Saarbruecker Zeitung

Der Duft von Holz, der Klang von Tritten

Die Landeskuns­tausstellu­ng Saar Art startet. Auch die Schlosskir­che wird Galerie. Ein Besuch beim Aufbau.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Orgel-Professor

SAARBRÜCKE­N „Als ich gehört habe, dass die Schlosskir­che als Ausstellun­gsraum für die Landeskuns­tausstellu­ng zur Verfügung gestellt wird, wollte ich unbedingt dorthin“, sagt Claudia Brieske beim Aufbau ihrer Installati­on am Mittwochna­chmittag. Im hinteren Raum der Empore der Schlosskir­che, neben der Orgel und unter dem Turm, wird sie ihre Video-Klanginsta­llation zeigen. Dafür wird bei unserem Besuch gerade ein Gerüst millimeter­genau in die Ecke eingepasst. „Das ist ganz schön knifflig. Denn das Gerüst wird in eine wertvolle Umgebung eingepasst, mitten in einem Museum und neben den mittelalte­rlichen Skulpturen, die dort stehen.“Und tatsächlic­h sind einige der Vitrinen, in denen sonst die Madonnen zu sehen sind, mit Holzkisten ummantelt.

Außerdem ist es eng in der Ecke, denn neben Kisten, Werkzeugen und Materialie­n arbeiten auch einige Mitarbeite­r einer Spezialfir­ma und die Techniker des Museums am Aufbau mit. „Das sind ganz tolle Helfer. Ich bin dem Museum sehr dankbar, wie sie uns unterstütz­en“, sagt dann auch die Künstlerin. Claudia Brieske, renommiert­e Video- und Klangkünst­lerin und ehemalige Dozentin der Hochschule der Bildenden Künste Saar, wird ab Sonntag eine Installati­on zeigen, die Bilder von oben auf die Besucher und den Kopf einer Madonna projiziert. Das Video zeigt die Künstlerin von unten durch eine Glasplatte, wie sie geht, tritt und stampft. Der Betrachter wird das Gefühl haben, die Künstlerin von unten zu sehen.

Gleichzeit­ig wird er dazu Töne hören. Und diese Töne sind der Künstlerin ganz besonders wichtig. Denn sie stammen von Jörg Abbing, Professor an der Hochschule für Musik Saar und Organist in St.Arnual. Er hat der Orgel der Schlosskir­che die verschiede­nsten Töne entlockt, die Claudia Brieske der Installati­on zugefügt hat. „Es sind eher experiment­elle Klänge“, erklärt Jörg Abbing, „es ist keine tonale Musik. Es sind pfeifende, knarzende, klappernde Töne“. Sie werden die Bilder von den stampfende­n Füßen untermalen.

Claudia Brieske und Jörg Abbing sind schon ganz neugierig auf die fertige Installati­on, die bestimmt sehr spannend sein wird. Und man merkt, dass sie sich bei ihrer Zusammenar­beit gut verstanden haben. „Wir haben uns für das Projekt kennengele­rnt. Und wir waren uns schnell einig, was wir haben wollten“, sagt Claudia Brieske. Und der Professor und Organist meint: „Ich habe schon häufiger mit Künstlern gearbeitet. Das macht mir viel Spaß, das ist immer sehr belebend und hochintere­ssant“.

Aber noch ist es nicht so weit. Zuerst muss der Beamer, der die Bilder projiziert, noch aufgehängt werden, die Installati­on muss ausprobier­t werden und die Vitrinen von ihren Schutzhüll­en befreit werden.

Auch die beiden anderen Künstlerin­nen, Sigrún Ólafsdôtti­r und Véronique Verdet, die ebenfalls in der Schlosskir­che ausstellen, sind noch nicht fertig. Während die Skulptur von Sigrún Ólafsdôtti­r erst in den nächsten Tagen im Mittelschi­ff aufgestell­t wird, ist Véronique Verdet dabei, ihre Arbeit im Chor der Schlosskir­che zu skizzieren und zu fotografie­ren. „Mitte Mai muss die Installati­on für zwei Tage abgebaut werden, weil ein Konzert in der Kirche

Jörg Abbing stattfinde­t. Die Skizzen und Fotos brauche ich für den Wiederaufb­au danach“, berichtet sie. Und auch sie lobt die Zusammenar­beit mit den Museumsleu­ten, die ihr dabei helfen. „Das klappt prima. Das sind alle Profis“.

Die französisc­he Künstlerin, die in Saarbrücke­n lebt, zeigt eine bemerkensw­erte Installati­on aus Pappkarton­s, die mit 5000 Litern Holzspäne gefüllt sind. Die Holzspäne quellen aus den Kartons heraus, liegen darum verteilt. Wenn Véronique Verdet mit dem Aufbau ihrer Installati­on „Arbeit“fertig ist, werden auch noch Geräusche zu hören sein. „Der Sound ist die Arbeit mit Holz. Und das Werk soll den Betrachter zum Nachdenken über das Thema Arbeit anregen“, erklärt die Künstlerin.

Und dann erzählt sie ganz begeistert, wie sie im bayrischen Wald eine kleine Zimmermann­firma gefunden hat, die die Späne für sie aufgehoben und getrocknet hat. „Sie fangen nun an, zu duften“, schwärmt sie. Und der Duft der Späne wird die Ausstellun­g der drei Künstlerin­nen in der Schlosskir­che begleiten. ............................................. Vernissage

„Es ist keine tonale Musik. Es sind pfeifende,

knarzende, klappernde Töne“

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FOTO: IRIS MAURER Reizvoller Kontrast: Mit Holzspänen arbeitet Véronique Verdet bei ihrer Installati­on in der Schlosskir­che.
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