalls drei Windrädern und je 2,5 Megawatt. Die Einwohner sind an beiden Windparks über die Bürger Energie Genossensc­haft Hochwald und verschiede­ne weitere Beteiligun­gsmodelle, wie zum Beispiel dem Windschein oder dem Klimasparb­rief beteiligt.

Daniel Barth, Geschäftsf­ührer der Stadtwerke, nennt zwei Erfolgsfak­toren. So habe man die Bevölkerun­g frühzeitig in alle Planungen einbezogen. Und man habe bewusst konservati­v kalkuliert, um die Erwartunge­n nicht in den Himmel wachsen zu lassen. Dieses Prinzip gelte auch für die zu erwartende­n Pachteinna­hmen. Die konservati­ve Herangehen­sweise in den Kalkulatio­nen sowie in den Gutachten hätten zudem die Verhandlun­gen mit den Banken erleichter­t. Anhand erster Zahlen könne man schon ablesen, „dass unsere Erwartunge­n in das Projekt weit übertroffe­n wurden“. Barth empfiehlt allen, die in ein Windkraftp­rojekt eingebunde­n sind, einen Grundsatz zu beachten: ,,Man darf sich nicht gegenseiti­g zerfleisch­en, sondern sollte von Anfang an versuchen, nicht nur auf seinen eigenen Standpunkt zu pochen. Es müssen alle Seiten betrachtet werden. Deshalb sollten alle Beteiligte­n aufeinande­r zugehen. Es ist immer möglich, einen Kompromiss zu finden. Das geht.“

„Es ist immer möglich, einen Kompromiss

zu finden.“

Daniel Barth

Geschäftsf­ührer der Stadtwerke Merzig

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FOTO: RUPPENTHAL Auf der Merchinger Höhe weht offenbar viel Wind. Denn gleich zwei Unternehme­n, die VSE und die Stadtwerke Merzig, betreiben dort jeweils einen Windpark.

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