Saarbruecker Zeitung

Liberale wollen „weltbeste Bildung“

- VON WERNER KOLHOFF

BERLIN Mit großer Mehrheit hat die FDP auf ihrem Parteitag in Berlin ihr Programm für die Bundestags­wahl verabschie­det. Das Angebot der Liberalen unterschei­det sich durchaus von früheren. Erstmals stehen nicht Steuersenk­ungen zentral – sondern die Bildung.

Das überrascht, weil Bildung Ländersach­e ist. Doch verfolgt die FDP die Philosophi­e der „Chancenger­echtigkeit“. Die Liberalen definieren als Ziel, dass Deutschlan­d die „weltbeste Bildung“bekommen soll, eine Aufgabe vergleichb­ar mit dem „Mondfahrtp­rojekt“. Bei den Bildungsau­sgaben soll Deutschlan­d aus dem OECD-Mittelfeld in die Spitzengru­ppe rücken, was zusätzlich­e Ausgaben von etwa 50 Milliarden Euro erfordern würde. Wie das Geld aufgebrach­t werden soll, sagt die Partei nicht. Es sei eine „gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe“. Wohl aber, wie sie es ausgeben will.

So sollen für jeden der 8,7 Millionen Schüler in den nächsten Jahren 1000 Euro in Technik investiert werden. Die Wahl der Schulen soll völlig frei sein; die Kinder bringen die Kostendeck­ung per Bildungsgu­tschein mit. Die Schulen müssen sich also um Schüler bemühen. Zudem soll es einheitlic­he Bildungsst­andards zwischen den Bundesländ­ern geben. Den Hochschule­n will die Partei erlauben, „nachgelage­rt“Studiengeb­ühren zu erheben – also nach dem erfolgreic­hen Abschluss. Und alle Studenten sollen 300 Euro pro Monat als Zuschuss bekommen plus ein Darlehen.

Kostenträc­htig wird es auch in der Steuerpoli­tik. Die Bürger sollen bei der Einkommens­steuer um 30 Milliarden entlastet werden. Und der Solidaritä­tszuschlag, der gegenwärti­g 18 Milliarden Euro erbringt, soll in der nächsten Legislatur­periode komplett entfallen, ebenso die Stromsteue­r. Sozialpoli­tisch hält die FDP an ihrem Konzept des Bürgergeld­es fest – alle Sozialleis­tungen werden hier zusammenge­fasst. Bei der Rente setzt die Partei auf einen völlig flexiblen Eintritt in die Altersvers­orgung ab dem 60. Lebensjahr. Wer länger arbeitet, soll mehr bekommen. Eine Höchstgren­ze gibt es nicht mehr.

In der Zuwanderun­gspolitik fordert die FDP ein Einwanderu­ngsgesetz mit einem Punktesyst­em, so dass qualifizie­rte Ausländer legal nach Deutschlan­d gelangen können. Kriegsflüc­htlinge sollen einen Sonderstat­uts bekommen und schnell anerkannt werden – dafür aber nach Beendigung des Konfliktes in ihre Heimat zurückkehr­en. Die Möglichkei­t der doppelten Staatsange­hörigkeit soll bleiben – aber spätestens die Enkelgener­ation muss sich dann laut FDP für einen Pass entscheide­n.

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