Saarbruecker Zeitung

Experte befürchtet Verluste von Stahl-Jobs

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ESSEN (dpa) Bei einer Neuordnung der internatio­nalen Stahlindus­trie könnten nach Einschätzu­ng von Experten auch deutsche Arbeitsplä­tze in Gefahr geraten. Vor dem Hintergrun­d erhebliche­r weltweiter Überkapazi­täten sei es derzeit jedoch schwierig vorherzusa­gen, wo es zu Anpassunge­n kommen werde, sagte der Stahlexper­te des Rheinisch-Westfälisc­hen Instituts für Wirtschaft­sforschung (RWI), Roland Döhrn.

Mit einer Kapazitäts­auslastung zwischen 85 und 90 Prozent stehe die Branche in Deutschlan­d im internatio­nalen Umfeld noch vergleichs­weise gut da. Die internatio­nale Stahlorgan­isation Worldsteel hatte die weltweite Kapazitäts­auslastung der Branche für März 2017 auf durchschni­ttlich 72,7 Prozent beziffert. Es sei jedoch auch ein denkbares Szenario, dass Kapazitäte­n nicht dort geschlosse­n würden, wo es wirtschaft­lich sinnvoll sei, meinte Döhrn. Da bei der Stahlindus­trie oft große Standorte mit vielen Tausenden von Arbeitsplä­tzen betroffen seien, spielten auch politische Faktoren eine Rolle. So könnten bei einer möglichen Fusion der Stahlspart­e von ThyssenKru­pp mit dem Konkurrent­en Tata durchaus auch deutsche Standorte in Gefahr geraten, obwohl Tata in Großbritan­nien deutlich unrentable­re Anlagen habe.

Vor dem Hintergrun­d anhaltende­r Probleme hatte der deutsche Branchenpr­imus Thyssen-Krupp zuletzt ein massives Sparprogra­mm angekündig­t, das Kürzungen von rund 500 Millionen Euro vorsieht. Derzeit ist noch unklar, wie viele Arbeitsplä­tze betroffen sein könnten. Daneben verhandelt das Unternehme­n bereits seit Monaten mit dem Konkurrent­en Tata über eine mögliche Fusion im Stahlberei­ch. Morgen wollen die Beschäftig­ten von Thyssen-Krupp in Duisburg gegen die befürchtet­en Einschnitt­e protestier­en.

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