Saarbruecker Zeitung

Die Mainzer trotzt dem Regen

Das Quartier Mainzer Straße feierte gestern seine Hoffeste und nutzte sie zur Diskussion über Stadtteil-Entwicklun­g und Dezember-Beleuchtun­g.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

ST. JOHANN Kann man sich streiten und übergangsl­os friedlich über Weihnachte­n reden? Kann man. Zumindest wenn man am 1. Mai in geselliger Runde im Frühstücks­raum des Hotels Leidinger sitzt. Dorthin hatte der Verein „Quartier Mainzer Straße“anlässlich seiner Hoffeste eingeladen. Ein Verein, der wie Bezirksbür­germeister­in Christa Piper lobte, „ein Geschenk ist für die Stadt“, weil er nicht einfach nur über Missstände klagt, sondern die zu beheben versucht. Und weil er bei Problemen nicht einfach nur nach „der Stadt“ruft, sondern zeigt, was Bürger selbst tun können.

Dieses Lob war unumstritt­en in der Runde der Politiker, Anwohner und Geschäftsl­eute, die sich zum Frühstück trafen. Das Lob, das Piper für einen Vorstoß hatte, den Baudezerne­nt Heiko Lukas vergangene Woche machte, sorgte aber für Diskussion­en.

Statt eines „städtebaul­ichen Vertrags“zwischen der Stadt und den Investoren, die das ehemalige Gelände des Citroën-Autohauses zwischen Großherzog-FriedrichS­traße und Neugässche­n neu beleben wollen, müsse ein Bebauungsp­lan her, hatte Lukas gefordert (die SZ berichtete). Richtig so, findet Piper. Denn im Gegensatz zum Vertrag beinhaltet der Bebauungsp­lan, über dessen Notwendigk­eit man schon vor Jahren einig gewesen sei, eine Beteiligun­g der Öffentlich­keit. Und die sei wichtig, weil sich Anwohner Sorgen machen, dass zu hoch gebaut wird und ihre Wohnungen dadurch „verschatte­t“werden.

„Die Sicht der Bezirksbür­germeister­in ist in dem Fall eine eingeschrä­nkte“, findet deren Parteifreu­nd Peter Bauer. Der Vorsitzend­e der SPD-Stadtratsf­raktion hält nichts von einem Bebauungsp­lan. Der sei vor einigen Jahren noch sinnvoll gewesen, als es darum ging, eine große Einzelhand­elsfläche an dieser wichtigen Stelle zu verhindern. Nun da man Investoren hat, die vor allem Wohnraum schaffen wollen, überrasche es ihn, dass der Baudezerne­nt die abgesproch­ene Linie verlassen will, sagt Bauer.

Ein Bebauungsp­lanverfahr­en verzögere das Projekt etwa um ein Jahr. Und ein solches Verfahren habe einen Nachteil gegenüber dem, was man eigentlich vorhatte – nämlich in einem Vertrag mit den Investoren Preise für „preisgünst­igen Wohnraum“festzulege­n. Gute Bauprojekt gebe es nämlich einige in der Innenstadt, aber eben keine, die für Durchschni­ttsverdien­er Wohnungen im Angebot haben.

Das sieht auch Gerd Leidinger von der Initiative Mainzer Straße so. In der Innenstadt könne ein Investor nur verhältnis­mäßig günstige Wohnungen anbieten, wenn er möglichst viele Stockwerke bauen kann. Deshalb dürfe die Stadt „nicht in die Knie gehen, wenn Protest kommt“, findet Bauer. Und überhaupt: Das Projekt sei bisher transparen­t gewesen und werde es auch bleiben, weil der Stadtrat darüber öffentlich beraten wird.

Das reicht vermutlich nicht, wenn Anwohner dagegen klagen und dabei auf einen fehlenden Bebauungsp­lan verweisen, hält die Bezirksbür­germeister­in dagegen. Schon der Rechtssich­erheit wegen, müsse man dem Vorschlag des Baudezerne­nten folgen.

Wie immer an anderer Stelle zu Ende diskutiert wird, die von der Initiative Mainzer Straße organisier­ten Gesprächsr­unden seien ein guter Ort für solche offenen Debatten, befand Bauer – und überließ Piper das Feld beim Thema Weihnachte­n. Darüber könne man nicht früh genug reden, findet sie. Zumal dann, wenn wie von Andrea Dumont vom Verein angekündig­t, in diesem Jahr eine Weihnachts­beleuchtun­g das Quartier in Stimmung versetzen soll.

Weil es mit dem Strom aus den Häusern der Anwohner schwierig sei, überlege der Verein, eine Solarbeleu­chtung anzuschaff­en – also Lampen, die tagsüber aufladen und bei Dunkelheit strahlen. Piper glaubt, dass man auch eine üppigere Beleuchtun­g mit Strom aus der Steckdose hinkriegt. Sie werde da mal mit ein paar Leuten reden, kündigte sie an.

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FOTOS: RICH SERRA Trotz des miesen Wetters ließ sich Popeye alias Ralf Braun gestern die Laune bei den Hoffesten nicht verderben.
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Auch die Holzkunstm­anufaktur in der Mainzer Straße 58 hatte geöffnet.

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