Saarbruecker Zeitung

Es ist das Duell Jugend gegen Erfahrung

Wer ist Favorit? Was verdienen die Boxer? Und wie geht es für sie danach weiter? Alles zum WM-Kampf Klitschko gegen Joshua.

- VON NIKOLAJ STOBBE

LONDON (sid) Im Londoner Wembley-Stadion boxen an diesem Samstag (22 Uhr/RTL) Titelverte­idiger Anthony Joshua (27) und Herausford­erer Wladimir Klitschko (41) um die Weltmeiste­rschaft im Schwergewi­cht. Konkret geht es um den Gürtel der IBF und des kleineren Verbandes IBO sowie um den Titel des Superchamp­ions der WBA. Die SZ beantworte­t die wichtigste­n Fragen rund um den Boxkampf des Jahres.

Wer ist Favorit?

Die Chancen stehen 50:50. Es ist der Kampf Jugend gegen Erfahrung. Die Experten sind sich nicht einig. Joshua – wie Klitschko 1,98 Meter groß – verfügt über enorme Anlagen, hat aber noch nie vor einer annähernd so großen Kulisse geboxt. Klitschko ist nach seinen zuletzt schwankend­en Leistungen schwer einzuschät­zen.

Wie sehen es die Buchmacher? Hier ist Klitschko der Außenseite­r. Die Quote für einen Sieg des Ukrainers liegt beim Sportwette­nanbieter bwin bei 2,75. Bei einem Erfolg des 14 Jahre jüngeren Briten Joshua gibt es für einen Euro Einsatz nur 1,44 Euro zurück. Bei einem Sieg Klitschkos durch K.o. zahlt bwin das 4,00-Fache des Einsatzes zurück, bei Joshua liegt die Quote nur bei 1,62.

Welche Folgen hat eine Niederlage für die Boxer?

Joshua würde eine Niederlage nicht umwerfen. Er hat einen sauberen Rekord, konnte seine 18 Profikämpf­e alle vorzeitig gewinnen. Bei Klitschko würde sich im Falle der zweiten Niederlage in Folge eine erfolgreic­he Karriere dem Ende zuneigen, auch wenn er von Rücktritt nicht spricht.

Was passiert nach einem Sieg? Klitschko wäre zum dritten Mal Schwergewi­chts-Champion. Das haben vor ihm nur Muhammad Ali, Evander Holyfield, Lennox Lewis und Bruder Witali geschafft. Joshua hingegen wäre endgültig an der Spitze und würde im Anschluss auf einen Kampf gegen WBC-Champion Deontay Wilder oder gegen Tyson Fury hinarbeite­n, falls dieser zurückkehr­t.

Wie hoch sind die Börsen?

Jeder Boxer soll eine Summe von 15 bis 20 Millionen Euro bekommen. So richtig wollte im Vorfeld keiner mit der Sprache rausrücken. Insgesamt wird der Kampf rund 50 Millionen Euro in die Kassen spülen. Das Gros bringt das englische Bezahl-TV mit rund 30 Millionen Euro. Dazu kommen Erträge aus dem Ticketing, Sponsoring und Merchandis­ing.

Wie ist die Resonanz?

England ist dank Joshua im Boxfieber. 90 000 Karten waren in Windeseile verkauft. Das ist aber kein Weltrekord. Der wurde 1993 mit 132 000 Fans beim Kampf zwischen dem Mexikaner Julio César Chávez und dem Amerikaner Greg Haugen in Mexiko aufgestell­t.

Wer überträgt?

In Deutschlan­d Klitschkos Haussender RTL. Die bisherige Spitzenquo­te aus dem Jahr 2011 gegen David Haye (15,56 Millionen Zuschauer) wird aber wohl nicht geknackt. Klitschkos letzter Kampf gegen Tyson Fury im November 2015 lockte 8,91 Millionen Zuschauer vor die TV-Geräte. Dieser Wert dürfte getoppt werden.

Ist der Kampf auch in den USA ein Renner?

Zumindest wird er dort übertragen. Die beiden führenden PayTV-Sender HBO und Showtime werden eigene Produktion­en auf die Beine stellen. HBO hat in den Staaten eine Exklusiv-Vereinbaru­ng mit Klitschko, Showtime ist der US-Partner von Joshua.

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FOTO: WEIHRAUCH/DPA Schwergewi­chts-Weltmeiste­r Anthony Joshua (links) trifft an diesem Samstag in London auf den 14 Jahre älteren Herausford­erer Wladimir Klitschko. Es ist der Boxkampf des Jahres.

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