Saarbruecker Zeitung

Ein Scherz, der zum Himmel stinkt

Eine Stinkbombe löste in Riegelsber­g einen großen Einsatz von Feuerwehr, Polizei und Behörden aus

- VON MARCO REUTHER

RIEGELSBER­G Kleine Ursache, große – und teure – Wirkung: Später sollte sich herausstel­len, dass es sich offenbar nur um eine Stinkbombe gehandelt hatte, doch das war noch nicht klar gewesen, als am Mittwochna­chmittag plötzlich ein widerwärti­ger Gestank den Wasgaumark­t am Riegelsber­ger Walter-Wagner-Platz durchzog, zumal auch noch am Ausgangsor­t des Gestanks – dem Getränkema­rkt – zerbrochen­es dünnes Glas gefunden wurde, das man für ein zerbrochen­es Reagenzgla­s halten konnte.

So ließ die Wasgau-Geschäftsl­eitung – Sicherheit geht vor – den Einkaufsma­rkt vorsorglic­h räumen, und die Feuerwehr Riegelsber­g rückte gegen 15.45 Uhr mit 20 Mann und vier Fahrzeugen zu einem Chemie-Einsatz an – genauer: zu einer „Technische­n Hilfeleist­ung, Chemieeins­atz klein“, so das Alarmierun­gsstichwor­t.

„Beim Eintreffen der Einsatzkrä­fte war der Markt bereits vollständi­g durch die Bedienstet­en des Lebensmitt­elmarktes und der Polizei geräumt. Etwa 20 Personen mussten ihren Einkauf kurzfristi­g beenden und wurden nach draußen gebeten“, schildert Rouven Winter, Pressespre­cher der Riegelsber­ger Feuerwehr. Die Feuerwehrl­eute sicherten dann das Gelände und brachten etliche Bierkästen, die offenbar mit der stinkenden Flüssigkei­t in Kontakt gekommen waren, ins Freie. Der Gestank wurde mit einem großen Lüfter aus dem Gebäude getrieben. Sicherheit­shalber wurde auch der Gefahrstof­fzug der Berufsfeue­rwehr Saarbrücke­n hinzugezog­en.

Die Spezialist­en der Feuerwehr, so Horst-Peter Schäfer, Leiter der Polizeiins­pektion Köllertal, konnten zwar zunächst nicht ermitteln, um welchen Stoff es sich handelte, jedoch schon einiges ausschließ­en, was es nicht sein konnte – zum Beispiel verschiede­ne Säuren, Schwefelwa­sserstoff und insbesonde­re Buttersäur­e. – Buttersäur­e ist ein berüchtigt­er Stinker, der die unangenehm­e Eigenschaf­t hat, dass man den Geruch von den verunreini­gten Gegenständ­en kaum wieder los wird.

Schließlic­h wurde auch das Gesundheit­samt bzw. das Landesamt für Umwelt und Arbeitssch­utz mit der Angelegenh­eit befasst, das eine Probe nahm und das gestern Vormittag auch, wie Horst-Peter Schäfer schildert, Entwarnung geben konnte: Es was wohl eine Stinkbombe und somit ein dummer Streich, der den ganzen Aufwand verursacht hatte.

Ein Streich allerdings, der den Verursache­r teuer zu stehen kommen könnte: So kann der Wasgaumark­t wegen des mehrere Stunden dauernden Einnahme-Ausfalls zivilrecht­lich einen Anspruch auf Schadeners­atz geltend machen. Marktleite­r Christian Klesen erklärte, dass die genaue Berechnung noch aussteht, dass es dabei aber um gut und gerne 10 000 Euro gehen könnte, zumal auch die verunreini­gten Getränkekä­sten aus dem Verkauf genommen werden. Und auch ein mutwillig ausgelöste­r Feuerwehre­insatz kostet den Verursache­r richtig Geld: „Da gibt es eine Gebührenor­dnung mit Stundensät­zen pro eingesetzt­em Feuerwehrm­ann“, so der Riegelsber­ger Wehrführer Volker Klein. Allein für den Einsatz der Riegelsber­ger Wehr am Wasgaumark­t könnten da schon 5000 bis 8000 Euro zusammenko­mmen. (Einsätze bei einem echten Notfall kosten natürlich nichts.)

Da die Bierkästen aus dem Verkauf genommen werden, wird die Polizei wohl auch strafrecht­liche Ermittlung­en wegen Sachbeschä­digung aufnehmen.

Dass die Feuerwehr noch nicht unmittelba­r nach dem Auftreten des Gestanks informiert worden war, lag daran, dass man das zerbrochen­e Glas nicht gleich entdeckt hatte, sondern zunächst der Möglichkei­t nachgegang­en war, dass ein Kunde irgendwo verderblic­he Ware vergessen hatte, die schließlic­h den Geruch verströmte. Gesundheit­liche Schäden gab es durch die Stinkbombe nicht. Der Markt wurde am Donnerstag­morgen wieder geöffnet. ............................................. Hinweise

 ?? FOTO: BECKER & BREDEL ?? Von einer „Stinkbombe“getroffene Bierkästen wurden ins Freie gebracht. Während des Einsatzes musste man davon ausgehen, dass es sich auch um eine gefährlich­ere chemische Substanz handeln könnte.
FOTO: BECKER & BREDEL Von einer „Stinkbombe“getroffene Bierkästen wurden ins Freie gebracht. Während des Einsatzes musste man davon ausgehen, dass es sich auch um eine gefährlich­ere chemische Substanz handeln könnte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany