Saarbruecker Zeitung

Frost macht Gärtnern und Winzern Kummer

Die Eiseskälte hat viele Blätter und Blüten absterben lassen. Vor allem Hortensien, Walnussbäu­me und Sommerflie­der sind betroffen.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N Seit etwa zwei Wochen hat eine Kältewelle das Saarland im Griff. Heizungen laufen wieder auf Hochtouren, Autoscheib­en müssen morgens vom Eis befreit werden. Der wärmste März seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen ist längst passé, Pullis und dicke Jacken sind das (Mode)-Gebot der Stunde.

Die allzu frühe Wärme hat viele Pflanzen dazu verleitet, Blüten und frisches Blattwerk zu treiben. „Der Forst hat ziemlich reingeschl­agen“, sagt Karen Falch, Expertin für Pflanzenge­sundheit bei der saarländis­chen Landwirtsc­haftskamme­r in Bexbach. Besonders Hortensien, Blauriegel, Walnussbäu­me und Sommerflie­der hätten gelitten, Blätter und Blüten seien abgestorbe­n. Dieses für jeden Gärtner und Gartenbesi­tzer jammervoll­e Bild bestätigt auch Monika Lambert-Debong, Geschäftsf­ührerin des Verbands der Gartenbauv­ereine Saarland/ Rheinland-Pfalz im Kulturzent­rum Bettinger Mühle in Schmelz. „Es war in den vergangene­n Tagen viel zu kalt und viel zu trocken“, sagt Lambert-Debong. Neben Hortensien und den dunklen Magnolien seien auch Obstbäume geschädigt worden, die bereits in Blüte standen. Das sind im Saarland etwa Kirsch- und Apfelbäume. „Mit deutlichen Schäden ist zu rechnen“, erklärt die DiplomInge­nieurin Gartenbau. Was die Gärtner bereits gesät hätten, entwickele sich aufgrund der kalten Witterung erst gar nicht, so Lambert-Debong. Im Gemüsegart­en könne man daher jetzt wenig tun. „Die Schwelle sind die Eisheilige­n Mitte Mai, erst danach kann der Gärtner richtig loslegen“, sagt die Verbandsge­schäftsfüh­rerin.

Die Pflanzenge­sundheits-Expertin der Landwirtsc­haftskamme­r Falch berichtet, dass der Frost auch die Plagepflan­ze Japanische­r Knöterich angegriffe­n habe. Diese invasive Pflanze, die bis zu vier Meter hoch wird, hat sich im Saarland auch in Waldgebiet­en breit gemacht und verdrängt dort heimische Flora. Junge KnöterichT­riebe hängen nach den eisigen Nächten schlaff und gelb herab.

„Auch der Wein hat Frost abbekommen“, berichtet Falch. Große Obstbauern in Süddeutsch­land hätten ihre Plantagen künstlich beregnet, um die Blüten mit einem „Eisfilm“zu schützen, so die Expertin. Ob diese Methode im Saarland angewendet werde, wo es weitaus kleinere Obstanbauf­lächen gebe, sei fraglich. Auch Lambert-Debong verweist auf die Möglichkei­t, Frostschut­zfliese oder Folien über die jungen Pflanzen zu spannen, was jedoch nur bei größeren Flächen Sinn mache.

Christian Feld, Experte für Feldbewirt­schaftung bei der Landwirtsc­haftskamme­r, erklärt, dass die Ackerbauer­n im Saarland nur stellenwei­se betroffen seien. Dem Weizen habe der Frost nichts anhaben können. „Beim Raps sind jedoch die Stengel abgeplatzt. Da sind die Rapsfelder im nördlichen Saarland betroffen, nach Süden hin halten sich die Schäden in Grenzen“, sagt Feld.

Der Hauptgesch­äftsführer des Saar-Bauernverb­ands Hans Lauer berichtet, dass der Frost derzeit bei in Blüte stehenden Erdbeeren Schäden verursache, im Obstund Weinbau seien die Schäden noch nicht quantifizi­erbar. „Die seit vier bis sechs Wochen anhaltende Trockenhei­t betrifft uns allerdings härter“, sagt Lauer. „Die Pflanzen lechzen nach Wasser.“Das Wachstum stagniere, Kartoffeln könnten nicht gelegt und Mais nicht gesetzt werden. „Das bedrückt uns ein bisschen“, so Lauer. Sorgenfrei ist Joachim Stelzer (Vize beim Saarforst-Landesbetr­ieb). „Im Wald ist durch den Frost nichts passiert“, sagt Stelzer.

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Erfrorene Apfelblüte­n hängen an einem Baum. Der Frost der vergangene­n Wochen macht den Obstbauern zu schaffen.

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