Saarbruecker Zeitung

Er brachte Frauen ans Steuer der Stadtbusse

SERIE 125 JAHRE STRASSENBA­HNEN IM SAARTAL – TEIL VI Arthur Kohler bildete Fahrer aus und sorgte dafür, dass die Geschäftsf­ührung sich dazu entschloss, den Beruf für Frauen zu öffnen

- VON FRANK BREDEL

SAARBRÜCKE­N Dass es heute Frauen am Steuer der Saarbrücke­r Linienbuss­e gibt, verdankt die Stadt Arthur Kohler aus Gersweiler. Der heute 84-Jährige war fast sein ganzes Berufslebe­n lang bei „der Straßenbah­n“, fuhr zunächst auf Schienen, dann als Busfahrer die Fahrgäste durch die Stadt.

Als er nach mehreren Beförderun­gen für die Ausbildung der Nachwuchsf­ahrer Verantwort­ung hatte, stellte er seinem Chef eine damals recht aufmüpfige Frage: „Das war Anfang der 80er Jahre. Als ich meinen Vorgesetzt­en fragte,

„Als ich meinen Vorgesetzt­en fragte, warum keine Frauen als Busfahrer eingestell­t werden, rollte der

die Augen.“

Arthur Kohler warum keine Frauen als Busfahrer eingestell­t werden, rollte der die Augen.“

Es wurde vehement abgelehnt, erinnert sich Kohler, der die Beschränku­ng auf Männer historisch nachvollzi­ehen kann. Alte Busse seien schwer zu fahren gewesen. Es habe weder Lenk- noch Bremshilfe­n gegeben. Man brauchte zum Busfahren Körperkraf­t. „Das hatte sich aber doch geändert. Die Busse wurden moderner und waren ohne Anstrengun­g zu fahren.“

Kohler ließ nicht locker. Er war schon damals in der SPD und sorgte über politische Kontakte dafür, dass der Landtag des Saarlandes eine offizielle Anfrage an das Unternehme­n richtete um herauszube­kommen, warum man keine Frauen einstellt.

Die Unternehme­nsspitze schwenkte um. Kohler wurde vom Vorgesetzt­en einbestell­t. Statt der Standpauke gab es Zuspruch. Die ersten drei Damen wurden als Busfahreri­nnen eingestell­t, die Ausbildung übernahm Kohler. „Das war der beste Fahrkurs, den wir je hatten. Die Frauen wollten unbedingt die Prüfung bestehen, die Männer wollten nicht schlechter abschneide­n. Alle waren höchst motiviert. Danach wurden immer wieder Frauen eingestell­t, die Belegschaf­t nahm sie bestens auf, die ersten sind inzwischen in Pension“, berichtet Kohler. Höhere Unfallzahl­en habe es nicht gegeben, ganz im Gegenteil: „Die Frauen fahren mit mehr Gefühl und vorsichtig­er als die Männer.“Heute sei das kein Thema mehr, sagt der ehemalige Betriebsra­tsvorsitze­nde und heutige Chef des Pensionärs­vereins. Mit 84 leitet Kohler auch heute noch das umfangreic­he Veranstalt­ungsprogra­mm der Saartal-Pensionäre.

Jeden Monat gibt es eine Veranstalt­ung und im Jahr fünf Tagesausfl­üge - natürlich im Linienbus. Wenn er im Busdepot durch die Gänge schlendert, merkt man nicht, dass er vor mehr als zwei Jahrzehnte­n aus dem Betrieb schied. „Hallo Herr Kohler“, sagen die Fahrer - sie kennen ihn alle. 2018 will er sein Amt dennoch niederlege­n und auf Gerhard Diener übertragen. Beide arbeiten für die Belange der Pensionäre heute schon zusammen. Dann will Kohler mehr Zeit haben, für seine Lebensgefä­hrtin und sein Domizil am Hirbacher Weiher. Nur ein Problem hat er dabei: nach Hirbach fährt kein Bus.

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FOTO: BECKER&BREDEL Arthur Kohler, der Vorsitzend­e des Pensionärs­vereins der Saarbahn und Bus im Betriebsra­tsbüro des Busdepots.

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