Furcht vor dem Sturz in den Armutskeller
Die Rentengerechtigkeit wird eines der wichtigsten Themen der Gewerkschaften werden. Das wurde auf der Maidemo deutlich.
SAARBRÜCKEN Bunt und laut war er, der Demonstrations-Lindwurm, der sich gestern durch die Saarbrücker Innenstadt zog. Die Trommlergruppe von Samba Balawa und etliche Sirenen sorgten für den nötigen Sound bei dem Umzug zum Tag der Arbeit, dem 1. Mai. 4500 Demonstranten hatten sich nach Angaben der Polizei und des Veranstalters, des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Saar, auf den Weg nach Saarbrücken gemacht. Sie wollten deutlich machen, dass sie sich für eine ausreichende Rente und soziale Gerechtigkeit einsetzen.
Diese Themen griff auch Markus Fuß auf, der Hauptredner der Kundgebung auf dem Saarbrücker Schlossplatz. Der Leiter des Verbindungsbüros der Gewerkschaft Verdi zur Bundesregierung warnte davor, dass „in einem der reichsten Länder der Welt vielen Menschen nach einem langen Arbeitsleben der Absturz in den Armutskeller droht“. Wer heute 2500 Euro brutto verdient, „der muss 35 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, um im Alter nicht auf dem Sozialamt zu landen“, rechnete er vor. Zudem müsse die Erwerbsminderungsrente aufgestockt und der Zugang erleichtert werden. „Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, darf nicht mit hohen Abschlägen bestraft werden“, rief er seinen Zuhörern entgegen und erntete anhaltenden Applaus.
Zudem kritisierte Fuß die seiner Auffassung nach immer größer werdende Ungleichheit in Deutschland. „Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander“, sagte er. Im Vorfeld der Bundestagswahl am 24. September „werden wir daher die soziale Gerechtigkeit und soziale Sicherheit zum zentralen Gegenstand der politischen Auseinandersetzung machen“. Geld sei genug da. „Reiche, große Erbschaften, Unternehmen und Kapitalerträge müssen endlich stärker zur Finanzierung des Allgemeinwohls herangezogen werden“, fordert er.
Auch Europa muss sozialer werden“, betonte DGB-Landeschef Eugen Roth. Nur so könnte der aufkeimende Populismus eingegrenzt werden. Von der Landesregierung forderte er unter anderem eine bessere Bildungsstrategie. Nur wer gut ausgebildet sei und Chancen auf einen entsprechend qualifizierten Arbeitsplatz habe, „bleibt im Saarland und gründet auch hier eine Familie“. Die Arbeitgeber an der Saar würden hingegen auf eine Billigstrategie setzen. „Das ist ein Steinzeitkurs“, sagte Roth.
In die gleiche Kerbe schlug auch Sören Sossong von der DGB-Jugend Saar. Häufig müssten Lehrlinge ausbildungsfremde Tätigkeiten
“Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander.“
Markus Fuß
Hauptredner auf der Maikundgebung des DGB
ausüben und Überstunden schieben. „Zudem weiß jeder zweite Auszubildende im letzten Lehrjahr nicht, ob er übernommen wird.“Angesichts eines drohenden Facharbeitermangels „ist das eine vollkommen verfehlte Politik der Arbeitgeber“. Nur einer freute sich über die Billigheimer auf dem Planeten Erde, nämlich Darth Vader, der die „dunklen Seite der Macht“im „Krieg der Sterne“vertritt. Damit sei die Erde auf dem Weg, ein Todesstern zu werden. In einer Show-Einlage hatte der als Darth Vader verkleidete Joshua Dirks von der DGB-Jugend Saar die Rednerbühne mit seinen Soldaten gestürmt. Doch im letzten Moment wurde vertrieben. Das Gute hatte mal wieder gesiegt.