Saarbruecker Zeitung

Vermittler zwischen Kunst und Wirklichke­it

Der Studiengan­g Kulturmana­gement verbindet zwei Welten und drei Hochschule­n. Dafür erhielt er den Landesprei­s Hochschull­ehre.

- VON CHRISTIAN LEISTENSCH­NEIDER

SAARBRÜCKE­N Künstler sind kreativ und chaotisch. Betriebswi­rte sind effizient und geldfixier­t. Füreinande­r haben beide nichts als Abscheu übrig.

Mit diesem Dreisatz ließe sich ein Klischee auf die Spitze treiben, das kulturelle und ökonomisch­e Sphäre strikt auseinande­rdividiert. In der Wirklichke­it haben sie sich aber längst aufeinande­r zubewegt. Kultur ist ein Wirtschaft­sfaktor und viele Künstler sind Unternehme­r ihrer selbst. Dieser Entwicklun­g trägt der Master-Studiengan­g Kulturmana­gement Rechnung, der an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), der Hochschule für Musik (HfM) und der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) in Saarbrücke­n angeboten wird.

Studienang­ebote zum Thema Kulturmana­gement gebe es einige, doch die Zusammenar­beit von wirtschaft­lich und künstleris­ch orientiert­en Hochschule­n sei einzigarti­g in Deutschlan­d, sagt HTW-Professori­n Nicole Schwarz, die den Studiengan­g in den vergangene­n Jahren aufgebaut hat.

Das schlage sich auch in einem Curriculum nieder, das es bundesweit in dieser Form kein zweites Mal gebe. Sogenannte Harmonisie­rungsmodul­e sorgen dafür, dass sich Studenten aus unterschie­dlichen Fachbereic­hen auf Augenhöhe begegnen können: Betriebswi­rte analysiere­n musikalisc­he Satzstrukt­uren, Musiker erstellen Unternehme­nsbilanzen. Gemeinsam erarbeiten sie sich die Methoden zum Management und zur Vermittlun­g kulturelle­r Themen. Für dieses Konzept wurden die Dozenten in diesem Jahr mit dem Landesprei­s Hochschull­ehre ausgezeich­net.

„Kulturmana­ger müssen Brückenbau­er sein“, erklärt Nicole Schwarz die besondere Herausford­erung, die der Arbeitsber­eich darstellt. Man brauche eine Affinität zu und ein besonderes inhaltlich­es Interesse an künstleris­chkulturel­len Themen, müsse aber auch strukturie­rt und organisier­t arbeiten können.

Für Franziska Krumme ist das eigentlich eine Selbstvers­tändlichke­it. „Auch Kulturinst­itutionen müssen gemanagt werden. Sonst kann das gar nicht funktionie­ren bei so vielen Beteiligte­n“sagt die 26-Jährige. Sie gehörte zum Pionierjah­rgang des 2014 ins Leben gerufenen Angebotes und hat gerade ihren Abschluss erreicht. „Ich habe schon vor dem Studium bei vielen kulturelle­n Projekten mitgemacht. Da habe ich mir oft gedacht, dass viel Energie unnötig verbraucht wurde. Mehr Struktur hätte da gutgetan.“

Struktur ist auch das Stichwort, das Johannes Kern von dem Studiengan­g überzeugt hat. Der 24-Jährige hat seinen Bachelor in Kompositio­nslehre an der HfM Würzburg gemacht. „An einer Musikhochs­chule gibt es sehr wenig Struktur. Da fand ich es gut, mal einen festen Stundenpla­n zu haben.“Was er an betriebswi­rtschaftli­chen Inhalten und organisato­rischen Methoden kennenlern­t, könne gerade kulturell tätigen Menschen zugutekomm­en. „Künstler liefern oft tolle Arbeit ab, aber werden in der wirklichen Welt nicht dafür belohnt. Deswegen fände ich es schön, ihnen helfen zu können.“

Wie Kern und Krumme kommen viele Studenten aus ganz Deutschlan­d extra für den Studiengan­g ins Saarland, sagt Schwarz. Er sei von Anfang an voll besetzt gewesen – eine Seltenheit für neue Angebote.

Der Stundenpla­n ist gut gefüllt. Das muss er auch sein, denn mit gerade einmal vier Semestern, von denen das letzte auch noch hauptsächl­ich für die Abschlussa­rbeit reserviert ist, ist die Zeit knapp bemessen. „Das ist schon sportlich“, sagt Nicole Schwarz. Dabei soll nicht nur Theorie gepaukt, sondern auch Wert auf Praxis gelegt werden. Aktuell planten die Studenten etwa das Fest der Kulturen am Rotenbühl. Am 17. Juni können Besucher sich dann ab 10 Uhr in dem Saarbrücke­r Stadtteil von den organisato­rischen Fähigkeite­n der angehenden Kulturmana­ger überzeugen.

Die ersten Absolvente­n seien bereits bei anerkannte­n Institutio­nen wie Oper, Philharmon­ie und Theater untergekom­men, so Schwarz. Wie so oft gilt dabei: Wer bereit ist, aus dem Saarland wegzuziehe­n, hat die besseren Karten.

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