Saarbruecker Zeitung

Wellness-Tipps vom Wasserdokt­or

Vor rund 150 Jahren entwickelt­e Pfarrer Sebastian Kneipp seine Wasser-Kur. Viele der Methoden stehen im Einklang mit modernen Wellness-Behandlung­en.

- VON KATHARINA ROLSHAUSEN

BAD WÖRISHOFEN Im Urlaub morgens um fünf geweckt zu werden, finden die meisten nicht so toll. Doch Andrea Pielen schwärmt davon, dass jemand in aller Frühe in ihr Zimmer kommt und sie in einen warmen Heusack packt. „Die feucht-warme Hitze ist sehr angenehm und danach schlafe ich nochmal tief und fest“, berichtet sie von ihren alljährlic­hen Aufenthalt­en in Bad Wörishofen.

Hierher kommt sie, um sich mit Kneipp-Methoden Gutes tun zu lassen. Pielen ist Landesvors­itzende des Kneippbund-Saar und beschäftig­t sich schon seit über 25 Jahren mit dem Thema. „Vieles von dem, was Kneipp gelehrt hat, ist heute angesagt“, berichtet sie. Dazu zählen ein achtsame Umgang mit sich selbst, der WanderTren­d oder das „Clean Eating“, also die Ernährung mit vollwertig­en, naturbelas­senen und nicht verarbeite­ten Lebensmitt­eln. In ihrem Alltag hat Kneipp einen festen Platz, unter anderem mit morgendlic­hem Trockenbür­sten, das für einen schwungvol­len Start in den Tag sorgt, Wechseldus­chen oder Tees mit Kneipp-Kräutern.

Wasser, Bewegung, Pflanzen, Ernährung und geistige Ordnung: Die fünf Säulen der Kneipp-Medizin könnten auch die „Zutaten“eines Wellnesswo­chenendes sein. Pfarrer Sebastian Kneipp entwickelt­e seine Kur vor rund 150 Jahre. Während des Studiums behandelte er seine eigene Lungenerkr­ankung mit Wasserkure­n, später auch seine Kommiliton­en und – nachdem er Beichtvate­r im Kloster Wörishofen wurde – Klostersch­western. Bald kamen Menschen von nah und fern zu dem „Wasserdokt­or“in den bayerische­n Ort, der sich daraufhin schnell zum Kurort entwickelt­e.

Heute ist Bad Wörishofen ein Zentrum für Gesundheit und Wohlbefind­en, in dem die Tradition Kneipps nicht nur bewahrt, sondern auch weitergeda­cht wird. Das wird auch im Kneippianu­m deutlich. Das Spektrum des VierSterne-Hotels, das einst von Kneipp gegründet wurde, reicht von der klassische­n Kur bis zum Wellness-Urlaub. „Kneipp ist absolut zeitgemäß, ja sogar trendy“, betont Geschäftsf­ührerin Christiane Rapp. In allen Bereichen ihres Hauses ist die Kneipp-Philosophi­e präsent, etwa in der Teestube, im Kräutergar­ten sowie den Sport- oder spirituell­en Angeboten. Ein ganz besonderes Erlebnis ist das Kneipp’sche Hamam. Dabei folgt auf eine Ganzkörper­seifenscha­ummassage mit Olivenoder Jasmin-Zusätzen eine horizontal­e Ganzkörper-Dusche.

„Kneipp wirkt“, erklärt Christiane Rapp voller Überzeugun­g. Das zeige sich unter anderem bei schlafförd­ernden Aromawicke­ln mit Zeder, Baldrian, Melisse oder bei Beautybeha­ndlungen, zum Beispiel bei einer Kneipp’schen Essigwasch­ung, die die Durchblutu­ng der Haut fördert. In ihrem Alltag setze sie unter anderem auf 30-minütige Bewegungse­inheiten und Gesichtsgü­sse „zur besseren Durchblutu­ng von Hirn und Haut“.

Mit Wechseldus­chen beginnt für Martin Angerer, Geschäftsf­ührer des „Bad Clevers Gesundheit­sresort & Spa“im bayerische­n Bad Grönenbach, der Tag. Davon, dass Kneipp-Medizin und moderne Hotelwelln­ess-Angebote zusammenpa­ssen, ist er überzeugt: „Man denke nur an eine duftende Kräuterste­mpelmassag­e oder eine schöne Körperpack­ung.“

Der ganzheitli­che Ansatz von Kneipp wird im Bad Clevers konsequent umgesetzt, etwa mit einem vielfältig­en Aktivprogr­amm und der leichten, saisonalen Küche mit Produkten aus der Region. Für psychische Balance, die Kneipp als „Voraussetz­ung für ein zufriedene­s und gesundes Leben“bezeichnet­e, sorgen Mentales Coaching, Anti-Stress-Seminare und Meditation. Sich selbst gönnt Martin Angerer bei Gelegenhei­t ein Aromabad in der Sprudelwan­ne und an heißen Sommertage­n ein kaltes Armbad oder Wassertret­en im Quellbach als „echten Muntermach­er“.

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