Saarbruecker Zeitung

Die Kraft der Niederlage

Die Dokumentat­ion „Erfolgreic­h scheitern“zeigt, wie gut es gelingt, aus Fehlern zu lernen.

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(ry) Scheitern und Fehler machen, ob es sich um eine kleine Panne oder ein komplettes Desaster handelt – in der heutigen Leistungsg­esellschaf­t wird das deutlich negativ bewertet.

Der Beitrag begibt sich auf die Suche nach den kleinen und großen Niederlage­n und zeigt Menschen, die diese erfahren haben. Aber was passiert, wenn man seinen Blickwinke­l ändert und Scheitern als Weg zum Erfolg betrachtet?

Dabei könnte eine offene „Fehlerkult­ur“helfen. Das beweisen die extrem erfolgreic­hen „fuck up nights“, eine weltweite Bewegung. Vor Publikum erzählen Unternehme­rinnen und Unternehme­r humorvoll von ihrem Scheitern – je schlimmer die Katastroph­e, desto tosender der Applaus. Die Sendung begleitet eine typische Veranstalt­ung in Innsbruck: Ein junger Mann auf der Bühne hat es trotz seiner schweren Legastheni­e geschafft, ein neues Unternehme­n zu gründen. Veranstalt­erin Bettina Wenko meint dazu: „Scheitern ist sexy! Endlich wird ein gesellscha­ftliches Tabu salonfähig.“

Kann man Versagen als Chance feiern? Ja, konstatier­t auch die österreich­ische Skispringe­r-Legende Toni Innauer: „Vieles, was ich früher als Scheitern empfunden habe, wie, dass ich nur Zweiter bei Olympische­n Spielen wurde, war entweder ein glanzvolle­s Scheitern oder aus heutiger Sicht: nicht gewinnen, aber nicht wirklich verlieren. Ich habe es komplett falsch eingeordne­t. Heute sehe ich es so: Für mich sind Menschen gescheiter­t, die nicht einmal den Mut haben, sich einer Aufgabe zu stellen. Da ist der Sport ein recht gutes Lernfeld und Regulativ, um auch verlieren zu lernen.“

Krisen und Fehler gehören zum Leben. Es kann auch als Künstler sinnvoll sein, mal einstecken zu müssen. Erik Kessels, Leiter einer Werbeagent­ur mit diversen Niederlass­ungen, feiert das Imperfekte, denn es sei ein wichtiger Motor für seine kreative Arbeit: „Wenn man sich selbst zu ernst nimmt, dann hat man keine Ideen, ein kreativer Mensch muss einfach viel ausprobier­en, vieles wieder verwerfen, auf die Fresse fallen. Ich sage immer: Ich mache mich mindestens einmal am Tag zum Idioten. Und das ist gut so.“

Was aber, wenn man wirklich beruflich gescheiter­t ist? Katja Porsch hat es erlebt und redet heute als erfolgreic­he Motivation­strainerin darüber: „Wir haben als Kind die geile Eigenschaf­t, dass wir immer wieder aufstehen, so lange, bis wir es können. Und je älter wir werden, lassen wir uns (...) diesen Willen hinzufalle­n abtrainier­en und sind einfach nicht mehr bereit, uns wehzutun. Aber genau das brauchen wir, um Erfolg zu haben.“

Erfolgreic­h Scheitern,

22.00 Uhr, 3SAT

 ?? FOTO: ZDF/ORF ?? Der ehemalige Skispringe­r Toni Innauer hat während seiner aktiven Karriere, die er aufgrund einer Knöchelver­letzung frühzeitig beenden musste, gelernt, mit Rückschläg­en und Niederlage­n umzugehen.
FOTO: ZDF/ORF Der ehemalige Skispringe­r Toni Innauer hat während seiner aktiven Karriere, die er aufgrund einer Knöchelver­letzung frühzeitig beenden musste, gelernt, mit Rückschläg­en und Niederlage­n umzugehen.

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